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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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ihren Weg nach Norden fort. Das musste sein, ganz gleich, wie sie entschieden. Sie rechneten fest mit einem vorgeschobenen Stützpunkt. Auf dem Gipfel, wo Ruth und Newcombe Cam zum ersten Mal begegnet waren. Irgendwo in Tahoe oder Yosemite. Oder an allen drei Orten, auch wenn das paranoid klang. Die Suchflüge der Helikopter am Vortag hatten vielleicht auf einem Zufallsschema beruht, aber Newcombe bezweifelte das. Für solche Unternehmen war Treibstoff einfach zu kostbar.
    Die Morgensonne war noch dabei, die Wolken aufzulösen, als sie den Grund für die Helikopter-Patrouille entdeckten. Es war ein einzelner Leichnam, zerschmettert und verbrannt, aber nicht verwest und zersetzt wie die zahllosen auf der Straße verstreuten Gerippe.
    »Halt«, sagte Cam. Sie waren noch gut fünfzig Meter entfernt, und er holte seinen Feldstecher aus der Jackentasche, während er auf die Stoßstange eines Kombi kletterte.
    »Was ist los?«, erkundigte sich Ruth und reckte den Hals.
    Es war ein junger Mann in Uniform, noch mit Gurtzeug und Gleitschirm verbunden. Mit einem zerfetzten Gleitschirm. Seine Kleidung und seine Haut wiesen Brandspuren auf. Offenbar hatte er Schrapnellverletzungen erlitten, aber das war schwer zu erkennen, weil ihn bereits Insekten wie ein wabernder Schleier einhüllten. Schlimmer noch, er war aus großer Höhe in den Tod gestürzt. Nur die Uniform und die Fallschirmgurte hielten seine sterblichen Überreste zusammen.
    »Mein Gott«, murmelte Newcombe.
    Cam hielt bereits nach dem Rest der Crew Ausschau, und auch nach dem Flugzeug selbst. Das also war die Explosion, die wir hörten, bevor die Helikopter kamen, um die Spuren zu beseitigen, dachte er. Seine Blicke wanderten bis zum Horizont, aber er sah nichts. Allerdings hielt er es für möglich, dass die Maschine viele Meilen entfernt abgestürzt war, je nach ihrer Flughöhe und -richtung zum Zeitpunkt des Treffers.
    »Ist das ein Pilot?«, fragte Ruth.
    Sie denkt wohl, er sei mit dem Schleudersitz ausgestiegen, kam es Cam in den Sinn, als er von der Stoßstange heruntersprang. Er gab Newcombe das Fernglas, um die Hände des Mannes unter Kontrolle zu halten. »Ein Fallschirmspringer«, erwiderte er. »Was glauben Sie, Newcombe? Ist das ein Kanadier?«
    »Aber er trägt keinen Druckanzug«, sagte Ruth.
    »Amerikaner.« Newcombe schien das an einigen Besonderheiten der Uniform zu erkennen. Einheits- oder Rangabzeichen waren nicht zu sehen. »Vermutlich ein Rebell.«
    »Aber er hätte nie länger als zwei Stunden hier unten bleiben können«, meinte Ruth. »Das musste ihm doch klar sein.«
    »Wahrscheinlich rechnete er damit, uns zu finden«, sagte Cam.
    »Was?« Sie wandte sich von dem Toten ab und starrte ihn an, obwohl Cam sie in diesem Augenblick nur am Rande wahrnahm. Er fixierte Newcombe, der eine vage, fahrige Bewegung mit dem Fernglas machte, aber Cam nahm es ihm nicht ab, und so stellte er es schließlich auf die Motorhaube des Wagens.
    »Mehr Leute hier einzufliegen, das ist kein schlechter Gedanke«, fuhr Cam fort. »Wir impfen sie, und sie verbreiten die Impf-Nanos, wo immer sie gebraucht werden.«
    »Hatten Sie Kontakt zu den Rebellen?«, fragte Ruth den Sergeant.
    Newcombe trug alle drei Funkgeräte. Die Dinger wogen nicht viel, aber da er der Kräftigste von ihnen war, hatten sie das Angebot als Teamgeste verstanden. Jetzt erst begriff Cam, dass Newcombes Entscheidung vollkommen egoistisch gewesen war.
    »Wahrscheinlich hat er nur den Empfang von Botschaften bestätigt«, sagte Cam. »Dafür reicht ein kurzes Tippen auf die Sendetaste. Eine Art Morsecode, nicht wahr? Bei einer zu langen Übertragung könnte Leadville den Sender einkreisen.« Dann dämmerte ihm die ganze Wahrheit. »Deshalb wollten Sie gestern weg von uns. Sie wussten genau, dass wir keine Futterfallen mehr aufstellen konnten. Ihnen ging es nur darum, ungestört das Funkgerät zu benutzen.«
    »Hören Sie«, begann Newcombe und breitete die Hände aus. Es war eine offene Geste, die keineswegs bedrohlich wirkte.
    »Was verschweigen Sie uns sonst noch?«, fragte Ruth und versuchte sich zwischen die beiden Männer zu schieben. Cam empfand Bewunderung für sie, doch er verdrängte die flüchtige Regung und achtete weiterhin auf Newcombes Hände.
    »Die Kämpfe eskalieren«, berichtete dieser. »Mittlerweile herrscht überall Krieg. Wir müssen hier raus, falls sich die Gelegenheit dazu ergibt.«
    »Dieser Mann da«, sagte Ruth. »Wurde sein Flugzeug abgeschossen?«
    »Die Rebellen und die

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