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Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Krautwaschl
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zu interessieren begannen, welche Lösungen wir bereits gefunden haben, und wie andere uns mit immer neuen Vorschlägen für Alternativen versorgten – das war mehr, als je zu erwarten war. Und dass es Zeitungs- und Fernsehberichte über unser Experiment geben würde, damit hätte ich vor einem Monat nicht einmal im Traum gerechnet. In den Schulen unserer Kinder ließen sich sogar einige Mitglieder des Lehrerkollegiums durch die Sendungen dazu inspirieren, das Thema im Unterricht aufzugreifen.
    Allerdings gaben Peter und ich uns keinerlei Illusionen hin. Wir wussten sehr wohl, dass dieses Medieninteresse samt allem, was daraus folgte, höchstwahrscheinlich nur von kurzer Dauer sein dürfte. Denn Zeitungs- und Fernsehmacher orientieren sich üblicherweise weniger an der Dringlichkeit eines Themas als an dessen Verkäuflichkeit. Deshalb wollte ich die Chance, die sich so unerwartet aufgetan hatte, so gut wie irgend möglich nutzen.
    Allerdings kämpfte ich in dieser frühen Phase des Experiments oft mit meinen eigenen übergroßen Hoffnungen und Erwartungen. Immer wieder ertappte ich mich bei Tagträumen, die allesamt ungefähr folgendes Szenario beinhalteten: Die Menschen haben zu einem großen Teil begonnen, weniger plastikverpackte Dinge zu kaufen, sodass nach und nach auch Industrie und Wirtschaft reagieren. Es werden weniger Plastikverpackungen und weniger Billigartikel aus Kunststoffen produziert, und langsam, aber sicher ist ein deutlicher Trend in Richtung umwelt- und gesundheitsverträglicher Produkte und Produktionsformen zu erkennen. Da überdies desgleichen in allen anderen Lebensbereichen eine Umstellung in Gang gesetzt wurde, geht der Erdöl- und Energieverbrauch allgemein deutlich zurück, wodurch der Klimawandel zumindest abgeschwächt werden kann …
    Spätestens an dieser Stelle unterbrach ich regelmäßig meine Träumereien und fragte mich kopfschüttelnd, ob mein gesunder Menschenverstand möglicherweise bereits unter der medialen Aufmerksamkeit der letzten Wochen gelitten hatte. Wobei ich zugegebenermaßen seit jeher zu solchen utopischen Fantasien geneigt habe, nur dass ich mich jetzt unmittelbar selbst an dieser Weltrettungsaktion beteiligt sah. Und obwohl sich aus solchen Vorstellungen durchaus positive Impulse gewinnen lassen, musste ich schon oft die Erfahrung machen, dass derart überzogene Erwartungen häufig bittere Enttäuschungen nach sich zu ziehen pflegen.
    Deshalb war und bin ich froh, dass ich seit Beginn unseres Experiments immer wieder Leuten begegnete, die mich diesbezüglich auf den Boden der Realität zurückgebracht haben. Selbst bei grundsätzlicher Zustimmung. »Ja, das ist wirklich ein Problem mit dem Müll!« Oder: »Stimmt, es ist tatsächlich alles viel zu aufwendig verpackt!«, mochten sie zwar zugeben, fügten dann jedoch einschränkende Kommentare an: »Es müssten aber alle Leute mitmachen, damit das was bringt!« Oder: »Die Wirtschaft wird man damit nicht zum Umdenken bringen.«
    In solchen Fällen habe ich immer darauf hinzuweisen versucht, dass es schon reichen würde, wenn jeder die kleinen Schritte tut, die ihm selbst möglich sind, doch vermutlich war selbst das zu viel erwartet. Ich weiß, dass mein Hang zum Perfektionismus mir bisweilen einen Streich spielt.
    Zum Glück konnte ich mir bei Peter und seiner Ruhe in dieser Hinsicht ein wenig abschauen, sodass ich das typisch österreichische Lamentieren mittlerweile etwas gelassener hinzunehmen vermag. In Krisensituationen besinne ich mich einfach darauf, wie viel in relativ kurzer Zeit passiert ist – man muss nur den Weblog mit seinen Kommentaren und Anregungen verfolgen. Das alles ist viel mehr, als je für mich in Reichweite schien. Und genau daran versuche ich mich zu erinnern, wenn die Ansprüche, die ich an mich selbst stelle, mich wieder einmal zu erdrücken drohen.
    Podiumsdiskussion mit Schönheitsfehler
    Besonders wichtig ist solche Selbstvergewisserung, wenn es um einen öffentlichen Auftritt geht. Noch dazu in meiner Heimat Graz, wo ich mich mit Werner Boote nach einer Sondervorstellung von Plastic Planet , die unter anderem vom Abfallwirtschaftsverband unterstützt wird, für eine Podiumsdiskussion zur Verfügung stellen soll. Eine aufregende Sache trotz der zahlreichen Medienkontakte.
    Obwohl ich den Film in diesem Rahmen zum dritten Mal sehe – zwischenzeitlich war ich noch einmal mit unseren beiden älteren Kindern und Peter im Kino –, lösen einige Szenen ganz neue Gefühle und

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