Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Krautwaschl
Vom Netzwerk:
Ihnen wichtiger ist. Auf jeden Fall haben Sie immer die Wahl, etwas einfach nicht zu kaufen.« Eine Debatte anzuzetteln, ob bei den Konsumgewohnheiten seiner Tochter die Weichmacher im Plastik nicht womöglich sowieso das geringste gesundheitliche Problem darstellen, darauf verzichte ich lieber.
    Eigentlich dachte ich schon, dass mich jetzt nichts mehr erschüttern könnte, als ein weiterer Zuhörer sich mit einer ganz harmlosen Frage an mich wendet: »Woraus bestehen eigentlich die Strumpfhosen, die Sie heute tragen?« Ich spüre, wie mir die Hitze ins Gesicht steigt, obwohl ich normalerweise nie rot werde, weshalb manche Leute denken, mir sei nichts peinlich.
    Werner Boote, der meine Verlegenheit bemerkt, ergreift statt meiner das Wort: »Na, aus Seide natürlich, oder?«
    Alles lacht, und ich stimme in die allgemeine Heiterkeit ein. »Ja, natürlich! Vielleicht ist ein ganz klein wenig Kunstseide dabei, aber da bin ich kompromißbereit.«
    Gut dass der Mann nicht nachhakt, denn unwillkürlich fällt mir meine reich gefüllte, ganz und gar nicht experimentkonforme Strumpfschublade ein, deren Bestände locker noch einige Jahre reichen dürften.
    Ich bin froh, als das Thema plastikfreier Schulbedarf und Büroartikel angesprochen und lebhaft diskutiert wird, wobei die Dame vom Abfallwirtschaftsverband auf eine Broschüre des Umweltministeriums verweist: Clever einkaufen für die Schule . Ich erinnere mich, dass bei meiner Geburtstagsfeier einer unserer Gäste dieses Heft als Tipp auf unser Plakat geschrieben hat, und so nehme ich beim Verlassen des Kinos eine der Broschüren mit, die am Ausgang verteilt werden, und beschließe, mich bei Gelegenheit näher damit zu befassen.
    Die Reaktion auf meinen ersten öffentlichen Auftritt war übrigens sehr positiv. Trotz oder vielleicht sogar gerade wegen der »Strumpfhosenenthüllung«. Dem Hörensagen zufolge fanden viele es sehr erfrischend und sympathisch, dass ich nicht radikal, sondern recht locker wirkte, und die Rückmeldungen der Anwesenden gaben mir das Gefühl, dass unser Umgang mit dem Experiment genauso passt, wie wir es handhaben. Seitdem fühle ich mich noch mehr darin bestärkt weiterzumachen – ohne Perfektionismus, aber mit Freude.
    Verpackungswahnsinn und Lichterorgie
    Der Startschuss für unser Experiment fiel quasi mitten ins Vorweihnachtsgeschäft, das heutzutage in den meisten Kaufhäusern spätestens Anfang November beginnt. Bislang war es, weil ich andere Sachen im Kopf hatte, an mir ziemlich spurlos vorübergegangen, doch irgendwann holte mich die Realität des vorweihnachtlichen Konsum- und Dekorationsrauschs umso heftiger ein. Immerhin stand der Vorbote des Christkinds, der liebe alte Nikolaus, ja schon Anfang Dezember vor der Tür, um braven Kindern seine guten Gaben zu bringen. Wobei die Berge an Naschsachen und Spielzeugramsch, die sich alljährlich in den Geschäften auftürmen, berechtigte Zweifel gestatten, ob es mit der »Güte« der Nikolausgaben wirklich so weit her ist.
    Anlässlich eines Besuchs beim Discounter Hofer, dem österreichischen Aldi, wo ich einige plastikfreie Lebensmittel einkaufen will, gerate ich unversehens in eine heiße Schlacht um die begehrtesten Nikolausschnäppchen, die ausgerechnet an diesem Tag angeliefert worden sind. Speziell ein Kinderlerncomputer scheint der Renner des Tages zu sein, denn es sind nur mehr zwei Stück vorhanden, und mindestens vier Personen diskutieren, wem dieses Objekt der Begierde nun zusteht. Ich fühle mich an diverse amerikanische Filme erinnert, die aus solchen Szenen ihre Gags beziehen. Zum Glück kommt es zu keinen Handgreiflichkeiten.
    Schade, dass ich unseren ausgemisteten Lerncomputer, der im Stall vermutlich vergeblich auf seine Wiederauferstehung wartet, nicht dabeihabe, denke ich. Ob die Leute sich darum prügeln würden? Dabei haben sie offenbar keine Ahnung, wie nervtötend so ein Ding sein kann mit seinen ständigen Anweisungen und Melodien. Wir jedenfalls waren froh, als unsere Kinder ziemlich schnell das Interesse verloren und der zum Glück gebraucht erstandene Lerncomputer wieder in der Spielzeugflut des Kinderzimmers versank.
    Sicher kein Einzelfall, denn gerade die Angebote der Weihnachtszeit dienen oftmals nur einer vorübergehenden und oberflächlichen Reizbefriedigung. Insofern betrachte ich das Gerangel um den Lerncomputer mit gelassener Distanz. Überhaupt scheint mir, dass meine Sensibilität gegenüber völlig Überflüssigem durch unsere

Weitere Kostenlose Bücher