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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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Bildschirmrand sprang um. Auf eine glatte Zahl. 12:00.
    Es klingelte an der Tür. Windell ging, öffnete. Er war die Ruhe selbst, plötzlich.
    „Ich habe noch zwölf Stunden“, sagte er zu Meckenheim, präzise artikuliert wie die Anweisung eines Navigationsgerätes.
    „Genau wie ich“, entgegnete der Kommissar. Exakt diese Frist trennte ihn von der Entlassung aus dem Polizeidienst, wie man ihm gerade erst unmissverständlich mitgeteilt hatte. Aus Gründen mangelnder psychischer Belastbarkeit, wie es hieß. Zwölf Stunden, den Fall des ‚Platinblonden Dynamits‘ zu lösen. Oder – tschüss.
    „Und nicht genug damit, dass meine Protagonistin weiterhin munter in der Weltgeschichte herumhüpft, hat mir diese … diese Teufelin jetzt auch noch mein geplantes Happy End vermasselt. Ich weiß mir keinen Rat mehr.“
    „Genauso wenig wie ich“, entgegnete Meckenheim. „Ich muss Sie jetzt zurück in U-Haft bringen.“
    „Wie? Was?“ Windell blickte verwundert, wenn auch ein wenig starr.
    „Sie müssen das verstehen. Sabrina Zahn ist weiterhin wie vom Erdboden verschluckt, und ich sag’s nicht gern, aber wir haben schon wieder einen Toten im City-Hotel, wieder unter mysteriösen Umständen umgekommen und wieder, wie es scheint, im Beisein einer auffallend kräftigen, blonden Frau.“
    „Wie? Wer? Doch nicht …“
    „Ich hab noch keinen Namen, keine Beschreibung, nichts. Der Ruf kam gerade erst durch“, antwortete Meckenheim und klang müde dabei. „Also, kommen Sie mit. Sie sehen ja selbst, ich habe zumindest in den nächsten zwölf Stunden einfach keine Zeit mehr, mich um Sie zu kümmern.“
    „Aber ich muss doch …“
    „Nein, Windell, Sie müssen gar nichts mehr. Sehen Sie’s ein. Die Zeit der Fantastereien ist vorbei. Die polizeilichen Ermittlungen laufen, die Dinge lassen sich jetzt nicht mehr aufhalten, Sie wandern zurück in den Knast und alles wird seinen gewohnten, geordneten Gang gehen. Kommen Sie.“
    Er öffnete die Tür, und Mattka Wolanski, die gerade erst ihr Ohr an das Türblatt geschmiegt hatte, stolperte in den Raum.
    „Sie!“, schrie Windell, dass es im Hausflur von allen Wänden widerhallte. „Sie sind an allem schuld, an der ganzen Misere, Sie und Ihre verfluchten Würgereien!“ Die Hände zu Krallen geformt, die Zähne entblößt, ging er, wie von Krämpfen und Widerwillen geschüttelt, in zeitlupenartiger Langsamkeit auf seine Vermieterin los. „Ich werde Sie in Stücke hacken, ich werde Sie in Streifen schneiden, ich werde Ihnen Ihre Miete …“, er lachte manisch, „dahin schieben, wo …“
    „Okay“, meinte Meckenheim sachlich und nahm Windell in den Polizeigriff. „Dann eben nach Dollendorf.“
    Pussy kam in den Laden gestürmt, dass es beinahe die Türklingel abgerissen hätte.
    Clive ließ das Fashion-Magazin sinken und sprang auf die Beine. „Aber“, meinte er entgeistert, „was ist denn mit dir passiert, Schätzchen?“
    „Nichts“, blaffte Pussy und strich sich eine triefende Haarsträhne aus den Augen.
    Das war es ja. Das war der Grund, das war die eigentlicheUrsache für ihren Zustand. Weil nichts passieren wollte, darum und nur darum, war sie jetzt mal wieder durchweicht wie eine ersäufte Katze.
    „Aber du bist ja ganz nass“, stellte Clive fest. „Komm mit nach hinten. Du musst sofort aus diesen Sachen raus, oder sie passen dir nie wieder!“
    Dabei hatte sie Sporting doch nur einen kleinen, einen aufmunternden – sicher, sie war ein großes Mädchen und auch ihre Hände waren nicht eben schmächtig –, aber wirklich nur einen wohlmeinenden – na ja, eine gewisse Ungeduld mag ihr ein wenig die Hand geführt haben, aber trotzdem –, nur einen einzigen, neckischen Klaps verpasst, mehr nicht! Auf sein hochgelobtes, dabei alles andere als hochaufragendes Zuckerrohr und auf die beiden Kokosnüsse auch. Konnte sie ahnen, dass er daraufhin die komplette Wasserpfeife auf einen Zug rauchen würde?
    Der Teppich machte schmatzende Geräusche unter Meckenheims Sohlen. Das gesamte Hotelzimmer war triefend nass, männlicher Leichnam eingeschlossen. Meckenheim warf nur einen flüchtigen Blick auf den lang hingestreckten Toten. Er kannte ihn, er war ihm, tja, begegnet, doch das brauchte nun wirklich niemand zu wissen.
    „Todesursache vermutlich Kreislaufkollaps“, meinte der Gerichtsmediziner. „Oder Rauchvergiftung. Wenn nicht beides in Wechselwirkung. Hier, sehen Sie sich das an.“ Er hielt dem Kommissar einen etwa mandarinengroßen, bis zur

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