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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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die Höhe angewiesen«, setzte Cam hinzu. »Ihr solltet diesen Gipfel so schnell wie möglich verlassen.«
    »Wir begleiten euch«, sagte Gaskell.
    »Es ist besser, wenn wir uns verteilen.«
    »Wir haben schnell gepackt. Gebt uns zehn Minuten.«
    »Versucht möglichst viele andere Überlebende zu erreichen«, sagte Cam. »Gebt weiter, was ihr von uns bekommen habt!«
    »Tony, Joe, Andrea – sucht unsere Lebensmittelvorräte zusammen«, rief Gaskell, ohne Cam aus den Augen zu lassen. Drei seiner Leute verließen die Gruppe und liefen zu den Unterständen.
    »Es gibt noch mehr von uns«, erklärte Newcombe. »Wir sind in allen Richtungen unterwegs und verbreiten die Impf-Nanos.«
    »Aber woher kommen die Flugzeuge?«, erkundigte sich eine Frau.
    »Das wissen wir nicht.«
    »Schickt morgen zwei eurer kräftigsten Jungs los«, sagte Cam. »Das ist das Beste, was ihr tun könnt. Sucht eine Gruppe von Überlebenden! Gebt weiter, was ihr bekommen habt!«
    »Wir begleiten euch«, beharrte Gaskell.
    »Für heute Abend ist das okay«, warf Ruth rasch ein, bevor Cam etwas erwidern konnte, und Newcombe fügte hinzu: »Yeah, aber danach verteilen wir uns.«
    »Wir müssen sichergehen, dass jemand durchkommt«, sagte Cam. »Trinkt!« Er hatte die Finger zu einer Faust geballt, um die Blutung zu stoppen, hielt aber mit der gesunden Hand weiterhin die grüne Picknickschüssel unter den Schnitt, als er aufstand und Gaskell die dunkle Flüssigkeit anbot.
    »Keine Sorge, Sie werden nichts spüren.« Ruth versuchte beruhigend auf den Mann einzuwirken, aber diese Leute waren lange nicht so robust wie die Pfadfinder, und sie musste wieder an die von einer unbekannten Krankheit ausgelöschten Siedler denken, die sie auf dem ersten Gipfel entdeckt hatten. So wie sich die Impf-Nanos ausbreiteten, machten auch Bakterien und Virusinfektionen die Runde. Zwar konnte man davon ausgehen, dass Menschen mit einem ernsthaft geschädigten Immunsystem der Pest längst zum Opfer gefallen waren, aber es gab jede Menge langsam wirkender Krankheitserreger. Hepatitis. HIV. Zu viele Überlebende waren geschwächt und damit für jede Art von Ansteckung anfällig. In manchen Siedlungen lauerten vermutlich ganz spezielle Formen des Todes, doch das ließ sich nicht ändern – nicht, bis sie einen Ort mit einem Minimum an Medizintechnik erreicht hatten.
    Gaskell trank als Erster, dann das Mädchen, dann ein Mann und noch ein Mann. Ruth entdeckte keine Spur von Ekel in ihren Gesichtern. Diese Leute hatten Schlimmeres gesehen und getan, um am Leben zu bleiben. Sie wandte sich ab und starrte in das verblassende Rot des Sonnenuntergangs.
    Newcombe hatte ebenfalls angeboten, Blut zu spenden. Er hatte Cam beiseite genommen und gesagt: Das ist nur fair. Die beiden Männer hatten einen langen Weg hinter sich, von Verbündeten zu Feinden und dann bis zu echter Kameradschaft. Cam schüttelte nur den Kopf. Sie sind der Einzige, der noch zwei gesunde Hände hat, hatte er entgegnet. Wir wären dumm, daran etwas zu ändern. Es steckte so viel Gutes in Cam. Ruth musste ihm seinen Zorn und Selbsthass nachsehen.
    Die hochschwangere Frau zögerte, als sie an der Reihe war, aus der Schüssel zu trinken. »Wie wird sich das auf mein Baby auswirken?«, fragte sie. Sie sah ihren Mann an, ehe ihre Blicke zu Gaskell und Cam wanderten.
    »Das wissen wir nicht«, erklärte Ruth. »Aber eigentlich dürfte es gar kein Problem sein. Der Impfstoff wird Sie und Ihr Kind schützen.«
    Sie war doppelt froh, dass sie nicht mit Cam oder sonst jemandem geschlafen hatte. Um wie viel schwerer wäre ihr Kampf im Fall einer Schwangerschaft gewesen? Ihre ersten beiden Perioden auf der Erde waren schlimm genug gewesen. Nach zwölf Monaten in der Schwerelosigkeit hatte sie mit Krämpfen, Übelkeit und starken Blutungen zu kämpfen gehabt – zum Glück nur jeweils vier bis fünf Tage lang. Angenommen, sie wäre stattdessen wochenlang von morgendlichem Erbrechen geplagt worden oder hätte Komplikationen wie hohen Blutdruck oder Schwangerschafts-Diabetes entwickelt?
    So kurz vor der Entbindung litt die Frau bestimmt unter Kreuzschmerzen und geschwollenen Beinen. Die Knochen einer werdenden Mutter wurden im letzten Drittel der Schwangerschaft merklich weicher, damit das Baby bei der Geburt leichter durch das Becken kam. Der Fußmarsch ins Tal würde also brutal für sie werden, und doch stellte gerade eine neue Generation ein überaus kostbares Gut dar. Für Frauen wie sie kämpften sie doch, und so zwang

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