Platon in Bagdad
die als reine Marionetten agierten. As-Sufis berühmtestes Werk ist sein
Buch der Fixsterne
, eine kritische Überarbeitung des Sternkatalogs des Ptolemaios auf der Grundlage eigener Beobachtungen. Mehrere Jahrhunderte lang war es ein Klassiker der arabischen Astronomie und setzte sich später in einer kastilischen Übersetzung im Abendland durch. Die traditionellen arabischen Namen der Sterne, die er verwendete, wurden von den meisten nachfolgenden islamischen Astronomen übernommen und gehören heute zum Fachwortschatz der Astronomie. Die illuminierten Handschriften des
Buchs der Fixsterne
zählen zu den schönsten der islamischen Wissenschaft:Die Buchmalereien zeigen 48 Sternbilder, mit Tafeln, die Position, Helligkeit und Farbe der Sterne verzeichnen. Jede einzelne Konstellation ist in zwei gegenüberstehenden Ansichten abgebildet – so wie sie ein Betrachter auf der Erde sehen würde und wie sie für einen Betrachter außerhalb in der Himmelssphäre erschiene. Die mythischen Figuren sind in orientalische, nicht in griechische Kostüme gekleidet: Perseus im Sternbild seines Namens trägt ein fließendes arabisches Gewand, schwingt in der einen Hand ein Schwert und hält in der anderen den abgetrennten Kopf der Medusa an ihrem langen Haar.
Die Fixsternkonstellation Perseus, abgebildet in as-Sufis
Abhandlung über die Konstellationen der Fixsterne
(arabische Handschrift, 10. Jhdt.).
Einige der renommiertesten Vertreter der islamischen Renaissance waren Universalgelehrte, die sich mit vielen verschiedenen Wissenszweigen befassten, einschließlich der Astronomie und gelegentlich auch der Astrologie.
Abu Raihan al-Biruni (973 – 1050) werden 146 Werke zugeschrieben, darunter Arbeiten zu Astronomie, Astrologie, Chronologie, Zeitmessung, Geographie, Geodäsie, Kartographie, Mathematik (einschließlich der Arithmetik, Geometrie und Trigonometrie), Mechanik, Medizin, Pharmakologie, Mineralogie (einschließlich Edelsteinen), Geschichte, Philosophie, Religion, Literatur und Magie, sowie genaue Beschreibungen seiner Beobachtungsinstrumente und Erfindungen. Vermutlich türkischer Abstammung, wurde er in Zentralasien in einer Choresm genannten Region (im heutigen Usbekistan) geboren und studierte bei dem Astronomen und Mathematiker Abu Nasr Mansur. Später diente er Sultan Mahmud von Ghazna (im heutigen Afghanistan) auf dessen Eroberungszügen in Zentralasien und nach Indien.
Das Wissen, das al-Biruni auf diesen Feldzügen erwarb, verarbeitete er in seinem wichtigsten Werk,
Das Buch Indiens.
Es ist ein Fundus an Informationen zu Geschichte, Geographie, Wissenschaft, Religion und an Forschungen über den Menschen und die Gesellschaft. Sein Werk war auch entscheidend für die Einführung der indischen Mathematik in der islamischen Welt, von wo aus diesesWissen später nach Europa gelangte. In
Chronologie orientalischer Völker
beschreibt er die Kalender und die religiösen Feste verschiedener Völker der Antike. Seine Schrift
Al-Quanun al-Mas
’
udi
(Mas’udischer Kanon) wurde zum Grundlagenwerk der islamischen Astronomie, so wie sein
Buch der Unterweisung in die Anfänge der Kunst der Sterndeutung
auf diesem Gebiet als Standardwerk diente. Dennoch betonte al-Biruni, dass er eigentlich nicht an die Astrologie glaubte, denn für ihn war in den exakten Wissenschaften kein Platz für das »Gebot der Sterne«.
Weitere Leistungen al-Birunis sind die genaue Messung des Erdumfangs, ein mechanischer Kalender zur Anzeige der Bewegung der Sonne und des Mondes unter den Tierkreiszeichen, ein Gerät zur genauen Messung der Dichte von Flüssigkeiten, ein mechanisches Triangulationsgerät zur Vermessung von Entfernungen, zum Beispiel der Breite eines Flusses oder der Höhe eines Minaretts, eine mathematische Methode zur Bestimmung der
Qibla
, der Richtung nach Mekka von jedem Punkt aus, eine Betrachtung zur Erdrotation sowie Beobachtungen zu technischen Prozessen wie dem Eisengießen, der Stahlherstellung, dem Abbau und der Reinigung von Gold, wobei letzteres und viele andere Verfahren im
Kitab al-Dschamahir
beschrieben sind. Doch al-Birunis Werke wurden nie ins Lateinische übersetzt, deshalb blieb sein Einfluss auf die nachfolgende Entwicklung der Naturwissenschaften in Europa gering.
Seine Überlegungen zu den Himmelsbewegungen sind äußerst interessant, denn er widerspricht Aristoteles’ Lehre vom natürlichen Ort und von der natürlichen Bewegung und behauptet stattdessen, dass die Himmelskörper eine Schwerkraft (d. h. ein
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