Platinblondes Dynamit

arbeiten.
    Nur, wen hatte sie denn heute im Schlepptau? Irgendein Exot, so viel war sicher. Glitzer-Anzug mit Röhrenhose, Strass an der Brille. Bisschen wie ein früher Sammy Davis Jr., wenn auch mit Rasta-Locken. Stoppte vor dem Headshop, drückte sich die Nase am Schaufenster platt, als hätte er so was noch nie gesehen. Und zack!, schon war er drin, zog Pussy Cat – Pseudonym, natürlich, doch wofür? Celeb wusste es immer noch nicht, das Einzige, was er wusste, war, dass sie ihm bisher schon ein fettes Bündel eingebracht hatte –, zog Pussy, die nicht wirklich begeistert wirkte, sondern eher so, als ob sie lieber weitergewollt hätte, einfach hinter sich her.
    Celeb parkte in der zweiten Reihe, Nikon im Anschlag.
    Kaufte den Laden leer, wie es aussah, der Typ. Zog sich um, und zwar komplett. Da kamen sie wieder raus. Rein als Sammy Davis Jr., raus als Rastaman vom Allergemeinsten, bis hin zu einer von diesen grauenhaften Häkelmützen. Und im Arm – in dem, den er nicht um Pussy geschlungen hielt – ein echtes Monstrum von einer Wasserpfeife.
    Windell eilte die Straße hinunter. Er musste an seinen Rechner, und zwar pronto, musste zur Stelle sein, sobald Sporting Pussy im Roman ablieferte.
    Und dann, sagte er sich mit grimmiger Vorfreude, reiße ich ein Melodram herunter, das sich gewaschen hat. Wemwird sie erliegen, wen wird sie – oh, das Bimmeln, das süße, das triumphale Bimmeln am Schluss –, wen wird sie wohl ehelichen, unsere geplagte, unsere hin- und hergerissene Heldin? Rob ‚Sporting‘ Harley, den geleckten, exotischen, wortgewandten, leider nur dem Anschein nach geläuterten, vorgeblichen Exzuhälter, der sich in Wahrheit doch nur mit ihrer Eroberung brüsten will? Oder doch lieber Geoff ‚Brains‘ Baker, den an der Oberfläche möglicherweise etwas schlichten Muskelmann mit dem goldenen Herzen in der breiten, vertrauenerweckenden Brust?
    Eijeij, wir dürfen ja so was von gespannt sein, dachte Windell und wollte gerade seine Haustür aufschließen, als Meckenheim sie von innen aufriss. Er war, mal wieder, außer sich.
    „Sabrina!“, stieß er hervor. „Ein Anruf! Polizeiobermeisterin Sabrina Zahn ist verschwunden! Im Dienst!“
    Windell fühlte, wie ihn ob dieser Nachricht eine beträchtliche emotionale Kühle überkam.
    „Ach, ja?“, fragte er und musste sich zusammenreißen, seine Fingernägel nicht einer näheren Betrachtung zu unterziehen.
    „Und ich vermute stark, dass …“, Meckenheim senkte die Stimme, „dass Ihre verdammte Pussy Cat etwas damit zu tun hat. Hat sie? Und wenn, wohin könnte sie meine Kollegin verschleppt haben? Antworten Sie!“
    „Es tut mir so leid“, log Windell kalten Herzens, „aber ich habe nicht die geringste Ahnung. Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen? Ich muss Pussy Cat und Geoff ‚Brains‘ Baker vor den Altar und in ein gemeinsames Happy End scheuchen.“
    Doch so leicht war der Kommissar nicht abzuwimmeln. Mit einem Griff hatte er Windell am Kragen.
    „Denken Sie nach! Ich will eine Antwort! Eher lasse ich Sie nicht gehen!“
    Geoff ‚Brains‘ Baker kam leise pfeifend in die Olde Cologne Bar. Er liebte die ruhigen Stunden, in denen ein Mann sich noch besinnen kann, ohne gegen das ganze Geschrei andenken zu müssen.
    Keeper Eddy warf ihm einen ausgesprochen fischigen Blick zu.
    „Wo warst du gestern Abend?“
    „Madison Square Garden. Hatte da ein paar Sachen zu regeln.“
    „Du hättest mir wenigstens vorher Bescheid geben können! So musste ich selber an der Tür stehen, und ich habe nebenher wirklich noch was anderes zu tun! Ich hätte keine üble Lust, dich zu feuern, Brains.“
    „Spar dir die Mühe, Eddy. Ich hau in’n Sack.“
    „Du machst was ?“
    „Ich arbeite nicht mehr für dich, Eddy. Ich arbeite ab sofort für niemanden mehr.“
    „Was? Und wovon willst du leben? Hast du in der Lotterie gewonnen?“
    „So was in der Art. Haste mal ’n bisschen Kleingeld, fürs Telefon?“
    Eddy warf ihm mürrisch ein paar Münzen hin und Brains verzog sich in die kleine Zelle, hinten, neben den Toiletten. Warf das Geld ein, wählte eine Nummer aus dem Gedächtnis. Lächelte, als Mary Reilly sich mel dete.
    „Mary? Ich bin’s, Geoff.“
    „Oh, Geoff, ich hatte dir doch verboten, mich noch mal anzurufen!“
    Mary war Irin, die schwarzhaarige Sorte, und sie hatte ein Temperament und starke … Ansichten, die Mary.
    „Mary, ich will, dass du mich heiratest.“
    Geoff dagegen war walisischer Abstammung. Dickköpfig, sagt