Platinblondes Dynamit
Stimme, „aus dem Kaffeeautomaten. Also, Sabie, der Plan ist der“, erklärte er weiter: „Mein maskierter, möglicherweise ein ganz klein wenig unappetitlicher Freund hier wird sich nun Stück für Stück dein Bein hocharbeiten. Und zwar so lange, bis du mir verrätst, wo ich den Rosa Diamanten finde. Also, Kollege, leg los!“
Der mit einem Zeitungsstreifen über den Augen nicht wirklich unkenntlich gemachte und davon mal völlig abgesehen mühelos an seinem Odeur zu identifizierende Bollo der Blindfisch geriet kurz in Sabrinas Blickfeld und dann wieder hinaus. Mit angehaltenem Atem erwartete sie …
„Boah, datt kann ich nich! Echt nich!“ Bollo, muss hier einfach mal kurz angemerkt werden, war zwar aus dem Ruhrpott ins Rheinische übergesiedelt, einer sprachfarblichen Assimilierung aber bisher konsequent aus dem Weg gegangen.
„Wie, ‚kann ich nich‘?“
„Boah, ich hab doch voll den Zucker! So viel krichich ja garnich in meine Insulinfixe, wie ich mir verpassen müsste, wenn ich datt allet ablutsche!“
Diese Farben! Rob ‚Sporting‘ Harley nahm seine diamantbesetzte Sonnenbrille ab und sah sich mit der ganzen milden Verwunderung von jemandem um, dem überraschende optische Farbeffekte nicht ganz fremd sind. Was er hier sah, erinnerte ihn von der Raumaufteilung stark an Eddys Bar und von der Farbgebung her fast noch stärker an den Mescalin-Trip, auf den ihn dieser Bush Doctor in der alten Heimat einst geschickt hatte. Wild.
Niemand vor, niemand hinter der Theke, überhaupt niemand da außer ihm. Selbstbedienung? Warum nicht? Sporting langte über den Tresen und verharrte, als er ein Geräusch hörte. Jemand rumorte im Hinterzimmer. Vielleicht war die Konkurrenz erschienen oder der Mob, um Eddy ein paar Betonschuhe anzupassen? Sportings angeborene Diskretion riet ihm, schleunigst zu verschwinden, doch sein mit den Jahren gewachsenes Bedürfnis, über alles, was so abging in der Stadt, informiert zu sein, ließ ihn den Schritt verhalten und die Lauscher aufsperren.
„Nun mach schon“, befahl eine vage bekannte, irgendwie erotisch aufgeladene Frauenstimme.
„Boah, ey, waatma, watt is dattenn?“, entgegnete – Bollo der Blindfisch, ganz ohne Frage. Vollkommen unverwechselbar, das Organ des Bettlers und generellen Dealers in Informationen. Sporting schnüffelte und sah sich doppelt bestätigt. Selbst durch die geschlossene Tür war Bollos Ausdünstung nicht zu überriechen.
„ Büchsenmilch ? Iss die auch lactosefrei? Weil sonz, ich bin ja sowatt von allergisch, da machsse dir kein Bild von. Krichich Ausschlach von, annen ganzen Balch, von Milch, ich.“
Eine Frau, Bollo der Blindfisch und Büchsenmilch? Was für eine Kombination war das denn?
„Ja, Scheiße!“
Jetzt erkannte Sporting auch die Frauenstimme, und sein Puls machte einen Satz in die Luft und schlug die Hacken zusammen. Pussy! Jarvis Chevalier hatte also vollkommen recht gehabt, als er sagte, er würde sie hier finden. Nicht, dass Sporting den Aussagen von jemandem misstraute, der mit Howard Heffener verkehrte und den Champagner bei Eddy flaschenweise kommen ließ.
Pussy Cat … Da war immer schon eine erotische Spannung zwischen ihnen beiden gewesen, doch weiter als über ein paar flirtende Worte hinaus war Sporting bei ihr noch nie gekommen. Misstraute ihm wahrscheinlich, die Detektivin, wegen seines Rufs, vermutlich. Und völlig unbegründet. Er hatte noch nie eine Frau geschlagen, noch nie ein Mädchen zu irgendwas gezwungen. Sie kamen zu ihm, sie flogen ihm zu und gingen für ihn anschaffen, einfach, weil er gut war. Und nicht nur im Herzen, wie sich wohl versteht.
„Du bleibst, wo du bist!“, wütete Pussy, bestrickend in ihrer energischen Art, und Sporting, auf Zehenspitzen unterwegs, einen Blick durch den Türspalt werfend, konnte gerade noch zur Seite springen, da flog die Tür auf, knallte Sporting in die Rippen und klatschte ihn an die Wand und Pussy kam hindurchgestürmt, das platinblonde Haar in bestrickender Unordnung und rote Flecken der Erregung auf ihren Wangen. Sie bemerkte Sporting nicht, sondern stakste auf ihren langen Beinenhinter die Theke und kramte lautstark im Flaschenregal, bis sie, eine braune Flasche Cremelikör in Händen und in zufriedener Betrachtung des Etikettes, zurückstürmte ins Hinterzimmer.
Sporting schlich ihr nach, aufgeregt wie ein Teenager vor seinem ersten Date.
„Oijoi, ja, datt sieht mir ganz aus wie datt richtige Stöffken“, urteilte Bollo im Tonfall des
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