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Titel: Plattform Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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für einen Hungerlohn aufs Kreuz legt?«
        »Nicht für einen Hungerlohn...«, protestierte ich bescheiden. » Ich habe dreitausend Bath bezahlt, das entspricht etwa den französischen Preisen.« Valérie drehte sich um und warf mir einen erstaunten Blick zu. »Sie haben die Sache ziemlich teuer bezahlt...«, bemerkte Robert. »Aber wenn das Mädchen es wert war...«
        Josiane zitterte am ganzen Körper, sie machte mir allmählich Sorgen. »Na hören Sie ...«, kreischte sie mit schriller Stimme, »es ist zum Kotzen, daß ein dickes Schwein Geld bezahlen kann, um seinen Pimmel in ein kleines Mädchen zu schieben!«
        »Nichts zwingt Sie, mich zu begleiten, meine Liebe ...«, erwiderte Robert ruhig.
        Sie stand zitternd auf, ihren Teller mit Reis in der Hand. Am Nebentisch waren alle Gespräche verstummt. Ich hatte wirklich den Eindruck, daß sie ihm den Teller ins Gesicht schleudern würde, und ich glaube, daß nur ein Funken Angst sie davon ab gehalten hat. Robert blickte sie mit allergrößtem Ernst an, seine Muskeln waren unter dem Polohemd gespannt. Er wirkte nicht wie jemand, der sich alles gefallen läßt, ich konnte mir gut vorstellen, daß er ihr eine scheuerte. Sie knallte ihren Teller so heftig auf den Tisch, daß er in drei Teile zerbrach, drehte sich um, ging mit schnellen Schritten auf die Bungalows zu und verschwand in der Dunkelheit.
    »Tsss... «, zischte er zurückhaltend.
        Valérie war zwischen ihm und mir eingekeilt, zuvorkommend stand er auf, ging um den Tisch herum und setzte sich für den Fall, daß auch sie den Tisch verlassen wollte, auf Josianes Platz; aber sie tat es nicht. In diesem Augenblick brachte der Kellner den Kaffee. Nach dem zweiten Schluck wandte sich Valérie mir wieder zu. »Stimmt es, daß Sie mit einem Mädchen zusammen waren und ihr dafür Geld gegeben haben? ...« fragte sie sanft. Ihr Ton war neugierig, aber es lag nichts Vorwurfsvolles darin.
        »So arm sind die Mädchen gar nicht«, fügte Robert hinzu, »sie können sich Motorroller und Klamotten leisten. Manche lassen sich sogar die Brüste vergrößern. Es ist nicht billig, sich die Brüste vergrößern zu lassen. Sie unterstützen allerdings auch ihre Eltern...«, sagte er nachdenklich.

        Am Nachbartisch trennte man sich, nachdem mit leiser Stimme ein paar Sätze gewechselt worden waren, sehr schnell zweifellos aus Solidarität. Wir behielten gewissermaßen die Oberhand. Der Mond beleuchtete jetzt voll die Oberfläche des Pontons, die leicht glitzerte. » Sind sie wirklich so gut, die kleinen Masseusen?...« fragte René träumerisch.
        »Ah, Monsieur!« rief Robert mit absichtlich geschwollener, letztlich aber doch, wie mir schien, aufrichtiger Rührung. »Die sind traumhaft, einfach traumhaft! Und dabei kennen Sie noch nicht mal Pattaya. Das ist ein Badeort an der Ostküste«, fuhr er begeistert fort, »der ganz dem ausschweifenden Leben und der Sinnenlust gewidmet ist. Als erste sind die Amerikaner dorthin gekommen, während des Vietnamkriegs; anschließend viele Engländer und Deutsche; und jetzt sieht man allmählich Polen und Russen. Dort findet jeder, was er sucht, für jeden Geschmack das Richtige: Homosexuelle, Heterosexuelle, Transvestiten... Das ist Sodom und Gomorra in einem. Sogar noch besser, denn da gibt es auch Lesbierinnen. «
        »So, so ...« Der ehemalige Metzger schien in seine Gedanken versunken. Seine Frau gähnte gelassen, entschuldigte sich und wandte sich ihrem Mann zu; sie hatte ganz offensichtlich Lust, schlafen zu gehen.
        »In Thailand«, sagte Robert abschließend, »kann jeder bekommen, was er sich wünscht, und jeder kann etwas Gutes bekommen. Sie haben vielleicht schon von den Brasilianerinnen oder den Mädchen auf Kuba gehört. Ich bin sehr viel gereist, Monsieur, ich bin zu meinem Vergnügen gereist, und ich zögere nicht, Ihnen zu sagen: Für mich sind die Thailänderinnen die besten Liebhaberinnen der Welt.«
        Valérie, die ihm gegenübersaß, hörte ihm mit großem Ernst zu. Kurz darauf zog sie sich mit einem leichten Lächeln zurück, gefolgt von Josette und René. Lionel, der den ganzen Abend keinen Ton gesagt hatte, stand ebenfalls auf; ich tat das gleiche. Ich hatte keine große Lust, das Gespräch mit Robert fortzusetzen. Ich ließ ihn also in der Dunkelheit allein, ein leuchtendes Beispiel des Scharfblicks; erbestellte sich einen zweiten Cognac. Er schien einen wachen Verstand zu besitzen, voller

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