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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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weiter“, sagte sie, fröhlich und entschlossen.
    Meckenheim stolperte ungläubig hinter ihr her. Durch die Tür, raus in die Gasse und zurück auf ihre Route, als wäre nichts gewesen.
    Ein Wölkchen Papierfetzen stieg über ihrer Schulter auf, rieselte zu Boden, und als Meckenheim sich noch einmal umdrehte, bemerkte er, dass der Strafzettel von Windells Windschutzscheibe verschwunden war.
    „Komm mit mir, Pussy. Nach New York geht’s hier lang. Nur zwei Blocks weiter, die Treppen hoch und durch das Appartement eines, äh, Freundes.“
    „Jarvis, auch auf die Gefahr hin, deinen Hoffnungen einen Dämpfer zu verpassen, aber ich bin in solchen Dingen für klare Verhältnisse. Deshalb sollst du es gleich wissen: Ich bin nicht so eine.“
    „Hä?“ Wie? Was für eine? War es möglich, dass diese strohköpfige Blonde nicht zwischen einer Künstlermuse und einer Straßenhure unterscheiden konnte? Dabei hatte er ihr noch nicht mal Geld geboten.
    „Nun, ich bin kein Mädchen, das sich mit Männern abgibt, die unter Umständen … gebunden sind.“
    „Hä?“ Endlich fiel der Groschen. Windell lachte auf vor Erleichterung. Wurde dann wieder ernst. Geradezu feierlich.
    „Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass ich so etwas von dir denken könnte“, hörte er sich selber sagen. Es war zum schwindelig werden. „Denn ich bin selbstverständlich – tragischerweise – immer noch unverheiratet, ein Junggeselle, der schon manches Mal die Hoffnung aufgegeben hat, noch jemanden zu finden, mit dem er die, äh, Annehmlichkeiten seines Lebens teilen kann.“
    Weia, und jetzt ab mit uns durch die Mitte.
    „Aber, Jarvis, könnten wir die Annehmlichkeiten nicht hier teilen? Ich meine, es ist doch alles so schön bunt hier. Und im Vergleich zu New York, wo man mir ständig nach dem Leben trachtet, ist es hier auch so viel sicherer.“
    Dieser Ort war einerseits vertraut, aber andererseits befremdlich. Jack Knife begann sich zu fragen, ob er möglicherweise in New Orleans gelandet war.
    Das Schaufenster des Headshops – was immer das sein mochte – war auf alle Fälle schon mal voll mit Krimskrams, wie man ihn mit Voodoo in Verbindung bringen würde. Und dann kam auch noch dieser Typ aus dem Laden, starrte ihn an, hielt sich den Kopf, zeigte auf seinen, ja, zeigte mit dem Finger auf Jacks Kopf, rief „Ey, Alter, der Karneval ist vorbei!“ und wollte sich gar nicht mehr einkriegen vor Lachen.
    Hielt sich den Fuß, jetzt, nachdem Jack ihm draufgetreten war, und das alberne Gelächter hatte er auch eingestellt. Na, wo man sich schon mal nähergekommen war, konnte er ihn auch gleich befragen.
    „Ich bin“, sagte Jack, halblaut und versöhnlich, „auf der Suche nach Pussy. Kannst du mir da irgendwie weiterhelfen?“
    Und der Typ lief davon wie ein Hase, schmerzender Fuß hin oder her.
    Alle ein bisschen bekloppt in Louisiana, das hatte er schon öfter gehört. Es ist die Hitze, sagt man.
    Nicht, dass ihm besonders warm gewesen wäre. Oder kalt, so gesehen. Was Temperaturen anging, fühlte er wenig, eigentlich nichts. Alles, was er fühlte, war der dringende Wunsch, die Frau, die ihm die Existenz gestohlen hatte, unter der Erde zu sehen.
    Pussy trippelte – trippelte ! – hinter der Theke herum und mixte Drinks. Irgendwie waren sie im Vorbeigehen in die verlassene Brooklyn Bar gesogen worden, und falls Alkohol dabei helfen sollte, die kindisch verstockte Pussy umzustimmen, dann musste man es eben probieren.
    Windell wagte es nicht mehr, auf die Uhr zu blicken. Seine Stirn war feucht, sein Hals trocken.
    Er hätte es gegen Kilius/Bäumlers dringende Warnung sehr gerne mit Gewalt versucht, doch plagten ihn ernsthafte Zweifel, ob er mit dem Echo klarkäme.
    Pussy stellte die Getränke vor sie hin, rückte dicht an seine Seite. Windell kippte den halben Drink auf einen Zug. Keuchte.
    „Ich verstehe immer noch nicht, warum wir nicht bleiben können, Jarvis. Ich könnte doch auch hier deine Muse sein, oder?“ Keck und neckisch. „Und ich möchte so ein kleines, aufklappbares Telefon und mit einer Karte statt mit Geld bezahlen und …“
    „Weil Pussy, die Sache ist die …“ War er wirklich drauf und dran, das auszusprechen? War er? „Hier bin ich … niemand.“ Da, es war raus. Niemand. Nur ein verlachter und herumgeschubster Schundliterat. „Und ich habe nichts, hier.“ Wie wahr, wie wahr. „Kein Penthouse auf dem höchsten Hotel der Stadt, keine Millionenauflagen, keine Aussicht auf Ehrenbürgerschaft, nichts.“

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