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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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Friseur. Wenn ihre Haare zu lang wurden, bauschten sie sich und verliehen ihr eine gewisse Ähnlichkeit mit Jimi Hendrix, was sie nicht gerade als schmeichelhaft empfand. Aber übertriebenes Stylen war eben nicht ihre Art, und das wusste sie.
    »Cam!«, rief sie. Er reagierte nicht. Der Wind blies ihr entgegen, und er ging in der Mitte der zerlumpten, aber gesund und kräftig wirkenden Schar. Sie hatten ihren Job gut erledigt, und in ihren lauten Stimmen schwang Zufriedenheit mit. Trotzdem richtete Cam seine Worte nur an eine Person. Allison Barrett.
    »Lass den Käfig das nächste Mal einfach fallen«, riet er ihr.
    »Das kleine Mistvieh hätte es nicht gewagt, mich anzuspringen«, entgegnete Allison, und Cam lachte wieder.
    Das Mädchen war Anfang zwanzig, hatte einen breiten Mund und prächtige Zähne, die sie gern in einem selbstbewussten Lächeln aufblitzen ließ. Schlechte Haut durch die starke Sonneneinstrahlung, aber auch Pestnarben, vor allem an der linken Wange. Ihr blondes Haar war stark ausgebleicht.
    Ruth kannte Allison nur, weil sie zu den sogenannten »Bürgermeistern« gehörte – gewählten Sprechern der Flüchtlingslager. Nach Ruths zweitem Treffen mit Gouverneur Shaug hatten Allison und drei weitere Abgeordnete ihrer Eskorte den Weg versperrt und mit schrillen Stimmen Aufklärung gefordert. Shaug hatte sie nicht weggeschickt, sondern sich die Zeit genommen, Ruth vorzustellen und ihre Fragen zu beantworten. Die Flüchtlinge besaßen Einfluss, und sei es nur deshalb, weil sie so viele waren. Aber Ruth glaubte, dass die »Bürgermeister« viel dazu beigetragen hatten, Grand Lake vor dem Chaos zu bewahren. So war das Projekt, Tiere einzufangen und an anderer Stelle wieder freizusetzen, einfach genial. Es zeugte von der Fähigkeit, nach vorn zu schauen und die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen, anstatt sich von den vielen unmittelbaren Problemen lähmen zu lassen.
    Allison war gerissen und zäh, genau wie Cam. Wie die Ratten, kam es Ruth in den Sinn, aber das war ein hässlicher Gedanke. Sie zwang sich zu einem Lächeln, als sich der Arbeitstrupp mit Allison und Cam in der Mitte näherte. Die beiden waren immer noch in ein Gespräch vertieft. Allison bemerkte sie zuerst.
    »Hi«, sagte Ruth.
    Cam zögerte. Seine Körpersprache gegenüber Allison war ruhig und offen, aber sein Blick wurde unruhig. Es war ein vielschichtiger Austausch unterbewusster Botschaften. Ruth entging nichts davon.
    »Ruth, was machst du denn hier?«, fragte er.
    »Ich muss dich kurz sprechen.«
    »Okay.« Er setzte seine Käfige ab und legte die Handschuhe daneben. Dass er keine weiteren Fragen stellte, tat ihr gut. Sie konnten sich immer noch aufeinander verlassen, ganz gleich, wie es sonst um sie stand.
    Ruth nahm Cam am Arm und zog ihn beiseite. Dann vergewisserte sie sich mit einem Blick, dass Allison ihnen nicht folgte. Dämlich. Wenn sie und Cam einander nähergekommen waren – wenn sie Sex gehabt hatten – würde Ruth nichts anderes übrig bleiben, als das Mädchen ebenfalls auf den Geister-Nano hin zu testen. Doch zunächst versuchte sie ganz instinktiv, Cam zu schützen, und das bedeutete, dass sie die Ansteckung so lange wie möglich geheim hielt.
    Sie ließ seinen Ärmel los. Seine Nähe weckte tiefere Gefühle, als ihr lieb war, und so begrüßte sie den Wind, der ihr scharf ins Gesicht blies.
    Ich bin eifersüchtig, erkannte sie. Zu spät.
    Ruth hatte Blutproben von Cam und sich selbst verwendet, weil sie beide die ersten Überträger des Impf-Nanos gewesen waren. Der Impfstoff war mittlerweile weit verbreitet, aber diese Methode war ein gutes Forschungsprinzip – und eine gute Ausrede, ihn zu sehen.
    »Ein Problem mit deiner Arbeit?« Cam sah sie prüfend an. Seine Intuition traf wie so oft ins Schwarze, und Ruth hatte plötzlich Angst, was er wohl sonst noch in ihren Zügen lesen mochte.
    »Wo warst du?«, fragte sie gequält und heftiger als geplant.
    »Wir haben ein paar Ratten in den Ort hinuntergebracht«, sagte er. »Es besteht die Möglichkeit …«
    »Wo warst du, Cam?« Ruth umklammerte sein Handgelenk, um sicherzugehen, dass sie seine volle Aufmerksamkeit hatte. Sie schaute ihm in die Augen und entdeckte eine Spur von Furcht. »Hast du im Labor von Sacramento irgendetwas angerührt oder geöffnet?«
    »Wovon sprichst du?«
    »In deinem Plasma ist ein unbekannter Nanobot. Vielleicht eine Waffe. Jedenfalls etwas anderes als der Impfstoff. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.«
    »Ich – oh,

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