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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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der
Canterbury-Erzählungen
. Eine der Figuren ist ein Magier und Astrologe aus Orléans, der für sein himmlisches Handwerk gerüstet ist:
    Die Tafeln von Toledo, korrigiert
    In jedem Punkt, hat er mit sich geführt,
    Mit Jahren, Jahressummen, Wurzeldaten
    Sowie mit allen andren Apparaten.
    Al-Zarqali führte die Beobachtungen für die
Toledaner Tafeln
noch drei weitere Jahrzehnte lang fort, bis er Toledo wegen der wiederholten Angriffe des christlichen Königs Alfons VI. um 1078 verließ und nach Córdoba zog, wo er bis ans Ende seiner Tage lebte. Die in Toledo von al-Zarqali angefertigten Wasseruhren wurden bis 1133 verwendet, als König Alfons VII. von Kastilien und Léon sie auseinandernehmen ließ, um nachzuschauen, wie sie funktionierten. Es gelang nämlich nicht, sie wieder zusammenzusetzen. Wasseruhren des von al-Zarqali gebauten Typs, die die Bewegung der Himmelskörper zeigten, waren im 17. Jahrhundert in ganz Europa verbreitet.
    Zu den Werken von al-Zarqali gehören auch sechs Abhandlungen zur mathematischen Astronomie und zu astronomischen Instrumenten. Eine dieser Abhandlungen ist eine Überarbeitung eines astronomischen Werks von Ammonios aus Alexandria mit dem Titel
Almanach.
Darin greift er auf die babylonische Astronomie ebenso zurück wie auf Zeichnungen aus den Werken vonHipparch und Ptolemaios. Der
Almanach
wurde ins Lateinische, Hebräische, Portugiesische, Katalanische und Kastilische übersetzt und blieb bis ins 15. Jahrhundert in Gebrauch. In einer anderen astronomischen Schrift beschreibt er die Umlaufbahn des Merkur als oval und nicht kreisförmig, was ein moderner islamischer Gelehrter als eine Vorwegnahme von Keplers Theorie der elliptischen Umlaufbahnen gedeutet hat, aber das ist sehr unwahrscheinlich.
    Der erste Vertreter der arabischen Philosophie in Al-Andalus war Ibn Hazm (994 – 1064). Vater und Großvater waren in Córdoba, wo er geboren wurde, Beamte am Hof der Umayyaden, auch er verbrachte den größten Teil seines Lebens dort. Neben zahlreichen philosophischen Werken – am bekanntesten ist sein
Buch über die Einteilung der Wissenschaften
– verfasste er auch Lyrik und Abhandlungen zu Geschichte, Rechtswissenschaft, Ethik und Theologie. Bis heute berühmt ist das Buch
Tawq al-Hamama
(Das Halsband der Taube), ein Traktat über die Kunst der Liebe, die der Autor als eine »schwere Krankheit« bezeichnet.
    Ich kenne einen Kranken, dessen Leid den Arzt verwirrt,
    Ein Leid, das mich gewiss zu meiner Wahlstatt Tränke führt.
    Ich trag es willig, dass mich tötet seiner Liebe Pein
    Gleich dem, der einen Gifttrank schluckt vermischt mit klarem Wein.
    Was ist mit meiner Zeit? Wie ist sie doch an Scham so arm!
    Wie trachtet sie nach jedem Herz voll heisser Sehnsucht Harm!
    Ibn Hazm hielt sich für besonders geeignet, ein Buch über die Kunst der Liebe zu schreiben, weil er bis zum Alter von 14 Jahren in einem Harem, den Frauengemächern des elterlichen Hauses, aufgewachsen war: »Ich habe selber die Frauen beobachtet und ihre Geheimnisse in einem Maße kennengelernt wie kaum ein anderer, weil ich an ihrem Busen aufgewachsen und unter ihnen großgeworden bin. Ich habe nur Frauen gekannt …« Er fährt fort: »Frauenhaben mich den Koran gelehrt, mir viele Gedichte überliefert und mich im Schreiben unterwiesen.«
    Die islamischen Schulen in Córdoba beschäftigten damals Dutzende von Kopistinnen ebenso wie der Buchmarkt der Stadt. Besonders gebildete Frauen arbeiteten als Lehrerinnen oder Bibliothekarinnen, einige waren sogar als Medizinerinnen und Juristinnen tätig.
    Der nächste namhafte andalusische Philosoph nach Ibn Hazm war Ibn Baddscha, lateinisch als Avempace bekannt. Ibn Baddscha wurde um 1070 in Saragossa geboren und diente zwischen 1110 und 1118 dem Statthalter der Almoraviden in dieser Stadt, Ibn Tifilwit, als Wesir. Nach der Eroberung Saragossas durch die Christen verbrachte er den Rest seines Lebens auf almoravidischem Gebiet in Almería, Granada und Sevilla. In Sevilla war er eingekerkert, bevor er dank der Fürsprache von Ibn Ruschd al-Dschadd, dem Großvater des Philosophen Averroës, freigelassen wurde. Nach seiner Freilassung zog er zunächst nach Jaén und dann in das marokkanische Fes, wo er 1128 starb – angeblich an einer von seinen Rivalen, den Gelehrten am Almoraviden-Hof in Fes, vergifteten Aubergine.
    Von Ibn Baddschas Werken sind 37 überliefert, viele davon Kommentare zu Aristoteles, Euklid, Galen und al-Farabi, außerdem drei eigene Werke. Seine Ideen

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