Platon in Bagdad
der in der persischen Stadt Ray geboren wurde. Im Orient wie im Okzident als Arzt berühmt, nannte man ihn auch »den arabischen Galen«. Er studierte in Ray und wurde dann Direktor des dortigen Krankenhauses. Als er später das Krankenhaus in Bagdad leitete, kamen die Studenten von weit her, um bei ihm zu lernen. Die meisten seiner angeblich 232 Werke sind verschollen, darunter auch alle philosophischen Abhandlungen. Überliefert sind einige Werke zur Medizin, etwa
Al-Hawi
, im Lateinischen
Continens
betitelt, das längste erhaltene arabische Werk zur Heilkunst, sowie die Abhandlung
Über die Pocken und Masern
, auf Lateinisch
De peste
, die in mehrere westeuropäische Sprachen übersetzt wurde und zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert in 40 Ausgaben erschien. Al-Razis Schriften konzentrieren sich vor allem auf die Beobachtungsdiagnose und die Therapie, weniger auf eine theoretische Analyse der Krankheiten und deren Heilung. Titel wie
Über
die Tatsache, dass sogar fähige Ärzte nicht alle Krankheiten heilen können
oder
Warum die Menschen Quacksalber und Scharlatane fähigen Ärzten vorziehen
zeigen, dass er sich der Grenzen und des möglichen Missbrauchs der Medizin durchaus bewusst war.
Eines von al-Razis Büchern, die
Spirituelle Physik
, befasst sich mit der Diagnose und Behandlung von Krankheiten, die den Körper und die Seele betreffen. Jedes Kapitel in diesem Buch behandelt eine von 20 psychosomatischen Erkrankungen; das 14. Kapitel »Über die Trunkenheit« endet mit einem arabischen Gedicht über die Übel des Trinkens:
Wann wird es in deiner Macht sein
die guten Dinge, die Gott regnen lässt, zu ergreifen,
seien sie auch nur eine Strecke von dir,
wenn du all deine Nächte mit Trinkgelagen
verbringst und morgens aufstehst
mit Dünsten des Trinkens in deinen Augen
und schwer von dessen Wind, kehrst du
vor Mittag zu deines Trinkers Segen zurück?
Auch für seine alchemistischen Schriften ist al-Razi bekannt, besonders für
Geheimnis der Geheimnisse
. Hier interessierte ihn weniger der esoterische philosophische Hintergrund der Alchemie als die konkreten chemischen Substanzen, Reaktionen und Laborausrüstungen. Zu den behandelten Substanzen gehört
naft
, das Petroleum, das in der heutigen Zeit für einige islamische Länder des Nahen Ostens die Hauptquelle ihres Reichtums ist. Er experimentierte zum Beispiel mit Öllampen,
nafata
, für die er sowohl Pflanzenöle als auch raffiniertes Petroleum als Brennstoff verwendete.
Al-Razis Arbeiten über Magie, Astrologie und Alchemie beeinflussten die ersten Naturphilosophen in Westeuropa. Eines seiner Werke mit dem Titel
Exorzismus, Faszinationen und Verzauberungen
beschreibt die Anwendung solcher okkulten Praktiken für die Verursachung und die Heilung von Krankheiten. Seine Leser begabensich mit ihm auf die Suche nach dem Lebenselixier, dem Stein der Weisen, Talismanen und den magischen Eigenschaften von Pflanzen und Mineralien, die angeblich Krankheiten heilen konnten.
Der bedeutendste islamische Arzt der Generation nach al-Razi war Ali ibn al-Abbas al-Magusi (um 925 – 994), lateinisch Haly Abbas. Magusi bedeutet »Zoroastrier«, aber er selbst war Muslim aus der Gegend um Schiraz. Sein Hauptwerk
Kitab al-Maliki
(Königliches Buch), in lateinischer Übersetzung
Liber regius,
ist heute vor allem deshalb von Interesse, weil al-Magusi darin seine griechischen und arabischen Vorgänger, darunter al-Razi, würdigt.
Al-Magusi erkannte die Bedeutung der Psychotherapie für die Behandlung psychosomatischer Erkrankungen, wozu er auch den Liebeskummer zählte. Seine Forschungen zu Giften, ihren Symptomen und Gegengiften bildeten den Anfang der mittelalterlichen Toxikologie. In seiner allgemeinen Darstellung der Medikamente schrieb er auch über die Anwendung von Opiaten und über Probleme der Drogensucht und unterstrich die Rolle der Therapie mit chemischen Substanzen. Al-Magusi verurteilte Methoden der Schwangerschaftsverhütung und Medikamente zur Abtreibung, außer wenn die körperliche und geistige Gesundheit der Frau gefährdet war. Er stellte die höchsten Anforderungen an die medizinische Ethik und verwies seine Kollegen auf den Hippokratischen Eid.
Der persische Astronom Abd ar-Rahman as-Sufi (903 – 986) war im Abendland als Azophi bekannt. Über sein Leben und Wirken weiß man nur so viel, dass er mit den bujidischen Herrschern verbunden war, die Bagdad 945 einnahmen und über ein Jahrhundert lang Protektoren der abbasidischen Kalifen waren,
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