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Titel: Plattform Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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einer Klitorisangelegenheit dürfte sie schließlich kompetent sein. Das Mädchen schien ein wenig überrascht darüber zu sein, reichte mir aber dennoch eine kleine Tüte mit Plastikpyramiden. »Ich lasse Ihnen ein paar Abdrücke da«, sagte sie, » die Fabrik hat sehr viele hergestellt. « Ich bedankte mich und begleitete sie bis zum Eingang unserer Abteilung. Ehe wir uns trennten, fragte ich sie, ob die Abdrücke in Originalgröße angefertigt seien. Natürlich, erklärte sie mir, das sei ein wesentlicher Teil ihres Ansatzes.

    Noch am selben Abend untersuchte ich aufmerksam Valeries Klitoris. Ich hatte ihr im Grunde noch nie eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet; wenn ich sie streichelte oder leckte, tat ich das im Rahmen eines allgemeinen Schemas, ich hatte mir die Stellung, die Winkel und den Rhythmus der Bewegungen gemerkt, die ich durchzuführen gedachte; aber diesmal untersuchte ich lange dieses kleine Organ, das unter meinen Augen pochte. »Was machst du da?« fragte Valérie überrascht, nachdem sie fünf Minuten lang die Beine gespreizt hatte. »Ein künstlerisches Experiment ...«, sagte ich und beschwichtigte mit einem leichten Zungenschlag ihre Ungeduld. Im Abdruck des Mädchens fehlten natürlich der Geschmack und der Geruch; aber sonst bestand durchaus Ähnlichkeit, das ließ sich nicht leugnen. Nachdem ich meine Untersuchung beendet hatte, schob ich mit beiden Händen Valeries Möse auseinander und leckte ihre Klitoris mit präzisen Zungenschlägen. Hatte das Warten ihre Lust so gesteigert oder waren es meine genaueren, aufmerksameren Bewegungen? Auf jeden Fall kam sie fast augenblicklich. Im Grunde, sagte ich mir, ist diese Sandra eher eine gute Künstlerin. Ihre Arbeit regte einen dazu an, die Welt mit neuen Augen zu betrachten.

    14

        Schon Anfang Dezember stellte sich heraus, daß die Aphrodite Clubs ein voller Erfolg sein würden, vermutlich sogar ein historischer Erfolg. Der November ist üblicherweise der schwierigste Monat für die Tourismusindustrie. Im Oktober kann noch die verlängerte Nachsaison ausgenutzt werden; im Dezember bieten die Festtage Anlaß für ein paar Urlaubstage. Aber bis auf ein paar gut informierte, hartgesottene Senioren denken nur ganz wenige Leute daran, im November zu verreisen. Und doch waren die ersten Rückmeldungen, die aus den Clubs eintrafen, ausgezeichnet: Das Konzept war ein unmittelbarer Erfolg, man konnte sogar von einem Ansturm sprechen. An dem Tag, an dem die ersten Zahlen eintrafen, aß ich mit Valérie und Jean-Yves zu Abend; er blickte mich ein bißchen seltsam an, so sehr übertrafen die Zahlen seine Erwartung: Die Auslastung der Clubs für den gesamten Monat lag über 95%, ganz gleich in welchem Land. »Ja, ja, der Sex...«, sagte ich verlegen. »Die Leute brauchen Sex, das ist alles, sie trauen sich nur nicht, es einzugestehen.« All das ließ uns nachdenklich, fast schweigsam werden; der Kellner brachte die antipasti. »Die Einweihung von Krabi dürfte eine irre Sache werden... «, fuhr JeanYves fort. »Rembke hat mich angerufen, alles ist seit drei Wochen ausgebucht. Und vor allem ist in den Medien nichts darüber geschrieben worden, nicht eine Zeile. Ein direkter, massiver Erfolg, der keine hohen Wellen schlägt; genau das, was wir uns vorgestellt hatten. «
        Er hatte sich endlich entschlossen, ein Appartement zu mieten und seine Frau zu verlassen; er würde die Schlüssel erst am 1. Januar bekommen, aber es ging ihm schon besser, ich spürte, daß er schon entspannter war. Er war relativ jung, sah gut aus und war ausgesprochen reich: All das macht das Leben zwar nicht unbedingt leichter, wie ich erschrocken feststellte, aber das hilft, um bei den anderen ein Begehren zu wecken. Ich begriff immer noch nicht seinen Ehrgeiz, sein verbissenes Bemühen, Erfolg im Beruf zu haben. Er tat es nicht wegen des Geldes, das glaube ich nicht: Er zahlte hohe Steuern und hatte für Luxus nichts übrig. Auch nicht aus Hingabe für die Firma oder ganz allgemein aus Uneigennützigkeit: Man konnte in der Entwicklung des weltweiten Tourismus schlecht so etwas wie eine edle Sache sehen. Sein Ehrgeiz bestand unabhängig davon, konnte nicht auf eine andere Sache zurückgeführt werden. Vermutlich hing er mit dem Wunsch zusammen, etwas aufzubauen, und nicht mit Machthunger oder Konkurrenzverhalten - ich hatte ihn nie über die Karriere seiner ehemaligen Studienkollegen der HEG reden hören, und ich glaube nicht, daß er sich in irgendeiner Weise darum

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