Plastikfreie Zone
Nahrungsmitteln wie Mais oder Kartoffeln hergestellt werden. Seither lege ich unseren Restmülleimer mit zwei oder drei Blättern Zeitungspapier aus, was sich für unser geringes Müllaufkommen als absolut ausreichend erwiesen hat, zumal bei uns kaum Essensreste oder verdorbenes Essen anfallen. Somit können wir uns die Müllsäcke im wahrsten Sinne des Wortes sparen.
Eines zeigt dieses kleine Beispiel sehr deutlich: Solange der Fokus zu sehr auf dem Ersetzen von Produkten liegt, gibt es wahrscheinlich relativ wenig Einsparpotenzial. Das stellt sich erst ein, wenn man anfängt, tatsächlich zu reduzieren, wobei man allerdings ein Gespür dafür entwickeln muss, wo Reduzieren vernünftig ist und wo nicht. Bei Lebensmitteln bezieht sich die Reduktion naturgemäß nicht auf die absolute Menge und natürlich ebenso wenig auf die Qualität, sondern vielmehr auf die Auswahl. Generell kaufen wir viele Dinge, vor allem Süßigkeiten, gesüßte Milchprodukte, Knabbergebäck, Toastbrot und so weiter, gar nicht mehr, sondern leisten uns stattdessen hin und wieder besondere Leckerein, die es unverpackt im Bioladen gibt. Von Trockenobst und Nüssen sind speziell Samuel und Peter begeistert, Marlene und Leonard hingegen sind eher Fans von diversen Mehlspeisen, die ich gelegentlich vom Bäcker mitbringe. Da wir außerdem verpackte Mitbringsel von Verwandten und Freunden nicht verschmähen, seien es Chips oder Süßigkeiten, hat sich bislang noch bei keinem Mitglied unserer Familie ein Gefühl der Entbehrung eingestellt.
Doch gegen solche Einsichten arbeitet die ungehemmte Bedarfsweckung in allen Bereichen, und wenn es sich nur um diese blöden Plastiksackerln handelt, die an den Kassen zu hängen pflegen. So baute ein Drogeriemarkt lange Zeit seine Marketingstrategie auf dem Slogan auf: »Darf’s ein Gratissackerl sein?«
Weil ich mich über so was furchtbar aufrege, nahm ich diese Aktion zum Anlass, an die Firmenleitung zu schreiben. Die Antwort enthielt wenigstens einen kleinen Lichtblick. Man könne im Moment zwar noch nicht gänzlich auf die Plastikprodukte verzichten, arbeite aber bereits an einer Veränderung der Marketingstrategie und wolle längerfristig eine Art Pfandtaschen aus Baumwolle einführen, für die man einmalig einen Euro bezahle und sie danach bei Bedarf in jeder beliebigen Filiale gegen eine neue eintauschen könne. Ich schien nicht die Einzige gewesen zu sein, der die Gratissackerlstrategie ein Dorn im Auge war.
Inzwischen empfinde ich jeden einzelnen dieser kleinen Erfolge als Bestärkung, weiterzumachen und dranzubleiben, obwohl man die in Aussicht gestellte Veränderung natürlich auch als reines Alibi betrachten kann. Das kam mir auch in den Sinn, als nach der Premiere von Plastic Planet in den meisten Drogeriemärkten Schnuller, Sauger und Fläschchen aus den Regalen verschwanden, um einige Wochen später wieder aufzutauchen, diesmal mit dem Hinweis »Bisphenol-A-frei« versehen. Nun will ich zwar nicht unbedingt die Wahrheit dieser Aussage in Zweifel ziehen, doch stellt sich wohl die berechtigte Frage, was stattdessen verwendet wird und ob dieser neue Inhaltsstoff wirklich unbedenklicher ist als Bisphenol A. Denn wenn die Herstellung diverser Kunststoffe ganz ohne derartige Ingredienzien auskäme, hätte man wohl schon früher darauf verzichtet. Falls man also wirklich ernsthaft daran interessiert ist, möglichst schadstofffreie Produkte zu kaufen, sollte man die »Bisphenol-A-Freiheit« allein nicht als überzeugendes Kaufargument nehmen. Das muss man wissen und seine Konsequenzen daraus ziehen, so oder so.
Substanzielle Veränderungen wird es wahrscheinlich erst geben, wenn die große Masse ihre Konsumgewohnheiten ändert. Aber auch die besteht nun mal aus lauter Einzelnen. Daran führt kein Weg vorbei. Inzwischen habe ich an vielen Beispielen erlebt, dass es für mich persönlich Sinn macht, etwas zu tun, Briefe oder Mails an Firmenleitungen zu schreiben, mit anderen Menschen zu diskutieren. Obwohl das für viele anstrengend klingen mag, betrachte ich es eher als einen Mindestbeitrag an gesellschaftlichem Engagement. Daraus dann wirklich konkrete Konsequenzen für das eigene Handeln zu ziehen, ist noch mal eine ganz andere Sache – und manchmal habe ich den Eindruck, dass sich besonders die Privilegiertesten unserer Gesellschaft damit am allerschwersten tun.
Plastikrevival und nachhaltiges Leben
Im Mai 2010 erhalten wir eine interessante Einladung. Im Freilichtmuseum Stübing findet der
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