Platon in Bagdad
beeinflussten das Denken von Ibn Tufail (Abubacer), Ibn Ruschd (Averroës), Maimonides und, in lateinischer Übersetzung, Thomas von Aquin.
Ibn Baddscha wandte sich offenbar als erster arabischer Wissenschaftler in Al-Andalus gegen das ptolemäische Planetenmodell. Er wies die Anwendung der Epizykel als unvereinbar mit der aristotelischen Lehre von den Himmelsbewegungen zurück, wonach sich die Planeten in vollendeten Kreisen um die Erde bewegen, die im Mittelpunkt feststeht.
Ibn Baddschas Ideen zur Dynamik finden sich in seinen Notizen zu Aristoteles’
Physik
, wo er das aristotelische Bewegungsgesetzverwarf, das wie folgt lautet: Die Geschwindigkeit eines Körpers ist direkt proportional zur einwirkenden Kraft und umgekehrt proportional zum Widerstand des Mediums, durch das er sich bewegt. Stattdessen schließt er sich Johannes Philoponos an und behauptet, dass es nur dann zu einer Bewegung kommt, wenn die Geschwindigkeit proportional zur Differenz zwischen der Kraft und dem Widerstand sei. Das würde bedeuten, dass sich ein Körper in einem Vakuum mit endlicher Geschwindigkeit bewegt und nicht unendlich schnell. Er argumentierte weiterhin, dass auch in einem Vakuum der Körper eine bestimmte Strecke in einer beliebigen Zeit durchqueren musste, so dass seine Geschwindigkeit endlich wäre, unabhängig davon, wie schnell er sich bewegt. Dies stand im Gegensatz zu Aristoteles’ Auffassung, dass die Geschwindigkeit eines Körpers in einem Vakuum unendlich wäre, was unmöglich war, so dass ein Vakuum unmöglich existieren konnte.
Ibn Baddscha war auch ein ausgewiesener Musiker und Lyriker. Al-Tifaschi, ein tunesischer Schriftsteller des 13. Jahrhunderts, schrieb über Ibn Baddscha: »Er kombinierte die Lieder der Christen mit denen des Orients und erfand dabei einen Stil, den man nur in Andalus vorfand, dem das Temperament der Menschen zugeneigt war, so dass sie alle anderen zurückwiesen.«
Abu Marwan ibn Zuhr (um 1092 – 1162), lateinisch Avenzoar, war das bekannteste Mitglied einer Medizinerfamilie aus Sevilla, die unter der Almoraviden-Herrschaft in Al-Andalus und im Maghreb wirkte. Ibn Zuhr diente dem Emir Ali ibn Taschfin (reg. 1106 – 1143) in seinem Palast in Marrakesch, wurde aber auf Grund eines Missverständnisses von seinem Gönner eingesperrt. Als die Almoraviden von den Almohaden gestürzt wurden, rehabilitierte ihn der neue Herrscher Abd al-Mu’min (reg. 1145 – 1163) und ernannte ihn zum Hofarzt und persönlichen Berater im Rang eines Emirs.
Ibn Zuhrs medizinische Schriften stützten sich auf die Werke von Hippokrates, Galen und seinen arabischen Vorgängern, aberauch auf seine eigenen Forschungen. Sein bekanntestes Werk
Wegbereitung von Therapie und Diät
wurde ins Hebräische und Lateinische übersetzt und fand noch in der europäischen Renaissance Anwendung. Ibn Zuhr galt gemeinhin als einer der besten Mediziner in Al-Andalus, insbesondere als Klinikarzt und medizinischer Therapeut.
Abu Bakr Muhammad ibn Tufail (um 1110 – 1185), ein Schüler von Ibn Baddscha, war Leibarzt und Wesir des almohadischen Kalifen Abu Ya’qub Yusuf (reg. 1163 – 1184), Erbauer der großen Moschee in Sevilla, seiner Hauptstadt. Ibn Tufail führte die Tradition seines Lehrers Ibn Baddscha fort und wandte sich gegen die Planetentheorie des Ptolemaios, indem er offenbar ein Planetenmodell formulierte, das die Exzenter und Epizykel des Ptolemaios vermied. Er war der erste andalusische Denker, der sich auf die Werke von Ibn Sina berief, wenn auch mit gewissen Abweichungen: So glaubte er zum Beispiel, es gebe keinen Beweis dafür, dass die Welt ewig und nicht in der Zeit entstanden ist.
Ihren Zenit erreichte die arabische Philosophie mit Ibn Ruschd, lateinisch Averroës (1126 – 1198), der aus einer angesehenen Juristenfamilie in Córdoba stammte. Er wurde nach seinem Großvater benannt, war Imam der großen Moschee und
Qadi
, wie zuvor auch sein Vater. Studiert hatte er Theologie, Jura, Medizin und Philosophie, insbesondere Aristoteles’ Schriften zur Physik und zu den Naturwissenschaften.
Im Jahr 1152, während der Regentschaft des Almohaden Abd al-Mu’min, hielt sich Ibn Ruschd in Marrakesch auf, als er offenbar gerade seine ersten astronomischen Beobachtungen angestellt hatte. Möglicherweise traf er dort auf Ibn Tufail, der später eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen sollte, indem er ihn dem Kalifen Abu Ya’qub Yusuf vorstellte. Laut Bundud ibn-Yahya, einem Schüler von Ibn Ruschd, beklagte sich
Weitere Kostenlose Bücher