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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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selbstangetriebene Schiffe, Kraftwagen, Flugmaschinen und U-Boote beschrieben.

    Es ist möglich, Segelgeräte ohne Ruderer zu bauen, mit denen große Schiffe unter der Führung eines einzigen Mannes über Flüsse und Meere schneller fahren können, als seien sie voll mit Männern. Ebenso ist es möglich, Wagen zu bauen, die nicht von Tieren gezogen werden, und sich mit unberechenbarer Geschwindigkeit bewegen … Es ist möglich, Flugmaschinen zu bauen, in deren Mitte ein Mann sitzt, und an einigen Apparaten dreht, mit deren Hilfe künstliche Flügel durch die Luft flattern, wie ein Vogel im Flug … Und man kann Geräte bauen, mit denen man im Meer oder in Flüssen laufen kann und bis zum Grund hinab gehen kann, ohne Schaden zu erleiden.

    Zu einem anderen Thema schreibt Bacon, »es hätten bestimmte Experimente bewiesen«, dass das Leben »durch geheime Erfahrungen« sehr verlängert werden kann. Zu seinen Empfehlungen, wie man ein außergewöhnlich langes Leben erreichen kann, gehört der Verzehr von präpariertem Fleisch eines Flugdrachens, das auch »den Geist beflügeln« soll, jedenfalls wurde ihm das so berichtet »ohne Täuschung oder Zweifel von Männern mit erwiesener Vertrauenswürdigkeit«.
    Solche Schriften trugen Bacon postum den Ruf eines Zauberers und Wahrsagers ein, der seine schwarzen Künste von Satan gelernt habe. Anfang des 17. Jahrhunderts erschien in London ein Buch mit dem Titel
Die berühmte Historie vom Mönch Bacon, enthaltend die wunderbaren Taten, die er während seines Lebens verrichtete, auch die Weise seines Todes, mit den Leben und dem Tod der beiden Geisterbeschwörer Bungey
und Vandermast.
Der Verfasser gibt vor, die Geschichte von Bacons Leben und magischen Wundertaten zu erzählen, darunter auch, er habe einen metallenen Kopf erschaffen, der sprechen, die Zukunft vorhersagen und England vor Feinden schützen konnte. Nachdem Bacon und Bungey den »sprechenden Kopf« fertiggestellt hatten, warteten sie darauf, dass er anfangen würde zu sprechen, doch drei Wochen lang geschah nichts. Dann, »nach einigem Lärm sprach der Kopf diese beiden Wörter: ›ZEIT IST‹; und nach einer Weile: ›ZEIT WAR‹; und dann wieder: ›ZEIT IST VERGANGEN‹ und fiel damit hinunter, und gleich darauf folgte ein furchtbarer Lärm mit eigenartigen Feuerblitzen.«

PARIS UND OXFORD II:
DIE ENTSTEHUNG DER EUROPÄISCHEN WISSENSCHAFTEN
    M it der Neuinterpretation des Aristoteles im 13. Jahrhundert entstand die neue europäische Wissenschaft, insbesondere in den Forschungen des Robert Grosseteste und seiner Anhänger in Paris und Oxford.
    Zu den Pionieren dieser neuen Wissenschaft gehörte Jordanus Nemorarius (tätig um 1220), ein Zeitgenosse von Grosseteste. Über Jordanus’ Leben weiß man fast nichts; bekannt ist er nur, weil seine Werke in die
Biblionomia
aufgenommen wurden, den Katalog der Bibliothek von Richard de Fournival, der irgendwann zwischen 1246 und 1260 angelegt wurde. Dort werden ihm zwölf Abhandlungen zugeschrieben.
    Jordanus leistete einen wichtigen Beitrag zur mittelalterlichen »Wissenschaft von den Gewichten«
(scientia de ponderibus)
, die wir heute »Statik« nennen, das Studium der Kräfte im Gleichgewicht. Unter anderen führte er den Begriff
gravitas secundum situm
(das von der Lage abhängige Gewicht) ein, den er wie folgt erklärte: »Es [ein Gewicht] ist der Lage nach umso schwerer, je weniger schief seine Bewegung in dieser Lage ist.« Zum Beispiel ist bei einem Block auf einer geneigten Ebene das scheinbare Gewicht, also die Kraft, mit der er auf die Oberfläche drückt, umso größer, je kleiner der Winkel der schiefen Ebene ist. Dem entspricht die Auflösung des Gewichts in zwei Komponenten, die eine im rechten Winkel zurEbene, die das scheinbare Gewicht oder die »von der Lage abhängige Schwere« ist, und die andere parallel zur Oberfläche.
    Diesen Begriff
gravitas secundum situm
(heute: Hangabtriebskraft) benutzte Jordanus in seiner Untersuchung des grundlegenden Problems der Statik, der Balkenwaage, bei der zwei Gewichte zu beiden Seiten eines Drehpunkts hängen. Jordanus behauptet: »Wenn die Balken der Waage ungleich sind und an beiden Enden gleiche Gewichte hängen, dann wird die Waage auf der Seite mit dem längeren Balken nach unten gedrückt werden.« Auch zum Beweis dieser Aussage findet der Begriff
gravitas secundum situm
Anwendung, der in diesem Fall gleich dem Gewicht des Gegenstands multipliziert mit dem Hebelarm ist, d. h., mit dem senkrechten Abstand

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