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Titel: Plattform Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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Disco-Rhythmus langsam die Hüften. Manche trugen einen weißen Bikini, andere hatten das Oberteil abgelegt und nur den String anbehalten. Sie waren alle um die Zwanzig, hatten alle eine goldbraune Haut und einen geschmeidigen, aufreizenden Körper. Ein älterer Deutscher saß zu meiner Linken vor einer Flasche Carlsberg : Eindrucksvoller Bauch, weißer Bart, Brille, er sah sehr nach einem Universitätsprofessor im Ruhestand aus. Wie gebannt starrte er auf diese jungen Körper, die sich vor seinen Augen bewegten; er saß so regungslos da, daß ich einen Augenblick glaubte, er sei tot.
        Mehrere Nebelmaschinen traten in Aktion, die Musik wechselte, es kam jetzt ein polynesischer Slow. Die Mädchen verließen die Bühne und wurden durch zehn andere ersetzt, die auf der Höhe von Busen und Taille mit Blumenketten bekleidet waren. Sie drehten sich sanft im Kreis, wobei die Blumenketten mal die Brüste, mal den Poansatz sehen ließen. Der alte Deutsche starrte noch immer auf die Bühne; irgendwann nahm er die Brille ab, um sie zu putzen, seine Augen waren feucht. Er war im Paradies.
        Strenggenommen gingen die Mädchen nicht auf Kundenfang; aber man konnte sie zu einem Drink einladen, sich mit ihnen unterhalten, eventuell eine bar fee von fünfhundert Bäht an das Lokal entrichten und das Mädchen mit ins Hotel nehmen, nachdem man den Preis ausgehandelt hatte. Für eine ganze Nacht war der Tarif, glaube ich, vier- oder fünftausend Bäht in etwa das Monatsgehalt eines ungelernten Arbeiters in Thailand; aber Phuket ist ein teurer Badeort. Der alte Deutsche gab einem der Mädchen, das immer noch mit einem weißen String bekleidet vor der Bühne auf den nächsten Auftritt wartete, diskret ein Zeichen. Sie näherte sich sogleich und setzte sich zwanglos zwischen seine Schenkel. Ihre jungen runden Brüste bewegten sich vor dem Gesicht des alten Mannes, der vor Vergnügen errötete. Ich hörte, wie sie ihn »Papa« nannte. Ich bezahlte meinen Tequila-Zitrone und ging ein wenig geniert nach draußen; ich hatte den Eindruck, eine der letzten Freuden des alten Mannes miterlebt zu haben, das war zu rührend und zu persönlich.

    Direkt neben dem Lokal entdeckte ich ein Gartenrestaurant, in das ich mich setzte, um einen Teller Reis mit Krebsfleisch zu essen. Fast alle Tische waren mit Paaren besetzt, die sich aus einem Nicht-Asiaten und einer Thailänderin zusammensetzten die meisten Männer ähnelten Kaliforniern oder der Vorstellung, die man sich von Kaliforniern macht, auf jeden Fall trugen sie Schaumgummisandalen. In Wirklichkeit handelte es sich vielleicht um Australier - man kann sie leicht miteinander verwechseln; wie dem auch sei, sie wirkten gesund, sportlich und wohlgenährt. Sie waren die Zukunft der Welt. In diesem Augenblick, als ich all diese jungen, untadeligen, vielversprechenden Angel Sachsen sah, begriff ich, in welchem Maße der Sextourismus die Zukunft der Welt sein würde. Am Nachbartisch schwatzten zwei etwa dreißigjährige Thailänderinnen mit üppigen Formen sehr angeregt; sie saßen zwei jungen Engländern mit glattrasierten Schädeln und einem Aussehen wie postmoderne Sträflinge gegenüber, die mit Mühe ihr Bier tranken, ohne ein Wort zu sagen. Ein paar Tische weiter hatten sich zwei pummelige deutsche Lesben in Latzhosen und mit kurzgeschorenem roten Haar die Gesellschaft einer reizenden Minderjährigen mit langem schwarzen Haar und sehr feinen Gesichtszügen geleistet, die einen bunten Sarong trug. Auch zwei einzelne Araber von undefinierbarer Nationalität waren dort - ihre Schädel waren mit diesem geschirrtuchartigen Stofflappen umwickelt, an dem man Jassir Arafat bei seinen Fernsehauftritten erkennt. Kurz gesagt, die reiche oder halbreiche Welt war hier, war dem unwandelbaren, sanften Ruf der asiatischen Möse gefolgt. Das Seltsame daran war, daß man schon beim ersten Blick auf ein Paar zu wissen meinte, ob die Sache klappen würde oder nicht. Meistens langweilten sich die Mädchen, setzten eine schmollende oder resignierte Miene auf, warfen Seitenblicke auf die anderen Tische. Aber manche hatten auch den Blick in Hebevoller Erwartung auf ihren Gefährten gerichtet, hingen an deren Lippen und antworteten angeregt; in solchen Fällen konnte man sich vorstellen, daß es dabei nicht blieb, sondern daß sich eine Freundschaft oder sogar eine dauerhaftere Beziehung entwickelte: Ich wußte, daß es nicht selten zu Eheschließungen kam, besonders mit Deutschen.
        Ich selbst

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