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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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Barschaft gekoppelt an mangelnde Aussicht auf Einkommen hat schon mal diesen ernüchternden Effekt, der am besten mit der Einnahme geistiger Getränke bekämpft wird.
    Folkmar sah sich obendrein zusammen mit seiner Hauptfigur auch noch seiner Arbeit beraubt, während Elmo ohne ein vorzeigbares Manuskript kein vernünftigerGrund einfallen wollte, bei Isadora Schuster vorzusprechen.
    Es war verfahren. Und gruselig zugleich. Genauso wenig, wie sich der Rechner herunterfahren oder lahmlegen lassen wollte, konnte man das Celldoor-Programm deinstallieren. Zwei Versuche hatten sie gestartet. Beim ersten waren sämtliche Glühbirnen der Wohnung durchgebrannt. Beim zweiten war der Fernseher implodiert. Einen dritten Versuch wagten sie nicht, und sei es nur, weil keiner mehr diese grausame Lache hören wollte, die jedes Mal den Fußboden zum Beben gebracht hatte.
    Und nicht nur, dass Celldoor sich seiner Deinstallation widersetzte – es ließ sich auch nicht austricksen.
    Folkmar hatte alles Mögliche probiert – Pussy Cat umbenannt, eine komplett neue Story angefangen, schließlich sogar versucht, einfach mit Said Wainda weiterzumachen –, jedes Experiment endete nach kürzester Zeit mit der Forderung, die ursprüngliche Protagonistin wieder einzuführen, begleitet von viel entnervendem Gequäke.
    Jetzt saßen sie da bei Kerzenlicht und wrangen ihre Hirne.
    Von einem Augenblick auf den anderen schien es für sie ohne Pussy Cat keine Zukunft zu geben. Ein Gedanke von solcher Abstrusität, dass der Griff zur Flasche geradezu zwangsläufig wirkte.
    „Irgendwas ist hier anders“, sagte Pussy und ließ sich grazil auf einem Barhocker nieder. Sie hatte schon so manchen Modewandel miterlebt, doch dass von heute auf morgen kein Mann – kein einziger – mehr Wert auf Hut und Anzug legte, war reichlich befremdlich.
    „Das kannst du wohl laut sagen“, meinte die Blonde hinter der Bar und starrte sie an. Genau wie ein Großteil der Trinker an der Bar. Aber Männer starrten immer und überall, wo Pussy auftauchte, das war sie gewohnt. Triebgesteuert, einer wie der andere. Ein Augenaufschlag, ein Fingerschnippen, und sie lagen auf dem Bauch und leckten ihr die Füße. Peinlich.
    „Ihr habt umdekoriert“, stellte Pussy fest. „Wo ist denn der Dom geblieben?“ Das Wandgemälde hinter der schmalen Bühne zeigte plötzlich die New Yorker Skyline, was keinen Sinn machte in einer Bar mit dem Namen ‚Olde Cologne‘.
    „Umdekoriert“, echote Lucy höhnisch und betrachtete den komplett umdekorierten Folkmar Windell wie schwimmendes Grün oben auf einem Erdbeerjoghurt. „Wir.“ Endgültig durchgeknallt, war ihr Eindruck. Sie hatte es lange kommen sehen, nur wann und wie es dann tatsächlich passiert, ist doch immer überraschend. „Und seit wann weißt ausgerechnet du nicht mehr, wo der Dom ist?“
    Die Thekenschlampe, die der verdienterweise bei einem Fenstersturz ums Leben gekommenen Juicie erstaunlich ähnlich sah, begleitete diese Frage mit einer Geste, die Pussy sich genauso zu verstehen weigerte wie den möglichen Sinn. Dieser blondierte Wanderpokal verhielt sich auffällig merkwürdig. Wahrscheinlich bekam sie ihre Tage. Das warf manche Frauen ja regelrecht aus der Bahn. Die labileren zuerst, natürlich.
    „Ach vergiss es“, meinte Pussy großzügig. „Mach mir lieber einen Highball.“ War wahrscheinlich nur neidisch, eifersüchtig, das billige Weibsstück, wie die meisten.
    Lucy schnaubte. „Ed hat gesagt, solange du deinen Deckel hier nicht bezahlst, kriegst du gar nichts mehr.“ Sie machte einen unwillkürlichen Schritt zurück. Diesen Blick hatte sie bei Folkmar Windell noch nie gesehen. Knallhart, der Blick, und mehr als nur ein bisschen irre. „Was ist mit deinen Augen?“, fragte sie kritisch. „Hast du was genommen?“
    „Mascara, von Revlon, was sonst?“, fragte Pussy spitz zurück. „Und wenn hier aus welchen Gründen auch immer meine Kreditwürdigkeit angezweifelt wird, geh und hol mir Eddy her!“
    Lucy zögerte. Der Letzte, der Ed mit ‚Eddy‘ bekosenamt hatte, war mit zwei zugeschwollenen Augen aufgewacht. Doch dann ging sie ohne ein weiteres Wort nach hinten. Schlecht verkleidete Gäste auf Droge und mit aggressiver Attitüde waren ganz eindeutig Eds Ressort.
    „Ich hatte gedacht, wir könnten eventuell den Fernseher in die Pfanne bringen und dafür einen neuen Rechner anschaffen, aber …“ Elmo betrachtete trübsinnig den schwarz verräucherten, bildschirmlosen Rahmen mit seinem

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