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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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Eratosthenes und Poseidonios; im ersten hieß es, dass man, »… wenn nicht die Größe des atlantischen Meeres es verhinderte, auf derselben Parallele von Iberien bis Indien … durchschiffen könnte …« Und in dem letzteren: »… dass man, mit Ostwind von Westen her segelnd, mit ebensoviel tausend Stadien [70 000] wohl nach Indien kommen könnte«.
    Georg von Trapezunt (1395 – 1486) wurde auf Kreta in einer aus Trapezunt zugezogenen Familie geboren – daher sein Name. Er war ein äußerst produktiver Übersetzer aus dem Griechischen ins Lateinische, das er 1417 – 1418 bei Guarino in Venedig gelernt hatte. Er lehrte in Venedig, Vicenza und Mantua und ging schließlich nach Rom, wo er unter Eugen IV. (reg. 1431 – 1447) in der päpstlichen Kurie angestellt war und unter Nikolaus V. (reg. 1447 – 1455) lehrte. Er kritisierte Plethon heftig wegen seines Angriffs auf den Aristotelismus und sah sich als Verfechter der mittelalterlichen Scholastik gegen ihre humanistischen Kritiker; so war er insbesondere voll des Lobes für Albertus Magnus und Thomas von Aquin, was ihn unter anderem mit Bessarion in Konflikt brachte.
    Bessarion (1403 – 1472) stammte aus einer einfachen Familie in Trapezunt. Dem Metropoliten von Trapezunt fiel der Junge wegen seiner Intelligenz auf, und so schickte er ihn zum Studium nach Konstantinopel. An der Universität lernte er den italienischen Humanisten Francesco Filelfo kennen, der durch den Unterricht beiManuel Chrysoloras in Italien angeregt wurde, in Konstantinopel zu studieren.
    Im Alter von 20 Jahren wurde Bessarion Mönch und verbrachte einige Jahre in einem Kloster in der Nähe von Mistra, wo er bei Plethon studierte. Dann kehrte er nach Konstantinopel zurück und gewann als Professor der Philosophie hohes Ansehen. Um bei der Konzilsversammlung einen angemessenen Status vorweisen zu können, wurde er zum Metropoliten von Nikaia ernannt. Als das Unionsdekret am 6. Juli 1439 offiziell im Dom von Florenz verlesen wurde, las Kardinal Cesarini den Text zunächst auf Latein und danach Bessarion auf Griechisch.
    Durch seinen Aufenthalt in Italien gelangte Bessarion zu der Überzeugung, dass Byzanz nur im Bündnis mit dem Westen überleben konnte, und zwar nicht nur politisch, sondern auch durch Beteiligung am kulturellen Leben der italienischen Renaissance. Der Widerstand gegen die Kirchenunion in Konstantinopel enttäuschte ihn, und so kehrte er Ende 1440 nach Florenz zurück, als er schon Kardinal der römisch-katholischen Kirche war. Eine Zeit lang reiste er in diplomatischen Missionen des Papstes, und von 1450 bis 1455 amtierte er als Gouverneur von Bologna, doch ansonsten lebte er seit 1443 in Rom. 1455 wurde er beinahe zum Papst gewählt, doch seine Feinde warnten vor der Wahl eines Griechen, und so wandten die Kardinäle ihre Gunst dem Katalanen Alfonso de Borgia zu, der schließlich unter dem Namen Kalixt III. Papst wurde.
    Einen Großteil seiner Energie verwandte Bessarion darauf, in Europa militärische Hilfe für die Verteidigung von Byzanz gegen die Türken zu mobilisieren, allerdings vergeblich, denn 1453 eroberten die Osmanen Konstantinopel und 1461 seine Heimat Trapezunt – das war das Ende der langen Geschichte des Byzantinischen Reiches. Von da an versuchte Bessarion Unterstützung für einen Kreuzzug gegen die Türken zu gewinnen, jedoch ohne Erfolg.
    Bessarion widmete sich der Pflege des Erbes der byzantinischen Kultur; seine Sammlung antiker griechischer Handschriften vermachte er schließlich der Bibliothek San Marco in Venedig, wo sie noch heute aufbewahrt wird. Unter den Gelehrten, die Bessarion in Rom um sich versammelte, war auch Georg von Trapezunt, den Bessarion mit der Übersetzung des
Almagest
von Ptolemaios vom Griechischen ins Lateinische betraute. 1459 veröffentlichte Georg von Trapezunt einen Angriff gegen den Platonismus und behauptete, dieser führe zu Ketzerei und Unmoral. Bessarion war außer sich und verfasste eine Verteidigung des Platonismus, die sowohl auf Griechisch als auch auf Lateinisch veröffentlicht wurde. Es ging ihm nicht nur darum, den Platonismus gegen die Vorwürfe Georgs zu verteidigen, sondern auch zu zeigen, dass Platons Lehrsätze den christlichen Glaubensinhalten näher waren als die von Aristoteles. Sein Buch wurde wohlwollend aufgenommen. Es war die erste allgemeine Einführung in Platons Denken, das den meisten Lateinern damals unbekannt war, denn frühere Werke zum Platonismus hatten kein breites Publikum

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