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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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Sultans Mehmet II. (reg. 1451 – 1481), genannt Fatih der Eroberer, zu Ehren seiner Eroberung Konstantinopels 1453. Zu al-Qushjis Schriften zählen zwei Abhandlungen, die sich mit der Lösung des ptolemäischen Modells befassen, eine für den Mond und eine andere für den Merkur, sowie ein Mehmet II. gewidmetes Einführungswerk in die Astronomie.
    Das erste Observatorium in Istanbul wurde während der Herrschaft des Sultans Murat (reg. 1574 – 1596) von Takiyuddin al-Raschid (1526 – 1585), einem Astronomen aus Damaskus, begründet.
    Takiyuddins Observatoriumin Istanbul (persische Handschrift, 16. Jhdt.).
    Takiyuddin stattete es mit verschiedenen neuen Instrumenten eigener Erfindung aus sowie einer mechanischen Uhr, die er selbst anfertigte. Sein erstes Projekt am Observatorium bestand in der Korrektur der astronomischen Tafeln von Ulugh Beg. Dabei erwies sich mindestens eine seiner Messungen als genauer als die von Tycho Brahe. Sie betraf die jährliche Bewegung des Sonnenapogäums in der Himmelssphäre, für die er einen Wert von 63 Bogensekunden ermittelte, während Brahe 45 maß, im Vergleich zu dem heute gültigen Wert von 61 Bogensekunden.
    Takiyuddin stellte auch sorgfältige Beobachtungen des Kometen von 1578 an, obwohl er offenbar nicht zu denselben Schlussfolgerungen gelangte wie Tycho Brahe, der meinte, dass der feurige Körper durch die planetarischen Himmelssphären zog. Der Dichter Ala ad-Din Mansur-Schirazi berichtet in seinem Gedicht »Über das Erscheinen eines feurigen Sternenkörpers«, dass der Komet in der ersten Nacht des heiligen Monats Ramadan erschien und »durch die neun Abschnitte der vergänglichen Welt zog … / wie eine Turbanschärpe über die Sterne des Kleinen Bären«.
    Takiyuddin, der auch Hofastrologe war, deutete den Kometen als Glückszeichen und sagte einen Sieg der Osmanen im Kampf gegen die Perser vorher. Doch der Anführer der religiösen muslimischen Hierarchie, Scheich ul-Islam Kadizade, überzeugte Sultan Murat, dass das Observatorium dem Reich Unglück bringen werde, weil es die Geheimnisse der Natur ausspähe. Dies hätte sich am Schicksal des Ulugh Beg gezeigt, der, so argumentierte er, nach der Veröffentlichung seiner Planetentafeln ermordet wurde. Ala ad-Din Mansur beschreibt, wie der Sultan Takiyuddin ausfragte: »Gelehrte haben darüber Nachfragen angestellt. Oh, Sie gelernter Mann von Bewusstheit und Perfektion, informieren Sie mich noch einmal über den Fortschritt und die Ergebnisse Ihrer Beobachtungen. Haben Sie durch Haarspalterei die Knoten des Firmaments entwirrt?«
    Takiyuddin antwortete: »Im
Zij
von Ulugh Beg gab es viele zweifelhafte Punkte, oh edler Herrscher. Jetzt wurden die Tafeln durchBeobachtungen korrigiert und das Herz des Feindes ist vor Gram verwelkt und in Knäueln verknotet. Von jetzt an, befiehl die Aufhebung des Observatoriums.«
    In den letzten Zeilen seines Poems schildert Ala ad-Din Mansur das Schicksal der Sternwarte in Konstantinopel: »Der König der Könige rief den Anführer der Hellebardiere seiner Leibgarde und wies ihn zur Zerstörung und Abschaffung des Observatoriums an. Es wurde der Befehl gegeben, dass der Admiral umgehend zum Marinewaffenamt eilen und das Observatorium sofort in Trümmer gelegt und von seinem Apogäum auf sein Perigäum heruntergerissen werden sollte.«
    Während der Herrschaft des Sultans Selim III. (reg. 1789 – 1807) führten Modernisierungsbestrebungen des osmanischen Heeres 1793 zur Einrichtung einer Schule für Artillerieoffiziere, die ursprünglich Mühendishane-i Cedide (militärische Ingenieurakademie) hieß. Der Lehrplan umfasste Kurse zu Mathematik, Geographie und Astronomie, wie aus den Vorlesungsaufzeichnungen von Hüseyin Rifki Tamani ersichtlich, der in den Jahren 1806 und 1817 Schuldirektor war. Doch Tamanis Lehre der Astronomie beruhte immer noch auf dem alten ptolemäischen Modell, wie er am Schluss einer Vorlesung bemerkte: »Es sei bekannt gegeben, dass das erscheinende Universum eine Kugel ist und als deren Zentrum die Erde hat … Die Sonne und der Mond rotieren um den Globus und schieben die Tierkreiszeichen hin und her.«
    Ishak Efendi (1774 – 1836), der 1830 die Leitung des Mühendishane übernahm, verfasste ein vierbändiges Kompendium über die zeitgenössische Wissenschaft in Europa, darunter auch die Arbeiten von Descartes und Newton. 257 Seiten des vierten Bandes sind der Astronomie gewidmet. Dort heißt es, dass die kopernikanische Theorie viele astronomische

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