Platinblondes Dynamit
man.
„Was? Machst du Witze? Geoff, hast du getrunken?“
„Du weißt, ich trinke nicht, Mary. Und ich mache keine Witze, wenn es um uns geht. Also, wirst du mich heiraten, ja oder nein?“
Da war ein Schweigen, am anderen Ende.
Sie hatten den einen oder anderen Anlauf gehabt, Mary und er, und wenn es bisher nicht geklappt hatte, dann lag das zumeist an ihm und seiner ewigen Unstetigkeit. Doch das würde sich jetzt ändern. Sicher.
„Heute noch“, fügte er hinzu, mitten in das Schweigen hinein. „Ich hab Father Franklyn schon gefragt. Er sagt, er macht’s.“
„Soll das heißen, du hast einen Job? Einen richtigen Job?“
„So was in der Art.“
„‚So was in der Art‘ ist nicht gut genug, Geoff Baker!“
„Lass mich dir erkl…“
„Ich habe es dir schon hundert Mal gesagt, Geoff! Wenn ich heirate, dann will ich Kinder, und wenn ich Kinder habe, dann will ich einen Vater dazu und nicht einen, der ‚so was in der Art‘ von einem Job hat, und auch keinen, der sich Nacht für Nacht mit Rabauken herumschlägt oder öfter im Knast übernachtet als zuhause.“
Ansichten, die Mary. Immer schon gehabt.
„Kommt beides nicht mehr vor, Baby, versprochen. Und ich werde genug für uns alle verdienen, sei unbesorgt. Für uns alle und ein hübsches Häuschen am East River.“
„Ach ja, so plötzlich? Und womit genau?“
Brains holte tief Luft. Dies war eine heikle Klippe, die er hier umschiffen musste. Doch es ging nicht anders. Mary jetzt anzulügen würde alles versauen, für immer. Also. Raus damit.
„Mit Wetten.“
„Geoff Baker, ich beende jetzt dieses Gespräch und ich möchte niemals jemals wieder ein Wort mit dir …“
„Mary, warte! Ich hab da dieses Buch gekauft …“
„Ein Buch? Was soll denn ein Buch daran ändern?“
„Es heißt ‚Die Goldene Ära des Profiboxsports‘.“
„Ja und? Viel Spaß bei der Lektüre. Ich hänge jetzt ein.“
„Warte, Mary! Du verstehst nicht. Da stehen alle großen Kämpfe drin. Von 1939 bis …“, Brains senkte die Stimme zu einem Wispern, „… 1999.“
Sporting war gut, das sagten alle Frauen. Und jeder wusste, was sie damit meinten. Richtig gut, hieß es. Deshalb wollten sie ihn dann auch, logischerweise. Alle. Und Cynthia, die Neue in Sportings Stall, die ganz besonders.
So was kann einen Mann erschöpfen. In, tja, vielerlei, in, seien wir ehrlich, jeder Hinsicht. Doch er hatte da seine kleinen Tricks, mit denen sich das Zuckerrohr und auch seine Kokosnüsse wieder in Form bringen ließen. Tricks und Mittelchen …
Sporting sah überrascht auf, als Pussy schon aus dem Bad kam, noch leicht dampfend, ihre Wespentaillenfigur in ein Badelaken gewickelt, und ihre platinblonde Lockenpracht aus dem Handtuchturban schüttelte. Überrascht deshalb, weil er gerade erst die Wasserpfeife fertig vorbereitet hatte.
„Soll ich?“, fragte Pussy mit einigem Timbre und fasste das Badelaken um ihre fantastische Oberweite spielerisch mit spitzen Fingern.
„Augenblick noch“, meinte Sporting, am Mundstück des Pfeifenschlauchs vorbei, und paffte hastig die Füllung in Glut. „Fass dich noch ein ganz klein bisschen in Geduld, Baby.“
Zärtlich schlug der Klöppel gegen die Glocke der St. Patrick’s Church im Herzen von Queens, als Geoff Baker, stattlich, feierlich, wenn auch vielleicht das kleinste bisschen steif in seinem besten Anzug, mit Augen, die strahlten vor Glück, seiner Mary, seiner Braut entgegensah, wie sie am Arm ihres stolzen Vaters gemessenen Schrittes den langen Mittelgang hinunter auf ihn zukam, um endlich die Seine zu werden. Und nichts, nicht die Anzahl der im Kirchenschiff versammelten Freunde und Verwandten, nicht das wundervolle weiße Kleid mit den kunstvollen Stickereien und der meterlangen Schleppe, gehalten von zwei bezaubernden Nichten der Braut mit den hübschesten Schleifchen und Blümchen in den goldenen Löckchen, ließ darauf schließen, in welcher Eile …
„Ja, Himmelarsch!“ Windell hieb mit der Faust auf seinen Schreibtisch, dass der Monitor einen Satz in die Höhe machte. Meckenheim hatte ihn unten vor der Tür noch endlos aufgehalten und jetzt das! „Schleifchen und Blümchen und goldene Löckchen in meinem Text ?!“ Ihm war danach, sämtliche Kabel aus Rechner und Wand zu rupfen und sowohl den PC als auch den verfluchten Monitor in die nächste Ecke zu feuern, minutenlang darauf herumzuspringen und die Trümmer anschließend in hohem Bogen aus dem Fenster …
Die kleine Uhr im rechten oberen
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