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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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Selbst wenn er eines Tages die Verdienste vorzuweisen hätte, bliebe eine Ehrenbürgerschaft doch eher unwahrscheinlich, brachte man sich nur flüchtig in Erinnerung, welchen Spitznamen ihm die Revolverpresse einst verpasst hatte.
    „Aber Jarvis, du musst auch mich verstehen. Ein Mädchen muss sehen, wo es bleibt. Und einfach nur so …“ Pussy ordnete ihre Auslage vermeintlich unauffällig mitden Ellenbogen. „… nur auf ein bloßes Versprechen hin, hier alles aufzugeben …“
    Windell brauchte einen Augenblick, um zu begreifen. Um das ganze Ausmaß dessen zu erfassen, auf das er sich hier eingelassen hatte.
    Sein Blick fiel auf die Uhr hinter der Bar.
    Ach, scheiß drauf, dachte er, kippte sich die zweite Hälfte seines Drinks rein, keuchte, holte tief Luft.
    „Pussy, ich weiß, es ist ein bisschen früh dafür und es kommt sicherlich auch ein bisschen plötzlich, aber – willst du mich hei…“
    „Ja!“ Und schon hatte sie ihn sich geschnappt und an ihren Busen gedrückt, dass ihm die Augen kreiselten. Und nicht nur wegen ihres überwältigenden Parfüms.
    Elmo stieg aus, hielt sich ein bisschen an der Beifahrertür fest – nur bis das Zittern seiner Knie nachließ – und betrachtete den Stern im rechten Rand der Windschutzscheibe.
    „Das war ein Objektiv, ein Teleobjektiv, das wir da mitgenommen haben“, sagte er, immer noch nicht wieder hundertprozentig Herr seiner Stimme.
    „Was hält dieser dumme Mann das auch in den fließenden Verkehr? Er kann von Glück sagen, dass wir in Eile waren, oder ich hätte gestoppt und ihn angezeigt.“
    Sie gingen zusammen die Treppe hoch, Elmo schloss auf und ließ Frau Doktor Störzenich den Vortritt. Sie sah sich kritisch um.
    „Hier also wohnt ihr, Folkmar und du, in gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaft?“
    „Nein, nein. Es ist andersherum. Wir leben hier in Wohn gemeinschaft.“
    „Was riecht das denn so stark nach Parfüm?“
    „Kann ich auch nicht sagen.“ Elmo hatte es eilig, an den Rechner zu kommen.
    „Ist das hier rechts dein Zimmer?“
    „Äh, gehen Sie da nicht rein, es ist, äh, ein bisschen unordentlich.“
    „Stimmt. Nicht mal die Zeitschriften sind weggeräumt. Liegen einfach so auf dem Boden herum.“
    Elmo hieb mit der Faust auf den Schreibtisch, der Monitor sprang an, doch irgendetwas an Frau Doktor Störzenichs letzter Bemerkung ließ ihn rasch noch mal aufstehen und nachsehen gehen.
    Sie hatte ein Magazin aufgehoben. Das nicht aufblätterte, ja, das sich selbst mit Gewalt nicht aufschlagen lassen wollte. Irritiert besah sie sich das Titelblatt. Verdrehte angewidert die Augen und ließ das Heft fallen wie etwas Ansteckendes.
    Elmo ging rasch und kommentarlos zurück an den Rechner. Las. Pfiff durch die Zähne.
    „Ey, das ist geil“, fand er.
    „Was ist geil ?“, fragte Störzenich und sah ihm über die Schulter.
    „Folkmar hat die drei Verbrecherinnen, die auf Pussy warten, bis an die Zähne bewaffnet. Dadurch kann er zwar wieder zurück in die Realität, aber Pussy wohl kaum.“
    „Hm“, machte Frau Doktor auf eine nachdenkliche, missbilligende Art und Weise.
    Erst Bloomingdales – für einen gewagten, regelrecht hingehauchten Traum von einem Brautkleid – und nun Tiffany’s! Ihr Verlobter scheute wirklich keine Kosten und Mühen, sie glücklich zu sehen.
    Mit unendlicher Sorgfalt steckte ihr die Verkäuferin die Brillanten-Korona so ins Haar, dass sie auch wirklich am besten zur Geltung kam. Pussy stand auf, betrachtete sich in dem großen Spiegel und wurde nahezu geblendet vom Funkeln der kostbaren Steine. Mit ein, zwei federleichten Tanzschritten war sie direkt vor ihrem in einen Sessel hingegossenen Verlobten, nahm die Arme hoch, drehte sich grazil auf Zehenspitzen.
    „Und, wie gefalle ich dir?“
    „Irgendwie hatte ich insgeheim gehofft, der Umzug würde etwas an meiner Optik ändern“, seufzte Jarvis, selbstvergessen.
    „Aber was ist denn mit deiner Optik? Brauchst du eine Brille? Sie würde dir sicher wundervoll stehen.“ Pussy ging auf die Knie hinunter, sah Jarvis mitfühlend in die Augen und spürte diesen Schauder wieder, diesen Wonneschauder. Da war Seelenverwandtschaft spürbar, wenn sie diese Blicke tauschten. Und noch etwas wurde überdeutlich: Pussy fühlte sich schwach werden.
    „Oh, Jarvis, ich weiß, wir haben beschlossen, bis nach der Hochzeit zu warten, doch immerhin sind wir ja offiziell verlobt, also könnten wir …“
    Plötzlich saß Jarvis kerzengerade, räusperte sich heftig.

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