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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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Ernte- und Vorratsschädlinge berüchtigten Ratten galten mittlerweile als begehrenswerte Nahrung.
    »Ich suche Barretts Trupp«, sagte sie rasch. »Wissen Sie, ob die Leute schon unterwegs sind?«
    Der Soldat entspannte sich ein wenig. Barrett war einer der Anführer des Wiederbevölkerungsprojekts, ein Zivilist, dem sie allerdings auch Militärangehörige zugewiesen hatten. »Da kommen Sie aber reichlich spät«, meinte er und deutete zum Westhang. »Es ist mindestens eine Stunde her, seit ich ein paar Typen mit Käfigen da runtergehen sah.«
    »Danke.« Ruth entfernte sich. Sie entließen die ersten Ratten in die alten Bezirke der Stadt, in der Hoffnung, dass sich die kleinen Monster vermehren, von der Continental Divide bis in die Täler vorrücken und dabei das Gebiet von den Insektenschwärmen befreien würden. Es war eine verrückte Idee. Aber warum nicht? Ratten waren anpassungsfähig und schlau – und damit eine geeignete Waffe gegen die Insekten. Das Gleiche galt für Vögel, falls es Cam und seinen Freunden je gelingen sollte, genug Brutpaare zu fangen und zu impfen.
    Ruth wusste schon, dass sich die Impf-Nanos in einigen Punkten verbessern ließen. Sie hatte begonnen, neue Sensormodelle einzusetzen, mit denen sich die Trefferquote erhöhen ließ, aber auf Shaugs nachdrücklichen Wunsch hin hatte sie ihre Theorien erst mal hintangestellt und stattdessen die Schneeflocke weitergebaut und vervollkommnet. Sie konnte sich keine Gewissensbisse leisten. Die Welt würde nicht warten. Die USA brauchten neue Waffen, da Spionageflugzeuge und -Satelliten zeigten, dass die Russen bereits fünfzigtausend Soldaten auf dem nordamerikanischen Kontinent abgesetzt hatten, dazu etwa halb so viele Hilfstruppen und Flüchtlinge. Die Unterscheidung war nur schwer zu treffen. Während seiner endlosen Kämpfe im Nahen Osten hatte sich das russische Volk zu einer Kriegsmaschine entwickelt, die nichts anderes kannte als den Kampf oder die Vorbereitung zum Kampf.
    Amerikanische und kanadische Abfangjäger landeten mittlerweile die meisten Treffer gegen russische Transporter, ehe diese die Küste erreichten. Aber die Invasoren kamen aus allen Richtungen, von der Arktis und der Beringsee im Norden ebenso wie vom Südpazifik – und sie konnten überall landen, nicht nur in den Bergen. Ihre Flugzeuge überlisteten die nordamerikanischen Radar- und Verfolgungssysteme. Sie versteckten sich, stiegen auf und versteckten sich wieder.
    Zwei Stoßkeile der russischen Infanterie waren nach Nevada vorgedrungen, während Kalifornien brannte. Explosionsartig brachen in den kranken Wäldern Brände aus und fraßen sich unkontrolliert durch das Land; sie behinderten die Invasoren und boten ihnen zugleich Deckung. Ruth hatte die Fotos selbst gesehen. Zweimal war sie mit Generälen und zivilen Machthabern zusammengetroffen, um über die Parameter der Impf-Nanos und die feindliche Sterberate zu diskutieren.
    Sie schätzte die kurzfristigen Verluste der Russen auf fünf Prozent. Im Lauf der Jahre würde der innere Krieg zwischen Impf- und Pest-Nanos zu schweren Traumata und Todesfällen führen. Doch bis dahin spürten die Eindringlinge vermutlich nur ein leichtes Unwohlsein. Abgesehen von den Ausnahmen, die längere Zeit in einem Nano-Herd verbrachten, würden sie bloß unter leichten Blutungen und Ausschlag leiden. Schlimmstenfalls kam es zu Augenbluten, einem Schlaganfall oder einem Herzstillstand, was sich vor allem dann katastrophal auswirken würde, wenn das Opfer ein Pilot oder Fahrer war, der plötzlich die Kontrolle über Steuerknüppel oder Lenkrad verlor.
    Die Russen waren gewillt, diesen Preis zu zahlen. Ihr Vormarsch stockte mitunter, aber sie hatten bereits Hunderte von Meilen unter ihrer Kontrolle, besetzten tote Städte und Flugplätze, motorisierten ihre Truppen mit verlassenen Fahrzeugen und Panzern der Amerikaner – und bekamen laufend Verstärkung, weil sie die Leute vermutlich mit dem Impf-Nano lockten.
    Das amerikanisch-kanadische Spionagenetz hatte über dem Pazifik ein riesiges Aufgebot chinesischer Flugzeuge entdeckt, die offensichtlich unterwegs waren, um die russischen Besatzer zu unterstützen. Ihnen folgte eine Flotte von Kriegsschiffen. Hawaii befand sich bereits in Feindeshand. Die Invasoren hatten den winzigen amerikanischen Vorposten auf dem Mount Mauna Loa während des EMP-Blackouts angegriffen, obwohl sie damit einen vorzeitigen Alarm auf dem Festland riskierten. Die Inseln waren ein ideales Sprungbrett. Und die

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