Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
Vom Netzwerk:
ein, da hatte sie schließlich selber für gesorgt. Neugierig trat sie noch mal an den Wagen, spähte ins Innere. Konnte das von hinten nahende, pfeifende Geräusch des energisch geschwungenen, bleikugelgefüllten Nylonstrumpfs im ersten Moment nicht ganz zuordnen. Und im zweiten war’s dann, wie so oft, zu spät.
    Das Leben als Bettler ist kein Zuckerschlecken. Nicht zuletzt aufgrund der gerade in Köln außerordentlich gut organisierten Konkurrenz. Bollo der Blindfisch machte auf – blind, natürlich.Wie der Name schon sagt. Und was die Konkurrenz anging, mit ihrem Hang zu physischer Einschüchterung, hatte er sich einen Panzer zugelegt. Einen olfaktorischen Zaubermantel, wenn man so will. Wie es hieß, konnte einem Ahnungslosen die Annäherung von weniger als einem Meter an den sonnenbebrillten Bettler die Nase komplett auf links ziehen.
    Umso überraschter war er, als jemand dicht an ihn herantrat und ihm eine feiste Rolle Geldscheine vor die schwarzen Gläser hielt. Eine Frau, wie es schien. Wie es den Anschein hatte. Den sie sich bemühte, zu erwecken.
    „Bisschen schnelles Geld verdienen, Bollo?“, fragte sie. Und wartete die Antwort gar nicht erst ab.
    „Windell, eins schwör ich Ihnen: Wenn Sie nicht hierhin zurückkommen, und zwar schleunigst, dann …“ Meckenheim verstummte, als er begriff, dass in diesem Fall jegliche Form von Drohung verpuffen musste. Man kann einfach keinen Druck ausüben auf jemanden, der nicht mehr da ist. „… dann bin ich meinen Job los.“ Außer moralischen. „Also beeilen Sie sich. Ich hab Sie nur für eine Tatortbegehung losgeeist. So was darf nicht den ganzen Tag dauern.“
    „Seien Sie unbesorgt.“ Windell hatte auf die kleine Uhr im Monitor geblickt und fast seine Zunge verschluckt. Die von Sabrina Zahn verursachte Umleitung über die Haftzelle hatte ihn weit mehr Zeit gekostet, als er befürchtet hatte. Er ging schnurstracks durch die Goldene Tür, durch die Zelle, durch die zweite Tür. Die hinter ihm ins Schloss fiel. Mit einem Knall.
    „Aber, aber, Mr. Chevalier.“ Suzie zerbiss eine Kaugummiblase und lächelte ihr Neckischstes. „Schon so früh unterwegs?“
    „Sporting noch nicht hier?“ Der Schriftsteller wirkte eilig, fast gehetzt.
    „Der müsste eigentlich gleich mal vorbeischauen. Doch was wollen Sie denn von dem, Mr. Chevalier? Sie planen hoffentlich nicht, mit Marihuana zu experimentieren?Und Sportings andere Dienste hat ein berühmter Mann wie Sie doch nun wirklich nicht nötig. Oder?“ Suzie beugte sich vor, um recht schwungvoll den Tresen abzuwischen, und Chevaliers Augen wurden zufriedenstellend glubschig. „Das Übliche?“, fragte sie dann und griff nach dem Sektkühler.
    Chevalier zögerte. „Nur, falls du’s…“, er klopfte seine Taschen ab, „… auf den Deckel schreiben kannst.“
    „Wieder kein Geld dabei?“
    Chevalier machte eine ratlose Geste.
    „Ist schon okay. Wo hamse eigentlich die ganzen schicken Anzüge, in denen Sie sonst immer so ’ne steile Figur machen?“
    „Die? Die hängen alle in meinem Penthouse, oben im Plaza. Du musst wissen, ich bin inkognito unterwegs, zurzeit.“
    „Na, hoffentlich dauert das nicht mehr lange, Ihr Inkognito. Weil, mal ganz unter uns und nehmen Sie’s mir nicht krumm, aber diese kleinkarierten Hemden mit halbem Arm, die stehen Ihnen überhaupt nicht.“
    Polizeiobermeisterin Sabrina Zahn erwachte gefesselt, geknebelt, rücklings auf einen Billardtisch geflochten, die Beine gespreizt und in dieser Position solide fixiert. Ihr Hinterkopf fühlte sich an wie eine ausgequetschte Orangenschale.
    „Ah, sind wir wach?“, flötete eine hohe, kippelige Stimme.
    Ein unfassbarer Gestank erfüllte den Raum, den die Polizistin sofort als das Hinterzimmer der Brooklyn Bar wiedererkannte. Ein Mief, als ob eine in billigstem Fusel marinierte Leiche vor sich hingärte.
    Als der blondperückte Kopf sich über sie beugte, dämmerte Sabrina, mit ihrem Bemühen, Folkmar Windell über eine Grenze zu schicken, ebenso erfolgreich gewesen wie zu weit gegangen zu sein.
    Zu behaupten, dass sie ihr Tun nun nachträglich bereute, wäre allerdings zu viel gesagt.
    Der Blondschopf verschwand aus ihrem Blick, und Augenblicke später spürte Sabrina Zahn etwas Halbwarmes auf Ober- und Unterschenkel ihres linken Beins tröpfeln und langsam und zäh die Innenseite hinabrinnen.
    „Flüssigzucker“, erklärte der mal wieder krude kostümierte und wie auch immer aus der U-Haft entkommene Windell mit gekünstelter

Weitere Kostenlose Bücher