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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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den Universitäten in Heidelberg und Padua, wo er 1423 einen Doktorgrad erlangte. Um 1430 trat er in den Priesterstand, und 1448 ernannte ihn Papst Nikolaus V. zum Kardinal, mit der römischen Titelkirche San Pietro in Vincoli.
    In seinem wichtigsten Werk,
De docta ignorantia
(Über die belehrte Unwissenheit), beendet 1440, versucht er mit Hilfe der Mathematik und der experimentellen Wissenschaft, die Grenzen des menschlichen Wissens zu bestimmen, insbesondere die Unfähigkeit des menschlichen Gehirns, sich das Absolute vorzustellen, was für ihn das Gleiche wie die mathematische Unendlichkeit war. Er kam zu dem Schluss, dass das Universum unendlich war, womit die Vorstellung eines Mittelpunkts oder einer Peripherie irrelevant war. Die Erde konnte demnach nicht im Zentrum des Universums stehen, und da Bewegung bei allen Körpern relativ und natürlich ist, konnte die Erde nicht still stehen. In einer Randnotiz in einem seiner Manuskripte deutet Cusanus an, dass die Erde nicht feststehend sein kann, sondern sich einmal pro Tag und Nacht um ihre Achse dreht.
    Cusanus spekulierte, dass die Erde nicht der einzige von Lebewesen bewohnte Himmelskörper sein könnte und dass es im Mittelpunkt der leuchtenden Hülle der Sonne eine andere Erde geben mag. Auf Grund dieser und anderer revolutionärer Ideen beschuldigten ihn seine politischen Gegner des Pantheismus, ein Vorwurf, gegen den er sich mit der
Apologia doctae ignorantiae
(1440) verteidigte, in der er sich auf Schriften der Kirchenväter und der christlichen Neuplatoniker als Quelle seiner Ideen berief.
    Zehn Jahre später verfasste Cusanus ein Werk mit dem Titel
Idiota
, eine Serie von Dialogen zwischen einem »Redner«, d. h. einem Scholastiker, der die Bücherweisheit repräsentiert, und einem Laien(Idiota), der die Bedeutung der quantitativen experimentellen Forschung hervorhebt. Idiota zufolge erhebt die Weisheit ihre Stimme auf der Straße und man findet sie auf dem Marktplatz, wo Geld gezählt, Ware abgewogen, Öl abgefüllt wird und wo man den menschlichen Verstand dabei beobachten kann, wie er seine wesentlichste Aufgabe ausführt: das Messen.
    Georgios Gemistos Plethon (um 1355 – 1452), den Sir Steven Runciman als »den originellsten aller byzantinischen Denker« bezeichnete, wurde in Konstantinopel ausgebildet und lehrte dort bis etwa 1392. Dann ging er nach Mistra auf der Peloponnes, das damals von dem Despoten Theodor Palaiologos regiert wurde, dem zweiten Sohn des Kaisers Manuel II. (reg. 1391 – 1425). Dort lehrte Plethon bis an das Ende seines Lebens, mit Ausnahme eines Jahres, das er als Mitglied der byzantinischen Delegation auf dem Konzil von Ferrara-Florenz verbrachte. Seine Lehre war geprägt von der Ablehnung des Aristoteles und der Bewunderung für Platon, der ihn inspirierte, die griechische Welt nach Platons Vorstellungen zu reformieren. In seiner Schrift
Die Gesetze
wird deutlich, dass seine religiösen Überzeugungen eher heidnisch als christlich waren, etwa wenn er Gott meist Zeus nennt und die Dreieinigkeit für ihn aus dem Schöpfer, dem Weltgeist und der Weltseele besteht. Georg von Trapezunt berichtet von einem Gespräch, das er in Florenz mit Plethon führte; dieser kündigte ihm an, die ganze Welt werde bald eine neue Religion annehmen. Auf die Frage, ob diese neue Religion christlich oder muslimisch sein werde, erwiderte Plethon: »Keine von beiden, sondern eine andere Religion, die sich vom Heidentum kaum unterscheidet!«
    Während das Konzil in Florenz verhandelte, hielt Plethon im Palast des Stadtherrn Cosimo de’ Medici eine Vorlesung über die philosophischen und religiösen Unterschiede zwischen dem Platonismus und dem Aristotelismus, und er pries Platon. Angeregt von Plethons Vorlesungen gründete Cosimo die Akademie in Florenz, das künftige Zentrum des Platonismus in der Renaissance. PlethonsSchriften beeindruckten auch Marsilio Ficino (1433 – 1499), den ersten großen Platon-Anhänger der Renaissance.
    Während seines Aufenthalts in Florenz empfahl Plethon das Studium von Strabons
Erdbeschreibung
als Ergänzung zur
Geographie
des Ptolemaios. Möglicherweise sprach er darüber auch mit Paolo Dal Pozzo Toscanelli, den er dort kennenlernte. Toscanelli leitete die Empfehlung später an Christoph Columbus weiter, der Strabon in Guarinos lateinischer Übersetzung gelesen haben muss. Columbus, so heißt es in der Biographie, die sein Sohn verfasste, war von zwei Passagen bei Strabon direkt beeinflusst. Es waren Zitate von

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