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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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Einsatz, zum nächsten Tatort, und er haderte mit seinem Schicksal dabei.
    Windell hatte, die Handschellen schon stramm um die Gelenke, ein Alibi aus der Tasche gezaubert! Für die Tatzeit! Sein Kumpel Elmo Jock hatte geschworen, einen heiligen Eid geleistet und jederzeit zu wiederholen versprochen, sie seien zusammen zuhause gewesen, als der Abschleppwagenfahrer verprügelt wurde. Und dieser Wirt und seine Thekenschlampe, aus deren Bar heraus der Täter auf sein Opfer losgegangen war und die etwas von dem Vorfall gesehen haben mussten , die hatten bei der Gegenüberstellung mit Windell nur herumgedruckst und ihn de facto weiter entlastet.
    Und – hier fing die Geschichte an, vollkommen in einen Bereich abzudriften, der sich der Protokollierung entzog – noch während er zähneknirschend dabei war, dem Dreckskerl die Handschellen wieder abzunehmen, hatte ihn ein Notruf ereilt, in dem Windell, derselbe Windell, den er praktisch beim Händchen hielt, bei einem versuchten Totschlag durch Überfahren einer Kollegin zweifelsfrei erkannt worden war, wenn auch wieder in seiner weiblichen Kostümierung. Meckenheim rannte, und er haderte. Oh Mann, wie er haderte.
    Sabrina Zahn, nach außen hin die Ruhe selbst, registrierte einiges an Aufruhr in ihrem Inneren. Sie hatte ihre Dienstwaffe abgefeuert! Die Schüsse sangen noch in ihren Ohren. Der Schreck, das Realisieren, dass das Fahrzeug keineswegs auf ihr Handzeichen reagieren und anhalten würde, sondern ungerührt mit Vollgas, mit Absicht , weiterhin genau auf sie zuhielt, war gewaltig gewesen. Nur ihrer Sportlichkeit und ihren Reflexen war es zu verdanken, dass sie sich auf die Haube des falschparkenden Geländewagens hatte retten können. Buchstäblich dem Tod noch mal von der Schippe gesprungen, doch als Resultat davon fühlte sie sich jetzt lebendig und auf eine schwer zu beschreibende Art erregt wie selten zuvor.
    „Versuchter Totschlag, Angriff mit tödlicher Intention auf eine Polizeibeamtin“, resümierte Kollege Meckenheim mit Blick auf den Rhein, in dessen braunen Fluten zwei Feuerwehrtaucher damit beschäftigt waren, Arthur Knochenmüllers Windenseil am vollständig versunkenen Käfer Windells zu befestigen.
    Tödliche Intention, wohl wahr. Da war Mordlust, unverblümte Mordlust zu erkennen gewesen in den blauen Augen unter der lächerlichen Perücke.
    Ein Raunen ging durch die Menge der Schaulustigen, als das geteilte Heckfenster des Wagens aus den Fluten auftauchte.
    „Die Taucher sagen, es befindet sich niemand mehr im Fahrzeug, aber warten wir noch ein paar Minuten ab“, meinte Meckenheim, über das hochdrehende Motorengeräusch der Winde hinweg. „Alles okay mit Ihnen?“
    Polizeiobermeisterin Zahn nickte, schenkte dem untersetzten, rotnasigen, etwas stoffeligen Kommissar ein tapferes Lächeln.
    Sie war die Ruhe selbst, ihre Gedankengänge ein Muster an Klarheit, die Ehrlichkeit mit sich selbst dabei ein Novum. Sie hatte diese Attacke in gewisser Weise selbst verursacht, ging ihr auf. Die Gründe für das Abschleppen des Käfers waren juristisch zumindest anfechtbar. Es war ihr dabei auch gar nicht so sehr um die Durchsetzung der Straßenverkehrsordnung gegangen als vielmehr darum, diesen windelweichen Windell zu provozieren, ihn mal richtig zum Ausrasten zu bringen. Das war ihr gelungen, musste sie sich eingestehen, mit einem leichten Zittern in Erinnerung an dieses heißkalte Glühen in seinen Augen. Leider hatte er anschließend die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren, war die Rampe hinab in den Fluß gerauscht und dann, wie es aussah, angesichts der offenen Fahrertür und des menschenleer vor sich hintriefenden Innenraums des Käfers, Opfer der tückischen Strömung des Rheins geworden.
    „Und Sie sind sich wirklich sicher, in der Fahrerin Folkmar Windell erkannt zu haben? Ganz sicher?“
    „Einhundert Prozent“, antwortete Sabrina. Er war es gewesen, diese bisher immer so schlaffe Socke. Doch diesen einen Moment, diesen einen, geteilten Sekundenbruchteil kurz vor dem erwarteten Zusammenprall hatte er gelebt, ja, gestrotzt vor Leben, der Schundromanpoet. Das, fand Sabrina, sollte es ihm wert gewesen sein.
    „Und wenn Sie damit fertig sind“, wies sie den Abschleppwagenfahrer an, „nehmen Sie den Geländewagen hier an den Haken.“
    „Sag mal, Elmo. Denkst du, was ich denke?“, fragte Folkmar, mehr oder weniger in sein Glas hinein.
    „Was denn? Dass Ed sich heute Abend irgendwie seltsam verhält? Was ist nur aus seinem üblichen

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