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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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Kanadier starten eine Offensive nach der anderen«, entgegnete Newcombe. »Sie setzen Leadville unter Druck, so gut sie können. Und das klappt auch. Im Moment gilt die Aufmerksamkeit der Regierung fast ausschließlich Colorado.«
    »Aber dieser Mann da«, beharrte Ruth.
    Cams Herz klopfte vor Anspannung. Ihm wurde schwindlig, wenn er sich vorstellte, wie Kampfjets und Helikopter über die Continental Divide jagten, von British Columbia herunter, von Colorado herauf. Andere würden nach Westen ausweichen, in den grauen Himmel über ihm, und sich über den Wüsten von Utah und Nevada Luftgefechte liefern.
    »Selbst wenn es einer Crew gelänge, uns zu erreichen«, meinte er, »wäre es doch Wahnsinn, sich jetzt an Bord eines Flugzeugs zu begeben.«
    »Es ist das Beste, was wir tun können.«
    »Nein.«
    »Leadville ist abgelenkt«, warf Ruth ein. »Das haben Sie eben selbst gesagt. Das Beste, was wir tun können, ist demnach die Flucht in die Berge.«
    »Aber dort bieten Sie weiterhin ein leichtes Ziel«, widersprach Newcombe.
    Sie bieten ein leichtes Ziel. Sie. Innerlich hat er sich bereits von uns getrennt, dachte Cam. Sollte er es aussprechen? Sie begeben sich allein an Bord. Er und Ruth konnten ihren Weg zu Fuß fortsetzen, während Newcombe den Treffpunkt aufsuchte. Vielleicht wäre das sogar die beste Lösung. Wenn sie sich trennten, verdoppelten sich ihre Chancen, den Verfolgern zu entkommen, und Newcombe könnte zumindest einen Teil seiner Missionsziele erfolgreich abschließen.
    »Unsere oberste Priorität muss die Verteilung der Impf-Nanos sein«, erklärte Ruth mit großer Entschiedenheit. »Das hat absoluten Vorrang.«
    »Herrgott, Lady, genau das ist doch auch mein Ziel.« Newcombes Blick löste sich von Cam und wanderte zu Ruths Rucksack. Zu ihrer Datensammlung.
    »Gehen Sie doch allein zum Treffpunkt, wenn Ihnen so viel daran liegt«, warf Cam rasch ein.
    »Mein Auftrag lautet, für Ihre Sicherheit zu sorgen«, entgegnete Newcombe.
    Was haben sie ihm alles versprochen?, überlegte Cam. Was bekäme ich zu hören, wenn ich nachts eines dieser Funkgeräte einschalten würde?
    »Wir müssen Sie zurück zu den Labors bringen«, sagte Newcombe.
    Cam hob den linken Arm wie ein Schulkind, das eine Frage stellen wollte. Es war die verbundene Hand. Ein Stück Mull hatte sich gelöst und hing aus dem Handschuh, vor Schmutz starrend und mit einem Rostschmierer von einem Autokotflügel, der wie Blut aussah. Er hob die Linke zu einer weit ausholenden Geste, die sein Gegenüber ablenkte – und zog mit der Rechten seine Pistole.
    Newcombe zuckte zurück. Einen Moment lang erweckte er den Eindruck, als wolle er sich nach seinem Gewehr bücken, aber dann blieb er mit ausgebreiteten Armen stehen, die Handflächen nach oben gerichtet.
    »Geben Sie mir die Funkgeräte«, sagte Cam.
     

5
    Major Hernandez bewegte sich vorsichtig, um zu verhindern, dass ihn die schwere Last auf den Schultern seitlich bergab trieb. Ein Knöchel war im Nu verdreht, vor allem mit der unförmigen Ausrüstung, die ihn beim Gehen behinderte. Da die Continental Divide auf einer Höhe von gut 13 000 Fuß lag, herrschte selbst an einem sonnigen Mainachmittag Eiseskälte – und die Nächte waren tödlich. Waffen klemmten bei den niedrigen Temperaturen. Zahnplomben und -brücken schmerzten, Brillengestelle und Ringe konnten Erfrierungen verursachen. Wie alle Soldaten unter seinem Kommando zog sich Hernandez warm an. Die graugrüne Uniformjacke spannte über mehreren Schichten von Unterwäsche und Pullovern. Unbequem war zwar besser als tot, aber das Winterzeug nahm ihnen jegliche Bewegungsfreiheit.
    »Gaaaah ...« Ein Mann schrie hinter ihm auf, und Hernandez hörte das Klirren von Metall. Sein Puls schnellte nach oben, aber er blieb besonnen und schwang die Tragschlinge aus Segeltuch vom Körper weg, ehe er den Felsbrocken losließ. Der zwanzig Kilogramm schwere Stein krachte ein Stück neben ihm zu Boden. Hernandez wandte sich nach seinem Untergebenen um.
    Gefreiter Kotowych kniete dicht an der Schluchtwand und umspannte mit der freien Hand seinen Arm. Hernandez sah einen dunklen Fleck am Boden und eine Brechstange, auf der Blut und Hautfetzen festgefroren waren. »Hey!«, schrie er Powers und Tunis zu, die ebenfalls herbeigeeilt waren. Sie befanden sich nur zu acht in der Schlucht. Hernandez winkte Powers zu sich.
    »Sie sind mein Kurier«, sagte Hernandez. »Geben Sie dem Doc Bescheid. Aber gehen Sie langsam! Ich habe keine Lust, Sie auch noch

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