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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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einmal eine offene Degradierung. Stattdessen hatten sie ihm doppelt so viele Soldaten wie zuvor unterstellt, ein gemischtes Infanterie-Artillerie-Kommando, bestehend aus einundachtzig Marines, einem Navy-Funker und einem unbezahlbaren Sanitäter. Das war ein Wehrpflichtiger, der in seinem früheren Leben als Feuerwehrmann gearbeitet hatte.
    Dem Vernehmen nach bereiteten die Rebellen in New Mexico eine Helikopter-Invasion vor, und deshalb war er angeblich auch hier – um die Hubschrauber oder Bodentruppen, die durch diesen Pass heraufkamen, mit Feuer zu beharken. Er konnte es als Möglichkeit betrachten, sich zu rehabilitieren. Sie befanden sich an einer steilen Südflanke knapp zwanzig Meilen von Leadville entfernt – zwanzig Meilen Luftlinie, was in diesem welligen Gelände mehr als das Doppelte zu Fuß bedeutete. Die Lastwagen, die sie an den Fuß des Berges gebracht hatten, waren längst wieder weg. Hernandez konnte hier draußen nach Belieben schalten und walten. Er wollte ja gern glauben, dass ihm die Führung damit ihr Vertrauen bewies. Realistisch betrachtet waren seine Leute allerdings nicht mehr als eine Bremsschwelle. Ein kleine Abschreckung. Sie konnten gegen feindliche Maschinen ein paar Fliegerfäuste einsetzen, aber danach waren sie entweder bedeutungslos oder tot, weil die Flugzeuge sie entweder hinter sich gelassen oder durch Bomben und Raketen außer Gefecht gesetzt hatten. Und seine Soldaten wussten das. Man hatte sie zu Zwangsarbeit oder gar zum Tod verurteilt, nur weil sie zur Infanterie gehörten und deshalb entbehrlich waren.
    »Hey! Hey!«, schrie ein Mann von weiter unten, und Hernandez sah vier Soldaten quer über den Hang hasten, darunter Powers und den Sanitäter.
    »Gut gemacht, ihr beiden«, sagte Hernandez zu Tunis und Kotowych. Dann wurden sie von den anderen umringt.
    »Was ist passiert?«, erkundigte sich der Sanitäter.
    »Bringen wir ihn erst mal zu den Unterkünften«, entgegnete Hernandez. »Ich habe ihm einen Druckverband angelegt.«
    »Diese beschissene Schlucht bringt uns noch um«, murmelte ein anderer Mann.
    Hernandez versteifte sich, aber jetzt war nicht der richtige Moment, um seine Autorität geltend zu machen. Sie haben Angst, dachte er. Du musst schon ertragen, dass sie sich beklagen. Und doch durfte er keine offene Meuterei zulassen.
    Sie lösten Felsblöcke hoch oben aus der Bergflanke, weil er ihre Position nicht durch Löcher und Schrunden markieren wollte. Das erforderte zwar mehr Mühe, aber ihre Unterstände fügten sich unauffällig in die Landschaft ein, Granitbuckel zwischen Granitbuckeln. Das Warten fiel ihnen am schwersten. Sie hatten ein paar Kartenspiele und ein Backgammon-Set, und er wusste, dass seine Soldaten begonnen hatten, sich mit Kugelschreiberspitzen zu tätowieren. Da war es besser, sie beschäftigten sich mit einer vernünftigen Aufgabe. Das Steineschleppen war keine große Herausforderung, aber es zwang sie zum Planen und zur Zusammenarbeit. Und ihm gab es die Möglichkeit, sie besser einzuschätzen. Er hätte den Einsatz von mehr Dynamit befehlen können, und vielleicht kam es auch noch dazu. Der Untergrund hier war wie Beton, gehärtet von ganzen Zeitaltern langer Winter und kurzer Tauperioden. Um überhaupt mit dem Bau der Bunker beginnen zu können, hatten sie zu viele ihrer AP-Minen gegen den Boden detonieren lassen, obwohl er sich vorgenommen hatte, möglichst sparsam mit dem Material umzugehen.
    Es war ein schäbiges Lager, das sich vor ihnen ausbreitete, als Hernandez Kotowych über einen niedrigen Kamm führte – eine Handvoll Soldaten, ein paar grüne, verloren wirkende Planen am Berghang. Ihre Unterstände würden niemals ausreichen. Selbst wenn der Angriff von New Mexico an einer anderen Stelle erfolgte, konnten ihre Zelte und Schlafsäcke sie nicht ewig vor der Kälte schützen. Dennoch empfand Hernandez Stolz. Er fühlte sich gut, soweit man sich unter diesen Umständen überhaupt gut fühlen konnte. Sie hatten dieses Camp gemeinsam errichtet, und das war schon eine ganze Menge. Bei diesem Gedanken begutachtete er unwillkürlich ihre Positionen und überprüfte noch einmal die Verteilung der schweren Maschinengewehre und Stinger-Abwehrraketen.
    Die Soldaten zeigten sich zu Recht besorgt. Da jedoch Helikopter in dieser Höhe so gut wie immer Probleme hatten, war das Wetter ihr Verbündeter. Sie konnten damit rechnen, dass New Mexico auf eine Hochdruckfront warten würde, die den Maschinen den nötigen Auftrieb gab. Das Gelände

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