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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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aber die Batterien ihres kleinen Radiogeräts hatten vor mehr als einem Jahr schon den Geist aufgegeben, und so waren sie auf Vermutungen angewiesen gewesen, wer wen und warum bekämpfte.
    »Ihr wollt, dass wir das Zeug draußen verteilen«, meinte Ed zögernd, als Newcombe seine Schilderung beendet hatte. Sein Sohn schien eher bereit, von hier wegzukommen.
    »Wir wissen, dass dort drüben Menschen leben«, sagte Brandon und deutete über ein enges Tal hinweg nach Osten. »Wir haben auf zwei Gipfeln Rauch gesehen.«
    Endlich meldete sich auch Samantha zu Wort. »Es sieht nicht so aus, als wäre euer Impfstoff ein toller Erfolg«, meinte sie und sah Cam dabei an. »Tut mir leid, aber das ist so offensichtlich.«
    »All das hier ist passiert, bevor wir Zugriff auf die Nanotechnologie bekamen«, erklärte Cam und deutete auf sein Gesicht. Doch es war kein Zufall, dass er die Handschuhe anbehalten hatte.
    »Der Impfstoff wirkt«, sagte Newcombe.
    »Das wird die größte Aufgabe eures Lebens sein«, erklärte Cam und schaute Brandon einen Moment lang in die Augen, ehe er sich Alex und D Mac zuwandte. Sie waren das eigentliche Ziel seines Appells, aber D Mac runzelte die Stirn und Alex wirkte ungewohnt still.
    Alex wartete auf die Reaktionen von Samantha und ihrem Vater, während sich D Mac einen ersten Schritt von ihnen entfernte.
    »Wie nehmen wir das Zeug auf?«, erkundigte sich D Mac. »Ich meine, wird es gespritzt oder was?« Im nächsten Moment füllten Brandon und Mike den Kreis mit ihren Stimmen, beide weit vorgebeugt, um sich Gehör zu verschaffen.
    »Dann seid ihr auf der Seite der Rebellen ...«
    »... aber woher sollen wir wissen ...«
    »Betrachtet die Verteilung des Impfstoffs als eure Pflicht«, unterbrach sie Newcombe.
    »Vielleicht wollen wir mit diesem Krieg aber gar nichts zu tun haben«, sagte Ed. Cam verstand ihn. Der Mann hatte diese Halbwüchsigen unversehrt durch das Pestjahr gebracht. Seine väterlichen Instinkte rissen ihn hin und her. Er hatte sich wohl damit abgefunden, nichts ändern zu können, und sich dann der harten, fast unmöglichen Aufgabe zugewandt, an diesem Ort auszuharren. Dafür zu sorgen, dass jeder dieser Jungen mit seiner Tochter Kinder zeugte.
    Sie hatten sicher darüber gesprochen – über ihre begrenzten genetischen Möglichkeiten, über die maximale Anzahl von Menschen, die diese winzige Insel ernähren konnte. Ed hatte wahrscheinlich auf Zeit gespielt und Samantha das Versprechen abgenommen, sich seinen Plänen zu fügen. Nur so war es ihm gelungen, die Jungen unter Kontrolle zu halten, bis sie alt genug war, um ohne Komplikationen eine Geburt durchzustehen. Er hatte sein Bestes gegeben, aber nun drohte die Disziplin zu entgleiten.
    »Ihr bekommt den Impfstoff nur, wenn ihr ihn auch weiterverteilt«, sagte Newcombe. »Tut mir leid, aber einen anderen Weg gibt es nicht.«
    »Wir verlangen nicht, dass ihr gegen irgendjemanden kämpft«, setzte Cam hinzu.
    »So wird es aber kommen«, gab Ed zu bedenken. »Die suchen nach euch. In Kürze werden sie auch nach uns suchen.«
    »Ihr seid immer noch Amerikaner«, erklärte Newcombe. »Das könnt ihr bleiben. Helft uns nur, die Impf-Nanos zu verbreiten. Das ist alles, was wir von euch verlangen. Helft ein paar Leuten, so wie wir euch helfen werden.«
    »Ich finde, das klingt gut, Dad«, sagte Brandon.
    »Aber die Flugzeuge ...«
    »Ihr seid immer noch Amerikaner«, wiederholte Newcombe. Er musterte ihre zerschlissenen Uniformen und Baseballmützen. Allem Anschein nach versuchte er an ihre Vergangenheit und ihren Patriotismus zu appellieren.
    Cam glaubte, dass sich das Problem viel einfacher lösen ließ. Alex blieb vielleicht mit Samantha zusammen. Er schien am engsten mit ihr verbunden zu sein, aber die anderen Jungs waren rastlos, abenteuerlustig und auf der Suche nach Mädchen. »Hört zu«, sagte er. »Die Gipfel dort drüben sind erst der Anfang. Weiter entfernt gibt es sicher jede Menge Leute, die euch mit offenen Armen empfangen werden.«
    Samantha schüttelte den Kopf. »Das ist so gefährlich.«
    Ja, dachte Cam. Er vermied es, Ed und seine Tochter anzusehen, und wandte sich nur an die Jungen. »Ihr werdet die Kings sein«, versprach er.
     
    Es war früher Abend, als sich Cam und Newcombe auf den Rückweg zu Ruth machten. Sie hatten D Mac, Mike, Hiroki und Brandon erlaubt, mit ihnen zu kommen. Die Jungen hatten den Anschein erweckt, als wollten sie ihre Besucher mit Gewalt am Fortgehen hindern. Das Versprechen, bald

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