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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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von seiner Überzeugung, dass die Magie auf Dämonen zurückgehe, »denn die Heiligen sagen es deutlich und es ist die allgemeine Meinung aller Personen und es wird in dem Teil der Nekromantik gelehrt, der sich mit Bildern und Ringen und Spiegeln der Venus und Dämonensiegeln befasst«. In fast allen wissenschaftlichen Abhandlungen äußert er sich auch zur Astrologieund beschreibt die Auswirkungen von Himmelsphänomenen wie Planetenkonjunktionen, die er als die Ursache für »große Zufälle und große Wunder und eine allgemeine Veränderung des Zustands der Elemente und der Welt« betrachtet.
    Ulrich Engelbert von Straßburg, ein Schüler von Albertus, sagte über ihn: »Er war in jeder Wissenschaft so göttlich, dass er zu Recht das Staunen erregende Wunder unserer Zeit genannt werden kann.« Auch Thomas von Aquin hegt große Bewunderung für ihn: »Was für ein Wunder, dass ein Mann mit einer so aufrichtigen Hingabe und Frömmigkeit so übermenschliche Leistungen in der Wissenschaft zeigen sollte.« Am 16. Dezember 1931 wurde Albertus von Papst Pius XI. heiliggesprochen, zehn Jahre später erklärte ihn Pius XII. zum Schutzpatron der Naturwissenschaftler.
    Thomas von Aquin (um 1225 – 1274) wurde in der Nähe von Monte Cassino in Süditalien geboren; sein Vater diente Kaiser Friedrich II. im Krieg gegen das Papsttum. Er begann seine Ausbildung in der Benediktinerabtei Monte Cassino und besuchte dann die neugegründete Universität von Neapel, wo er die Werke des Aristoteles kennenlernte. Nachdem er in den Dominikanerorden eingetreten war, ging er zum weiteren Studium nach Köln und dann nach Paris, wo Albertus Magnus zu seinen Lehrern gehörte.
    Thomas von Aquin lehrte 1256 – 1259 und 1269 – 1272 an der Universität von Paris, in der Zwischenzeit war er mit der päpstlichen Kurie unter Alexander IV., Urban IV. und Clemens IV. verbunden. 1272 kehrte er nach Neapel zurück, wo er eine Dominikanerschule aufbaute, die er bis wenige Monate vor seinem Tod im Jahr 1274 leitete. Am 18. Juli 1323 wurde er von Papst Johannes XXII. heiliggesprochen. Für die römisch-katholische Kirche war er danach der würdigste Vermittler ihrer Lehre. Noch heute sind seine Schriften Lehrstoff an katholischen Universitäten.
    Wie Albertus Magnus bemühte sich auch Thomas, den Konflikt zwischen Theologie und Wissenschaft aufzulösen und zu zeigen, dass zwischen Offenbarung und Verstand eigentlich kein Gegensatzbestehe. Anderen Gelehrten, für die die Naturphilosophie mit dem christlichen Glauben unvereinbar war, hielt er in seinem Kommentar zum Trinitätstraktat des Boëthius folgendes Argument entgegen: »Und obgleich das natürliche Licht des menschlichen Geistes ungeeignet ist, um das aufzuzeigen, was durch den Glauben sichtbar wird, ist es dennoch unmöglich, dass das, was uns von Gott her durch den Glauben überliefert wird, im Gegensatz zu dem steht, was uns durch die Natur eingegeben ist, sonst müsste eines von beiden falsch sein. Und da beides in uns von Gott ist, wäre Gott für uns der Urheber von Falschheit, und das ist unmöglich.«
    In den Disput über die aristotelische Philosophie, der 1267 an der Universität von Paris entbrannte, versuchte Thomas 1269/70 vermittelnd einzugreifen. Möglicherweise richtete sich die Verurteilung averroistischer Thesen durch den Bischof von Paris 1270 auch gegen einige seiner Lehren, zum Beispiel, dass die Erschaffung der Welt nicht nur mit dem Verstand erklärt werden kann. Diese und andere Auslegungen waren seine Lösung für das Problem der Anpassung des Aristotelismus an die christliche Theologie und führten zur Schaffung eines als Thomismus bezeichneten philosophischen Systems.
    Wie weitreichend seine Bemühungen waren, kann man an dem Versuch ablesen, die biblische Erzählung von Christi Himmelfahrt in den aristotelischen Kosmos einzufügen. Nach Epheser 4,10 ist Christus der, »der aufgefahren ist über alle Himmel, auf dass er alles erfüllte«. Es war schwierig für Thomas, dies mit der Philosophie des Aristoteles und seinem Modell der homozentrischen kristallinen Sphären in Einklang zu bringen.
    Unterdessen wurden im 13. Jahrhundert weitere Übersetzungen aus dem Arabischen ins Lateinische angefertigt. Einige entstanden im Auftrag Alfons’ X. (1221 – 1284), des Königs von Kastilien und León, mit dem Beinamen el Sabio, der Weise. Mit seinem lebhaften Interesse an der Wissenschaft förderte der König die Übersetzung arabischer Werke zu Astronomie und Astrologie, darunter

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