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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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Satans.
    Grossetestes
De sphaera
entstand ungefähr um dieselbe Zeit wie ein Werk gleichen Titels von seinem Zeitgenossen John von Holywood, besser bekannt unter seinem lateinischen Namen Johannes de Sacrobosco. Über dessen Leben ist wenig bekannt, außer dass er Mönch im Augustinerkloster in Holywood war und nach dem Studium in Oxford 1221 an der Universität von Paris zugelassen wurde, wo man ihn später zum Professor der Mathematik wählte.
    Zu Sacroboscos wichtigsten erhaltenen Werken gehören drei einführende Lehrbücher zur Mathematik und Astronomie:
De sphaera
,
De computo ecclesiastico
und
De algorismo,
die häufig in einer Handschrift zusammengebunden waren. Sacroboscos Ruhm gründet sich vor allem auf
De sphaera
, einen astronomischen Text, der aufPtolemaios und seinen arabischen Kommentatoren beruht, vor allem al-Farghani. Das Buch wurde zuerst an der Universität von Paris verwendet und schließlich an allen Universitäten in ganz Europa, wo es bis zum Ende des 17. Jahrhunderts in Gebrauch blieb. Sein Werk
De computo ecclesiastico
zeigt die Fehler des julianischen Kalenders auf und schlägt eine Lösung vor, die die Kalenderreform Gregors XIII. 350 Jahre später vorwegnimmt.
De algorismo
, ein Lehrbuch für das Rechnen mit positiven ganzen Zahlen, war im Mittelalter das meistbenutzte Handbuch der Arithmetik und blieb bis zum 16. Jahrhundert in Gebrauch.
    Grossestestes Versuche, eine neue Naturphilosophie zu entwerfen, hat Albertus Magnus (um 1200 – 1280) fortgeführt. Er entstammte einer Familie aus dem bayerischen Militäradel und studierte an der Universität Padua Geisteswissenschaften, wo ihn Jordan von Sachsen, der Ordensmeister der Dominikaner, für den Dominikanerorden gewinnen konnte. Danach studierte Albertus in Deutschland Theologie und lehrte dort, bevor er sich um 1241 an der Universität Paris einschrieb, wo er später sieben Jahre lang Theologievorlesungen hielt. Dann sandte man ihn zur Gründung einer Schule nach Köln. Zu seinen Schülern gehörte Thomas von Aquin, der aus Italien gekommen war, um bei ihm entweder in Paris oder in Köln zu studieren. 1253 wurde Albertus zum Provinzial der deutschen Dominikaner ernannt und 1260 zum Bischof von Regensburg. Zwei Jahre später verzichtete er auf dieses Amt und widmete den Rest seines Lebens der Predigt und der Lehre.
    Albertus spielte eine wichtige Rolle bei der Wiederentdeckung des Aristoteles und trug erheblich zur Akzeptanz der Naturphilosophie im christlichen Abendland bei. Das größte Problem für die Christen bestand dabei in dem Konflikt zwischen Glauben und Verstand, besonders in der averroistischen Auslegung der Lehre des Aristoteles, d. h. mit dessen Determinismus und seiner Auffassung von der Ewigkeit des Kosmos. Albertus suchte nach einer Lösung dieses Konflikts, indem er Aristoteles als Wegweiser zur Vernunftund nicht als absolute Autorität betrachtete und erklärte, dass dieser irrte, wenn seine Thesen der religiösen Offenbarung oder den Beobachtungen entgegenstanden. Nach seiner Auffassung sprachen die Naturphilosophie und die Theologie oft auf unterschiedliche Weise von derselben Sache. Also teilte er jeder der beiden Richtungen ihren eigenen Bereich und ihre Methoden zu und glaubte damit jeden Widerspruch zwischen Vernunft und Offenbarung ausschließen zu können.
    Da auch seine Glaubensbrüder die aristotelische Weltsicht verstehen wollten, machte sich Albertus auf ihr Ersuchen an die Deutung des Aristoteles. Im Prolog zu seinem Kommentar zu Aristoteles’
Physik
erklärt er seine Absicht, »alle Teile der Philosophie den Lateinern einsichtig [zu] machen«.
    Seine originellsten Leistungen betreffen die Botanik und die Biowissenschaften, in denen er sich durch Beobachtungsgabe und die Fähigkeit zur Klassifizierung auszeichnete. Seine Haltung zur wissenschaftlichen Methode zeigt sich im Kommentar zu der pseudoaristotelischen Schrift
De plantis
, bis in das 16. Jahrhundert die Hauptquelle für botanisches Wissen. Dort heißt es in Bezug auf die ihm bekannten einheimischen Pflanzen: »In diesem 6. Buch wollen wir mehr die Wißbegierde der Studierenden als die Philosophie befriedigen … Man kann keine Syllogismen machen über individuelle Naturdinge, über die allein die Erfahrung
(experimentum)
Gewißheit gibt.«
    Albertus war zwar in seinem wissenschaftlichen Denken sehr modern, aber in seinen Ansichten zu Magie, Wahrsagerei und Astrologie blieb er ganz dem Mittelalter verhaftet. In der
Summa theologica
schreibt er

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