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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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der griechischen Welt gab es Tempel für die Musen, so auch ein Museion in der Platonischen Akademie und eines, das Theophrast zur Erinnerung an Aristoteles gegründet hatte. Das Museion in Alexandria und die ihm angeschlossene Bibliothek waren als Universität undForschungszentrum geplant, das den berühmten Philosophieschulen Athens nachempfunden war, vor allem der Akademie und dem Lykeion.
    Nach der Schilderung des Geographen Strabon gehörte das Museion zum Palastkomplex der Ptolemäer: »Ein Teil der königlichen Gebäude ist auch das Museum, welches eine Halle zum Herumwandeln, eine andere zum Sitzen [Exedra] und einen großen Bau enthält, worin sich der Speisesaal der am Museum angestellten Gelehrten befindet. Dieser Verein hat auch gemeinsame Einkünfte und einen dem Museum damals von den Königen, jetzt aber vom [römischen] Kaiser vorgesetzten Priester.«
    Das Museion war eher Forschungsinstitut als Lehrstätte, und der Schwerpunkt lag stärker auf den Naturwissenschaften als auf den Geisteswissenschaften. Es umfasste eine Sternwarte sowie Säle für anatomische Sektionen und physiologische Experimente und war von botanischen und zoologischen Gärten umgeben.
    Der naturwissenschaftliche Charakter des Museions geht vermutlich auf Straton von Lampsakos, den Physiker, zurück. Straton zog um 300 v. Chr. nach Alexandria, wo er als Erzieher des zukünftigen Ptolemaios II. Philádelphos tätig war. 288 v. Chr. kehrte er nach Athen zurück und übernahm von Theophrast die Leitung des Lykeions. Der Prinz hatte während seines Studiums bei Straton großes Interesse an Geographie und Zoologie entwickelt, das zeigte sich dann auch beim Ausbau des Museions, als er 283 v. Chr. die Nachfolge seines Vaters antrat.
    Die Organisationsstruktur der Bibliothek geht vermutlich auf Demetrios von Phaleron zurück, den früheren Statthalter von Athen, der 307 v. Chr. aus der Stadt fliehen musste; Ptolemaios I. gewährte ihm damals in Alexandria Zuflucht. Demetrios, ein früherer Schüler am Lykeion in Athen, war vermutlich der erste Bibliotheksdirektor und hatte diese Stelle bis 284 v. Chr. inne. Laut Aristeas Judaeus, einem jüdischen Gelehrten der Regierungszeit Ptolemaios’ II. Philádelphos, verfügte Demetrios »über ein großesBudget, um, soweit möglich, alle Bücher der Welt zu sammeln, und mit Hilfe von Ankäufen und Abschriften führte er die Zielvorgabe des Königs nach Kräften aus.«
    So wurde auch während der Regierungszeit Ptolemaios’ II. Philádelphos und Ptolemaios’ III. Euergétes (reg. 247 – 221 v. Chr.) verfahren. Athenaios von Naukratis, der um 200 n. Chr. wirkte, berichtet, Ptolemaios II. habe die Bücher von Aristoteles und Theophrast angekauft und sie »in die schöne Stadt Alexandria« verschickt. Bis zur Regierungszeit Ptolemaios’ III. sollen die Bestände der Bibliothek auf über eine halbe Million Pergamentrollen angewachsen sein, darunter alle wichtigen Werke der griechischen Natur- und Geisteswissenschaften seit Homer. Ptolemaios III. ließ im Serapeion, dem Tempel des Gottes Serapis, eine Tochterbibliothek errichten. Epiphanios von Salamis, ein Christ des 4. Jahrhunderts n. Chr., erwähnt diesen Neubau: »die erste Bibliothek und eine weitere, die im Serapeion erbaut wurde, kleiner als die erste und Tochter der ersten.« Die meisten antiken Autoren verweisen aber nicht auf zwei Bibliotheken, sondern auf die »Königliche Bibliothek«, die »große Bibliothek« oder »die Bibliotheken« und gelegentlich auch auf die »Tochterbibliothek« im Serapeion.
    Demetrios wurde als Bibliotheksdirektor durch Zenodot von Ephesos abgelöst, der diesen Posten bis 245 v. Chr. ausübte. Ihm stand der Dichter Kallimachos von Kyrene (um 305 – um 240 v. Chr.) zur Seite, der die 120 000 Werke der Prosa und der Lyrik in der Bibliothek nach Autor und Sachgebiet ordnete und somit den ersten Bibliothekskatalog erstellte. Sein Katalog, bekannt als
Pinakes
(Tafeln), trug den Titel
Verzeichnisse aller, die in jeder Literaturgattung Bedeutung hatten, und ihrer Schriften in
120
Büchern
, er war fünf Mal so lang wie Homers
Ilias.
    Eratosthenes von Kyrene (um 275 – um 195 v. Chr.) war der einzige Naturwissenschaftler, der als Direktor der Bibliothek tätig war. Ptolemaios III. berief ihn um 235 v. Chr., und Eratosthenes übte dieses Amt bis zu seinem Tod aus. Der berühmte Mathematiker, Astronom und Geograph fertigte auch eine Studie über die alte attische Komödie an und verfasste die erste Chronik der

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