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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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wiederzukommen, hätte nicht gereicht.
    »Wir werden uns vielleicht für ein oder zwei Stunden in der Todeszone aufhalten müssen«, warnte Cam, aber D Mac meinte nur achselzuckend: »Das wäre nicht das erste Mal.«
    Auch ohne Alex machten die Teenager beim Abstieg ganz schön Lärm. Sie stellten Cam und Newcombe Fragen über den Krieg und die Pest. Sie wussten so wenig. Und sie hatten den Schock der Begegnung noch nicht überwunden. Die meisten von ihnen waren nett, aber es beunruhigte Cam, dass Alex mit Ed, Samantha und Kevin, dem sechsten Jungen, im Camp geblieben war. Kevin hatte große Augen und einen schmalen Mund. So weit Cam das beurteilen konnte, stand er am unteren Ende der Hackordnung und würde wahrscheinlich immer das tun, was Ed und Alex von ihm verlangten.
    Und wenn sie sich nun zum Bleiben entschieden? Notfalls konnte man sie vermutlich mit gezogener Waffe von ihrem Berg vertreiben. So oder so wäre es jedoch besser, ihnen den Impfstoff zu geben. Cam hatte nicht die Absicht, sie hier ohne das Zeug zurückzulassen, aber wenn Ed oder das Mädchen das merkten, würden sie nicht gehen. Zumindest nicht gleich.
    Sie werden doch nicht ewig hier bleiben, dachte er. Selbst wenn einige von ihnen den Aufbruch um Monate verzögerten, und selbst wenn es den ganzen Sommer dauerte, bis sie sich mit dem Gedanken des Aufbruchs vertraut machten, würden sie letzten Endes doch zur Vernunft kommen. Die Suche nach Brennholz und Nahrung würde sie immer tiefer in die Todeszone treiben, je näher der Winter rückte. Und falls Samantha tatsächlich schwanger wurde, insbesondere dann, wenn die meisten der Jungs das Camp verlassen hatten, würde Ed dann nicht versuchen, andere Gruppen zu finden, die ihm halfen, sein Enkelkind großzuziehen?
    Cam lächelte schwach, während er die Pfadfinder an Felsblöcken und Wildgrasbüscheln vorbeiführte und mit anhörte, wie Newcombe Mikes Einwände abwehrte.
    »Aber wenn sich der Präsident in Colorado befindet?«, fragte der Junge.
    »Es gibt inzwischen mindestens zwei Präsidenten«, entgegnete Newcombe.
    »Aber wenn sich der richtige Präsident in Colorado befindet ...«
    »Präsident Kail ist einen Monat nach Ausbruch der Pest gestorben. An seine Stelle trat der Vizepräsident, aber der Sprecher des Repräsentantenhauses war in Montana, das zu den Rebellen überlief.«
    »Dann ist der Vizepräsident jetzt der richtige Präsident.«
    »Sieh mal, mein Junge, die alten Strukturen sind momentan ziemlich ... kaputt. Klar?«
    Er möchte doch nur wissen, ob er auf der richtigen Seite steht, dachte Cam, aber sie waren nur noch eine Viertelmeile von ihrem Lagerplatz entfernt, und er wollte sichergehen, dass Ruth nicht die Flucht ergriff. Er formte mit beiden Händen einen Trichter vor dem Mund und rief: »Ruth! Ruth, wir sind okay!«
    Keine Antwort. Da spürte er einen Anflug von nervöser Angst, aber die weißstämmigen Kiefern rauschten weiter sanft. Das war ein Laut, der an eine ferne Meeresbrandung erinnerte, und vielleicht hatte sie aus so großer Entfernung seine Stimme auch nur nicht erkannt.
    »Ruth! Hey!«
    »Da!«, sagte Brandon.
    Sie hatte sich auf höheres Gelände geflüchtet, in den Schutz eines Totholz-Gestrüpps auf dem Steilhang über ihnen. Sie atmete schwer, und quer über ihre Wange lief ein frischer Kratzer. Mit der gesunden Hand umklammerte sie ihre Pistole. Wieder lächelte Cam, diesmal erleichtert, dass ihr nichts zugestoßen war.
    »Alles in Ordnung mit euch?«, rief sie.
    »Wir sind okay.«
    Das Warten war ihr schwergefallen. Er wusste das, aber sein Herz schlug schneller, als er die zwanzig Meter zwischen ihnen überwand. Ruth schob ihre Schutzbrille hoch, und er sah mehr als Erleichterung in ihrer Miene. Letzte Nacht hatte das Dunkel ihren Gesichtsausdruck verborgen. Jetzt erkannte er echtes Gefühl, mehr noch, Zuneigung, und das bereitete ihm Schmerzen, weil er nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. Ihm war nur klar, dass seine verkrüppelten, zerfressenen Hände abstoßend auf sie wirken mussten.
    Ihre Blicke wanderten zu den Jungen und dann zu Newcombe, aber ihr Lächeln und ihre Tränen galten Cam. »Ich hatte solche Angst«, gestand sie offen. Ihre Stiefel knirschten auf den dürren Zweigen und Kiefernnadeln. »Ihr wart so lange fort. Stunden ...«
    Cam wich ihrer Umarmung aus. Ihre Fingerspitzen berührten seinen Nacken und streiften seine Schulter, als er sich abwandte. Sein Arm legte sich kurz um ihre Taille. Das war alles. Dann wies er mit dem Kinn

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