Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
Vom Netzwerk:
Konnte sie den verbesserten Impfstoff irgendwo ausfindig machen und isolieren? Ruth war sich darüber im Klaren, dass sie Jahre oder gar Jahrzehnte brauchen würde, um den Wissensvorsprung dieser Leute aufzuholen oder ihre Modelle nachzubilden. Aber vielleicht gab es Überlebende aus ihrem inneren Kreis oder Bruchstücke von Molekülen, die bei dem Atomschlag entwichen und von den Flüchtlingen in der Nähe absorbiert worden waren. Sie war sicher, dass sie auf weitere Spuren ihres Werks stoßen würde, wenn sie nur gründlich danach suchte.
    »Wir müssen hier raus«, sagte Ruth, »und Sie sollen mir helfen, Shaug von dieser Notwendigkeit zu überzeugen. Ich brauche Geleitschutz. Autos. Meine Ausrüstung.«
    »Das wird nicht leicht sein. Ich kann mit den anderen Bürgermeistern sprechen.«
    »Danke.«
    Ruth musste den unsichtbaren Schmuddelweg zurück in den Süden verfolgen, um zu sehen, ob sie LaSalles beste Arbeit bergen konnte, bevor sie für immer verloren war. Es gab niemanden außer ihr, der die Nanos sichten und identifizieren konnte.
    »Glauben Sie, dass Cam … Wird er mitkommen?« Ruth senkte unter Allisons Blick den Kopf und sprach zu einem Punkt vor ihren Füßen. »Er ist hier endlich in Sicherheit. Außerdem hat er Sie und seine anderen Freunde.«
    Allison wartete, bis Ruth wieder aufschaute, dann schüttelte sie den Kopf und lächelte wieder. Diesmal war ihr Lächeln traurig, und Ruth begriff, dass sie selbst keineswegs die Einzige war, die Grund zur Verbitterung hatte. Genau genommen hätte es eine Erleichterung für Allison bedeutet, wenn Ruth aus Grand Lake verschwunden wäre.
    »Sie können ja mal versuchen, ihn zurückzuhalten«, sagte Allison.

21
    »Zurück vom Jeep!« Cam richtete seinen Karabiner auf den Mann mit den Brandflecken. Neben ihm stand Corporal Foshtomi und zielte mit einer Maschinenpistole auf die halbwüchsigen Söhne des Mannes. Sie befanden sich inmitten einer kleinen Menschenmenge, Cam und Foshtomi mit dem Rücken zum Jeep, Sergeant Wesner halb über ihnen auf dem Sitz kauernd. Als Cam nach hinten schielte, sah er, dass sich Wesner abgewandt hatte und die Leute auf der anderen Seite des Wagens in Schach hielt.
    Auf dem Hügel warteten mindestens siebzig Flüchtlinge. Die meisten drängten sich um das erste der drei Fahrzeuge, wo Ruth, Deborah und Captain Park Blutproben nahmen. Einige waren bereits wieder davongeeilt, mit einer Konserve oder einem sauberen Pullover als Lohn für ihre Kooperation. Doch es gab auch andere, die sich aus der Warteschlange entfernten. Der Mann mit den Brandflecken und seine Söhne hatten sich eigenmächtig aus dem Fond des zweiten Jeeps bedient, bis Wesner sie mit seinem scharfen Befehl stoppte.
    »Wir brauchen das Zeug notwendiger als ihr«, sagte der Mann mit den Brandflecken.
    »Weg da!« Cam entsicherte seine M4 mit einem harten, metallischen Klicken, aber der Mann starrte nur verlangend in die Vorratskisten. »Weg da!«, schrie Cam.
    »Zurück! Zurück!«, unterstützte ihn Wesner. Sechs weitere Army Ranger am vorderen Jeep nahmen die Warnung auf und drangen plötzlich auf die Menge ein.
    Obwohl sie zahlenmäßig weit unterlegen waren, schüchterte ihr Gebrüll die Flüchtlinge ein. Cam sah, wie Deborah eine ausgemergelte Frau festhielt, damit sie nicht aus dem Campingstuhl kippte. Captain Park impfte die Leute, nachdem ihnen Deborah eine Blutprobe entnommen hatte. Aber die Frau begann plötzlich zu schreien und mit ihren dürren Armen wild um sich zu schlagen. Ruth wich mit einem Sprung zurück und zog ihre Pistole.
    Braves Mädchen, dachte er. Die Ablenkung hätte ihn um ein Haar ins Jenseits befördert. Der Mann mit den Brandflecken drang mit einem Messer auf ihn ein, und Foshtomi riss ihre Waffe herum.
    »Nicht!« Cam stieß Foshtomis Arm zur Seite. Foshtomi war klein und kompakt. Sie brachte gut und gern hundert Kilogramm auf die Waage, war aber höllisch schnell. Sie wich Cam aus, riss erneut die Waffe hoch und rammte dem Mann den kurzen Lauf in die Rippen.
    »Keine Bewegung, du Scheißkerl!«, fauchte sie.
    Cam hielt die beiden Jugendlichen mit seinem Karabiner in Schach. Vorne in der Warteschlange gab es zwar erneut einen Tumult, aber er wandte den Blick keine Sekunde von den Jungs ab. Die Brandflecken gingen auf die Strahlung zurück. Sie waren so nahe am Zentrum gewesen, dass die Hitze ihre Haut versengt hatte. Nun wurden sie für immer von Schatten verunstaltet, die wie rissige braune Farbe aussahen. Wo war die Mutter der Jungen?

Weitere Kostenlose Bücher