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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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peinlich zu empfinden. Ein Mann kann nur so und so viele Jahre allein in einem winzigen, fensterlosen Büro hocken, ohne damit anzufangen.
    „Nun, das müssen Sie später weiterproben. Sie haben einen Einsatz.“
    Kommissar Meckenheim stand, ohne den Vorgang des Aufstehens mitbekommen zu haben. Ein Einsatz war ein seltenes Glück für den mit Abstand unterbeschäftigsten Beamten der Kölner Polizei.
    „Wo?“, fragte er.
    „Altstadtgasse.“
    Okay, es war Nacht und das Licht ihrer Scheinwerfer nicht das hellste, und doch wurde es Pussy mit jedem gefahrenen Meter klarer, dass dies nicht New York sein konnte. Und schon gar nicht das New York der vierziger Jahre. Gut, sie erkannte eine Menge wieder – da vorn war das Plaza, auch wenn es hier‚City-Hotel‘ hieß, und durch eine Seitenstraße hatte sie gerade einen Blick auf den Fluss erhascht, ganz da, wo er sein sollte, auch wenn sie sich jetzt schon so gut wie sicher war, dass es sich nicht um den Hudson handelte.
    Dann ragte er plötzlich vor ihr auf, der hässliche schwarze Kasten mit den spitzen Zwillingstürmen, und mit einem Schlag begriff sie, wo sie nach Passieren der hinteren Zellentür gelandet war: in Cologne, somit auf einem fremden Kontinent und obendrein in einer anderen Zeit, in der Zukunft. Sie stoppte den Wagen, momentan überwältigt.
    Ein anderer Ort, eine andere Zeit, das … das eröffnete ganz neue Möglichkeiten. Dies war ihre Chance, eine andere Person, eine andere … Frau zu werden.Vielleicht – der Gedanke hatte etwas Elektrisierendes –, vielleicht könnte sie sich in der neuen, bunten Umgebung komplett neu erfinden! Möglicherweise sogar die Verbrecherjagd an den Nagel hängen und … Das Wort ‚Familie‘ griff mit sachter Hand nach ihrem Herzen und ließ ihren Busen über einem unwillkürlichen Seufzer wogen. Doch keinesfalls – da brach sich die toughe, pragmatische Pussy in ihr wieder Bahn – keinesfalls würde sie sich in die Abhängigkeit von einem Mann begeben. Sie war eine selbständige Frau und würde es bleiben, doch dafür brauchte sie Kapital. Und sie wusste, wo Kapital auf sie wartete. Jede Menge davon. In Form eines fetten Diamanten. Der Roosveldt-Diamant, um genau zu sein, ein Stein von solchem Feuer, dass er selbst im Schwarz-Weißals rosa zu erkennen gewesen war. Und Pussy wusste auch, wer sie zu diesem Klunker führen würde. Sabie Tooth, die ,Falsche Polizistin‘. Sie musste sie nur finden, und dann … Dann würde sie weitersehen.
    Pussy klopfte mit grimmiger Entschlossenheit den Gang rein und machte sich auf die Jagd.
    „Nein, nein, da war nichts. Alles … alles in Ordnung.“
    Arthur Knochenmüller war ein dreister, wenn auch nicht unbedingt begnadeter Lügner.
    „Wie, da war nichts?!“ Kommissar Meckenheim spürte seinen Kamm schwellen. Da schickte man ihn mal zu einem Einsatz, und dann verweigerte ausgerechnet das Opfer die Kooperation. „Wir haben einen Notruf erhalten und ich habe hier die Aussagen gleich dreier Anwohner und Passanten, wonach Sie in Ausübung Ihrer Tätigkeit von einer PKW-Halterin zusammengeschlagen worden sind, offenbar damit diese Person sich den rechtlichen Konsequenzen einer Verkehrsordnungswidrigkeit entzie hen konnte.“
    Das wäre jetzt selbst an einem seiner besseren Tage doch etwas sehr viel Text auf einmal gewesen für Arthur Knochenmüller.
    „Unsinn“, entgegnete er, pauschal.
    „Was ist denn dann mit Ihrem Auge passiert?“ Meckenheim hatte einen Fall, und den würde er sich nicht von einem bockigen Zeugen zunichte machen lassen.
    „Da hab ich mich beim Rasieren ge… gestoßen.“ Knochenmüller war wirklich nicht der Kreativste, wenn es um Unwahrheiten ging.
    „Und wo, bitte schön, ist der Wagen, den Sie auf polizeiliche Anweisung hin abzuschleppen hatten?“
    „Kann das sein, dass Sie hier von einem braunen VW-Käfer reden?“, mischte sich Folkmar Windell ein. „Kennzeichen K-JK 45? Der sollte nämlich genau hier parken. Ist doch richtig?“, wandte er sich an seinen Freund Elmo. Elmo bestätigte, das Auto nach dem Einkaufen an genau dieser Stelle abgestellt zu haben.
    Meckenheim drehte sich langsam, ganz langsam zu dem Duo um.
    „Sie …“, sagte er, wie man ‚Sie …‘ zu jemandem sagt, den wiederzutreffen man nicht glauben kann oder vielleicht ganz einfach nicht wahrhaben will.
    „Hey, hallo, Meckenheim“, grüßte ihn Windell, der nicht wusste, ja noch nicht einmal ahnte, dass er, er ganz allein, für die andauernde berufliche Misere Meckenheims

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