Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson

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Punkte zu erkennen waren. Einige der glitzernden Tupfer kreisten hoch oben in einer Warteschleife, während andere mit dem Boden zu verschmelzen schienen und verschwanden. Wie war das möglich? Es gab oberhalb von 10000 Fuß kaum Straßen. Erst vor wenigen Tagen hatte ihnen Newcombe erklärt, dass die C-17 notfalls auch mit sehr kurzen Pisten auskam, aber die 737 und die Jagdflugzeuge benötigten sicher so etwas wie Landebahnen.
    Die sehr viel nähere dritte Gruppe flog eine lang gezogene Kurve nach Norden, kam das Tal herauf und würde bald über ihre Köpfe hinwegdonnern. Das Dröhnen der Triebwerke lief wie ein weiteres Beben, das in den Felsen vibrierte und die Bäume erzittern ließ, vor den Flugzeugen her. Cam starrte zu den Maschinen hinauf. Dann kam ihm ein neuer Gedanke. Vielleicht landeten sie unterhalb der Barriere, wo immer es Straßen gab, so nahe wie möglich an der seuchenfreien Zone. Wenn sie den Kabinendruck niedrig genug wählten, konnten sich die Besatzungen und Passagiere an den Ausstiegen bereithalten, die Abdichtungen lösen und im Laufschritt die sichere Höhenlage erreichen.
    »Mir gefällt das ganz und gar nicht«, sagte Newcombe. Er reichte Ruth den Feldstecher, schälte sich aus seinem Schlafsack und rollte ihn mit ein paar schnellen Handgriffen zusammen. Dann war er zum Aufbruch bereit.
    »Das könnten Amerikaner sein«, meinte Ruth. »Übersee-Militär.«
    »Nein. Auf gar keinen Fall. Von dort haben wir alle Leute zurückgeholt.« Newcombe schlang einen Riemen um den Schlafsack und befestigte ihn an seinem Rucksack. »Das war genau auf die Bombe abgestimmt. Versteht ihr denn nicht? Der elektromagnetische Puls muss unsere Radar- und Funkgeräte auf der gesamten Hemisphäre lahmgelegt haben. Das gab ihnen die einmalige Chance, ihre Maschinen ungesehen ins Land zu schmuggeln. Zunächst blieben sie außer Reichweite des EMP. Aber jetzt vollenden sie ihre Invasion. Verdammte Scheiße!«
    »Sind die Japaner nicht auf unserer Seite?«, fragte Cam. Er glaubte nicht, dass die Japaner oder Koreaner Nuklearwaffen besaßen, aber China war eine Atommacht, und niemand konnte sagen, wer was gestohlen hatte.
    »Pah«, knurrte Newcombe und setzte hinzu: »Vielleicht war es auch irgendein Land in Europa. Wir hatten dort jede Menge Stützpunkte, und ich weiß, dass die Seuche ausbrach, ehe wir alles Material wegschaffen konnten.« Er hob einen Dosenöffner, eine schmutzige Gabel und eine halb leere Feldflasche vom Boden auf und packte Ruths Rucksack.
    Eine winzige orangerote Stichflamme züngelte von einem Berggipfel im Süden auf. »Ein Absturz«, sagte Ruth.
    Dann sahen sie einen zweiten und einen dritten Feuerball. Cam hatte den Eindruck, dass sich die zweite Explosion in der Luft ereignete. Eine Abwehrrakete? Jemand schoss auf den neuen Feind.
    »Leadvilles vorgeschobener Stützpunkt«, sagte er.
    »Yeah.« Newcombe packte weiter, aber Cam verfolgte den fernen Kampf und fragte sich, ob das Geschehen ein Anlass zum Jubeln war oder nicht. Ein seltsames Gefühl. Sie bemühten sich seit Wochen, den Jets und Hubschraubern des Stützpunkts auszuweichen. Aber nun war er erleichtert, dass es eine amerikanische Kampftruppe in der Sierra gab.
    Der Lärm des Geschützfeuers, der unvermittelt auf sie eindrang, kam von hinten. Cam drehte sich herum und sah, wie eines der neuen Kampfflugzeuge einen Gipfel etwa vier Meilen im Norden unter Beschuss nahm. Eine der größeren Maschinen näherte sich eher gemächlich, bis die Bordkanonen ihrer rechten Flanke plötzlich Rauch und Feuer spuckten. Der Kugelhagel mähte eine Schneise von der Breite eines Straßenblocks in die Landschaft. Ein rechteckiges Feld fügte sich an das nächste.
    Der Wind trug die zerfetzte braune Humusdecke in großen Wolken davon, und wieder spürte Cam, wie lähmende Furcht in ihm aufstieg. Der neue Feind dezimierte alle Überlebenden, die sich seiner Invasion in den Weg stellten, und sie konnten nicht das Geringste dagegen tun.
    Er versuchte die Erstarrung abzuschütteln. »Uns wird nichts geschehen«, sagte er mehr zu sich selbst als zu Ruth. »Uns werden sie in Ruhe lassen. Der Berg hier ist zu klein.«
    Ruth nickte.
    Jemand war dabei, Kalifornien zu erobern.

16
    Sie bildeten ein Dreieck und hielten die Waffen griffbereit, als sie die Bergkuppe erklommen, Newcombe mit dem Sturmgewehr vorneweg, Ruth und Cam mit ihren Pistolen links und rechts hinter ihm. Ruth wusste, dass sie in ihren Masken und der zerfetzten Ausrüstung gesichtslos und