Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson

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Luftkämpfe gab es keine, oder?«
    »Zumindest nicht in dieser Gegend«, sagte Cam.
    »Die Maschine könnte sich vom Stützpunkt vor Leadville bis hierher geschleppt haben«, sagte Newcombe. »Aber warum so weit, wenn die Gipfel ringsum besetzt sind ? Ich denke, sie ist einfach abgestürzt.«
    Endlich fand Ruth ihre Stimme wieder. »Ist der Pilot tot?«
    »Wahrscheinlich per Schleudersitz ausgestiegen und zu Fuß bergauf marschiert. Muss Stunden her sein.« Newcombe kniete neben ihnen nieder und streifte den Rucksack ab. Er kramte eine Wasserflasche hervor und reichte sie Ruth. »Sie klingen ganz furchtbar.«
    »Es geht mir gut«, krächzte sie.
    »Sie haben mein Winken erst bemerkt, als ich dicht vor Ihnen stand«, sagte Cam. »Ich schlage vor, wir verschnaufen eine halbe Stunde und essen eine Kleinigkeit.«
    »Eine Stunde wäre besser«, meinte Newcombe. »Ich will zu dem Wrack hinüber und sehen, ob ich das Funkgerät ausbauen kann. Falls der Pilot keine Zeit mehr zum Aussteigen hatte, könnte sogar eine Überlebensausrüstung an Bord sein.«
    Doch zuerst aßen sie gemeinsam das letzte Dörrfleisch aus seinem Vorrat. Er breitete seine Karte aus und zeigte Cam und Ruth, wo er wieder mit ihnen zusammentreffen wollte. Die ledrigen Streifen bereiteten Ruth Schmerzen beim Kauen, auch wenn sie nach einiger Zeit weich wurden und ihren Geschmack entfalteten. Cam öffnete eine Suppendose. Dazu aßen sie die süßen Wurzeln von Gräsern, die sie aus dem Erdreich gezogen hatten.
    Aus dem Funkgerät neben Newcombe drangen quäkende Laute. Amerikanische Laute. Die Stimmen waren von statischem Knistern überlagert, aber sie fingen die Worte Colorado und dann an diesen Kanal auf, und Newcombe vergaß das Flugzeugwrack.
    Sie mussten wieder Kontakt zu den Rebellen der US-Streitkräfte oder den Kanadiern herstellen und einen neuen Treffpunkt vereinbaren, um sich ausfliegen zu lassen. Eine andere Wahl schien ihnen nicht zu bleiben. Obwohl sein Sender viel zu schwach war, versuchte Newcombe zwanzig Minuten lang immer wieder, einen Ansprechpartner zu finden, geleitet von der Hoffnung auf wichtige Neuigkeiten.
    Alle Streitkräfte abwarten. Ich wiederhole. Eine Zivildurchsage.
    Das lange Warten erwies sich als Fehler. Sie waren nicht die Einzigen, die den Rauch auf der anderen Seite des Tals gesehen hatten. »Schalten Sie das Ding aus«, sagte Cam und schwang seine bandagierte Linke wie eine Keule gegen Newcombe.
    Ruth zuckte zusammen. Im Wald waren jetzt fremde Stimmen zu hören. Menschen, die sich durch Rufe verständigten. Sie kamen rasch näher. Seit Ruth gegessen und getrunken hatte, fühlte sie sich etwas kräftiger, und mit der Energie kehrte auch die Wahrnehmung zurück. Die Gruppe befand sich über ihnen und bewegte sich schräg zum Hang auf die Unglücksstelle zu. War das Gaskell?
    Die drei Gefährten duckten sich unter das Wacholder-Buschwerk. Newcombes Gewehr klickte einmal, als es gegen seinen Rucksack schlug, aber die Gruppe zog vorbei, ohne sie zu bemerken. Einen Mann konnte Ruth klar erkennen, während die anderen nur flüchtig durch ihr Blickfeld huschten. Es war ein Weißer mit einer verdreckten blauen Jacke und einem Tuch über dem Mund. Ohne Schutzbrille. Er schien nicht bewaffnet zu sein. Ruth glaubte, dass es sich nicht um Invasoren, sondern um Einheimische handelte. Sie sprachen Englisch.
    »Ich sagte, dass ich eine kurze Pause brauche ...«
    »... wegen der Fliegen!«
    Sie redeten laut, um sich gegenseitig Mut zu machen, so wie es auch die Pfadfinder getan hatten. Wahrscheinlich konnten sie sich nicht vorstellen, dass sich noch jemand außer ihnen unterhalb der Todesgrenze aufhielt. Und die krasse Veränderung in ihrem Leben hatte sie in eine Art Schockzustand versetzt. Ruth überraschte sich selbst. Sie lächelte. Die Typen würden sich vermutlich ins Hemd machen, wenn sie plötzlich wie ein Schachtelteufel mit lautem Geschrei aus dem Gebüsch sprang. Eine seltsame Vorstellung ...
    Newcombe richtete sich kurz auf und horchte. Dann kniete er sich hin und breitete noch einmal seine Karte aus. »Die Pfadfinder müssen die Überlebensinsel hier vor uns erreicht haben«, sagte er. »Wir kennen diese Leute nicht.«
    »Sollen wir Kontakt mit ihnen aufnehmen?«, fragte Ruth.
    »Lieber nicht. Am Ende haben wir sie als Klotz am Bein.«
    Cam schüttelte ebenfalls den Kopf. »Sie haben den Impfstoff bereits.«
    Die andere Gruppe befand sich offensichtlich in einer guten Verfassung. Ruth glaubte nicht, dass Gaskells Leute so