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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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verschmurgelten Inneren. „Auf dem Konto ist auch nichts mehr?“
    „Nur Miese.“
    „Einen PC könnten wir doch bestimmt mit Kreditkarte bezahlen.“
    Folkmar lachte bitter beim Gedanken an die leichtsinnigen ersten Monate mit der Karte und was für einen Rattenschwanz an hochnotpeinlichen Zahlungsschwierigkeiten die mit sich gebracht hatten.
    „Zeig die irgendwo vor“, meinte er säuerlich, „und du hast anschließend zwei.“
    „Okay, aber – reg dich jetzt nicht auf, aber … wenn du den Wagen verkaufst, könnten wir davon die Miete und einen neuen Rechner –“
    „Niemals!“
    „Folkmar, nimm’s mir nicht übel, aber das Ding ist ein Schrotthaufen und finanziell gesehen ein Fass ohne Boden. Nimm nur allein die Strafzettel, die …“
    „Dafür kann doch der Wagen nichts!“ Folkmar blickte finster drein, regelrecht biestig. Der Wagen – ein VW Käfer der allerersten Baureihe, mit ‚Brezelfenster‘ hinten – war exakt das gleiche Fahrzeug, mit dem Jack Knife durch sämtliche seiner sechzig Abenteuer gerast war. Und es hatte ihn nie im Stich gelassen. Selbst im dichtesten Kugelhagel nicht. So etwas verscherbelt man nicht einfach.
    „Nein“, sagte er. „Ehe ich diesen Wagen verkaufe, ziehe ich lieber unter die Brücke.“
    Und ich ziehe mit, dachte Elmo gallig. Oder – er schauderte von Kopf bis Fuß – oder zurück zu … Mutter.
    „Vielleicht sollten wir das Programm noch mal starten“, schlug er vor. „Es muss einfach einen Trick geben, Pussy Cat zurück in die Story zu zwingen.“
    „Du nennst mich noch einmal ‚Volle‘, Eddy“, knurrte Pussy, „und ich reiße dir ein Ohr ab und geb’s dir anschließend zu fressen.“
    Ed kochte. Er brodelte innerlich. Erst holte ihn dieser lächerlich kostümierte Fatzke vom Spieltisch weg und jetzt bettelte er auch noch um Schläge. Und das – Ed fächerte es noch mal kurz und verstohlen auf –, das ausgerechnet mit einem Blatt wie diesem auf der Hand.
    „Also, was willst du?“, fragte er barsch. „Und nenn mich nicht ‚Eddy‘“, fügte er drohend hinzu.
    „Einen Highball. Wie oft muss ich das noch wiederholen?“
    „Mach ihm einen“, sagte Ed leise zu Lucy. Er gab nach, aber das brauchte keiner von den ganzen Hängern am Tresen mitzubekommen. „Und wenn es sein muss, noch einen zweiten“, fügte er noch leiser hinzu. „Hauptsache, der Clown ist noch hier, wenn ich die Runde zu Ende gespielt habe.“
    Und dann werden wir sehen, wer wem was zu fressen gibt, dachte er, mit einem kurzen, kalkulierenden Blick auf Windells überbordende Lockenpracht. Da möchte ich nicht dabei sein, dachte er noch auf dem Weg zurück an den Spieltisch, wenn er die wieder ausscheißt.
    Pussy nahm ihren Highball huldvoll entgegen, kippte ihn in einem Zug, sagte erst: „Noch einen“, und dann: „Ahh.“ Viel hätte nicht gefehlt, und sie hätte sich den Mund mit dem Ärmel ihrer Kostümjacke gewischt. Doch dann erinnerte sie sich ihrer Manieren, schnickte rasch ihr Handtäschchen auf, zupfte ein Kleenex hervor und tupfte sich damenhaft die Lippen. „Jetzt geht’s mir schon besser. Hier, sieh dir das an“, forderte sie und nahm der nun um einiges höflicher auftretenden Blonden den zweiten Drink aus der Hand. „Kommt dir dieses Weibsbild irgendwie bekannt vor?“
    Lucy warf einen Blick auf das Foto und nickte. Man soll bei Verrückten immer mitspielen, hatte sie irgendwo gelesen. „Die geht hier im Viertel oft Streife“, sagte sie, als ob Windell das nicht am besten wüsste. „Wenn auch in einer anderen Uniform. Ist übrigens gut möglich, dass sie den Abschleppwagen gerufen hat, der draußen gerade dein Auto an den Haken nimmt.“
    Pussy, mit dem zweiten Drink gerade am Hals, fuhr herum.
    „Die Sache ist ganz einfach“, erklärte Arthur Knochenmüller, der Abschleppwagenfahrer, der diese Art von Gespräch rund fünfzig Mal in der Woche führte. „Entweder du zahlst mir die Anfahrt, Herzchen, oder …“
    „Habe ich recht gehört?“, unterbrach ihn Pussy. „Haben Sie mich gerade ‚Herzchen‘ genannt?“
    „Ja, das hast du“, antwortete Arthur, einer von drei grobschlächtigen Brüdern, die gemeinsam ein Abschleppunternehmen, einen Schrottplatz und eine Kampfhundezucht betrieben und sich ihr Leben lang noch von niemandem hatten den Mund verbieten lassen. Schon gar nicht von – ha! – von einer perücketragenden Transe mit einem Gesicht wie ein Teller Vanillepudding. Seine Hand fand wie von alleine das unter der Bracke seines LKWs

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