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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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beiden Seiten in schärfster Form geführtes Telefongespräch später stiefelte Meckenheim in langen Schritten den Gang mit den Patientenzimmern hinunter, bis er die richtige Nummer gefunden hatte, stürmte durch die Tür und hieb auf den Lichtschalter. Und vor ihm, im aufflackernden Neonlicht, in dem Bett, in dem laut Liste Folkmar Windell untergebracht sein sollte, schnarchte niemand anderes als Elmo Jock.
    Na, nicht mehr lange.
    „Wo ist Windell?“, brüllte Meckenheim und schüttelte Elmo, der nicht wusste, wie ihm geschah. „Wo ist er? Raus mit der Sprache!“
    „Lassen Sie sofort den Patienten los“, kam es herrisch von der Tür her.
    Meckenheim, Elmo nach wie vor am Kragen, fuhr herum.
    „Sie wollen mir erzählen, dass das hier Folkmar Windell ist?“, fauchte er die in einem Morgenmantel erschienene Ärztin an.
    Frau Doktor Störzenich blickte kühl und nachdenklich.
    „Tja, da muss wohl eine Verwechslung vorliegen“, meinte sie ungerührt und hob die Arme im Versuch, ihr flammend rotes Haar mit einem Gummi zu bändigen.
    Elmo, aus dem Schlaf, aus dem Bett, von den Füßen gerissen, spürte aller schockartig verwirrenden Umstände zum Trotz, wie ihm eine Latte wuchs.
    „Eine Verwechslung? Wollen Sie mir erzählen, Sie können einen Gnom nicht von einem Riesen unterscheiden?“
    „Wer ist hier ein Gnom?“, beschwerte sich Elmo.
    Meckenheim setzte ihn ab, wischte ihn beiseite und baute sich vor der Psychiaterin auf.
    „Ich weiß jetzt, was hier abgeht“, bellte er. „Doch diesmal hat er jemanden umgebracht.“
    „Wer?“, fragte Elmo dazwischen, unbeachtet.
    „Während er in Ihrer Obhut und unter Ihrer Bewachung sein sollte!“
    „Wen?“, fragte Elmo, ohne eine Antwort zu erhalten.
    „Dafür werde ich Sie drankriegen, glauben Sie’s mir! Und zwar unverzüglich!“
    „Ich denke“, meinte Frau Doktor Störzenich nachdenklich, während sie und Elmo dem davonstürmenden Kommissar hinterhersahen, „wir müssen bei unserer nächsten Sitzung noch mal sehr intensiv der Frage nachgehen, was genau eigentlich los ist.“
    „Gern. Doch könnten wir vielleicht zuerst noch ein wenig über meine Mutter sprechen?“
    „An alle Einheiten!“ Meckenheim bölkte in das Mikrofon auf seinem Schreibtisch, dass Streifenwagenbesatzungen in der ganzen Stadt wie von einem Stromschlag aus ihrem üblichen Zustand von Halbschlaf gerissen wurden. „Personenfahndung mit allen Einsatzkräften und Techniken nach Folkmar Windell, ich buchstabiere: Felix Oskar Leop…“
    „Meckenheim! Sind Sie besoffen?!“
    „Hä? Was?“
    „Himmelherrgott, Meckenheim! Der von Ihnen Gesuchte sitzt seit gestern Abend keine dreißig Schritte von Ihnen entfernt in U-Haft!“
    „Was?!“
    „Haben Sie Ihre Rohrpost schon durchgesehen, heute morgen?“
    „Nein, ich …“
    „Dann holen Sie das augenblicklich nach!“
    Der runde Container enthielt eine zusammengerollte Zeitung. Meckenheim glättete sie auf seinem Schreibtisch. Las die Schlagzeile. Sah das Foto. Spürte den dringenden Wunsch, sich augenblicklich eine Flasche an den Hals zu setzen.
    „Ein jeder Logik und fundierter Ermittlungen entbehrendes und auf bloßer physiognomischer Ähnlichkeit aufgebautes Verdachtsmoment nennt man für gewöhnlich ‚Hirngespinst‘, Meckenheim.“
    „Ja, aber …“
    „Meckenheim, dies ist Ihr Fall, einzig und allein Ihr Fall. Und wenn Sie den vergeigen, dann war das Ihr letzter, Ihr allerletzter Fall. Haben Sie das verstanden?“
    War dies das Hochkommen aus dem Schlaf ? Oder das Versinken in einen Alb?
    Er lag auf einer Pritsche. In einer Zelle. Und es war aus. Aus. Es war alles aus. Und warum? Einzig und allein,weil eine machtbesoffene, miese kleine Streifenpolizistin ihn nicht leiden konnte.
    Bis zum Auto war er gekommen – in Unterhosen –, bevor sie ihm von hinten die Beine weggetreten und sich auf ihn gestürzt und in Handschellen gelegt und dann noch eine halbe Stunde liegengelassen hatte. Zur Erbauung sämtlicher Umstehender.
    Von einer Frau zu Fall gebracht und schon in – er blickte auf sein Handgelenk, doch die Uhr war ihm weggenommen worden, wie der Gürtel und die Lederschnüre seiner Sandalen –, in vermutlich weniger als zwanzig Stunden, irgendwann im Laufe dieses Tages würde ihn das in die Fänge einer weiteren, sinistren weiblichen Macht spielen.
    Und da fragt sich Isadora Schuster, warum ich immer nur Antagonistinnen schreibe, dachte er bitter.
    Stimmen näherten sich, draußen auf dem Gang.
    „Und Sie sind sicher,

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