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Titel: Plattform Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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they are happy to settle down FOR EVER with a man who is willing to hold down a steady job and be a loving and understanding HUSBAND and FATHER. That will get you exactly nowhere with an American girl!
         As Western women«, folgert er zum Schluß nicht ohne Unverfrorenheit, »do not appreciate men, as they do not value tradi tional family life, marriage is not the right thing for them to do. I'm helping modern Western women to avoid what they despise. «

        »Das hat durchaus Hand und Fuß, was er da sagt...«, bemerkte Valérie traurig. »Der Markt dafür ist auf jeden Fall da...« Sie legte die Zeitschrift weg und blieb nachdenklich. In diesem Augenblick kam Robert an uns vorbei, er ging mit auf dem Rükken verschränkten Händen und düsterem Blick am Strand entlang. Valérie drehte sich mit einer brüsken Bewegung um und blickte in die andere Richtung.
        »Ich mag diesen Typen nicht... «, flüsterte sie gereizt.
        »Er ist nicht dumm ...«, erwiderte ich mit einer ziemlich gleichgültigen Geste.
        »Er ist nicht dumm, aber ich mag ihn nicht. Er tut alles, um die anderen zu schockieren und sich unbeliebt zu machen; das mag ich nicht. Sie dagegen versuchen wenigstens, sich anzupassen.«
        »So?« sagte ich und warf ihr einen überraschten Blick zu.
        »Ja. Man spürt natürlich, daß Ihnen das schwer fällt, daß diese Art von Ferien nicht das richtige für Sie ist; aber wenig
    stens bemühen Sie sich. Ich glaube, daß Sie im Grunde eher ein netter Mensch sind. «
        In diesem Augenblick hätte ich sie in den Arm nehmen, ihre Brüste streicheln und sie auf die Lippen küssen können - küssen müssen -, dummerweise versäumte ich es. Der Nachmittag zog sich in die Länge, die Sonne wanderte über die Palmen dahin; wir wechselten unbedeutende Worte.

        Zum Sylvesteressen trug Valérie ein langes Kleid aus einem fließenden grünen, leicht durchsichtigen Stoff mit einem trägerlosen Oberteil, das ihren Busen weitgehend unverhüllt ließ. Nach dem Dessert spielte draußen auf der Terrasse ein Orchester mit einem seltsamen alten Sänger, der näselnd slow rock -Bearbeitungen von Bob Dylan sang. Babette und Léa hatten sich offensichtlich in die Gruppe der Deutschen eingegliedert, ich hörte sie aus ihrer Ecke lachen. Josette und René tanzten zärtlich umschlungen wie nette Fleischklöpse. Die Nacht war sehr warm, Nachtfalter hingen in dichten Trauben an den bunten Lampions, die an der Balustrade befestigt waren. Ich fühlte mich bedrückt, trank einen Whisky nach dem anderen.
        »Was dieser Typ gesagt hat, das Interview in der Zeitung...«
        »Ja...«, Valérie blickte zu mir auf; wir saßen nebeneinander auf einer Korbbank. Ihre Brüste rundeten sich unter dem trägerlosen Oberteil wie ein in schmalen Körbchen dargebotenes Geschenk. Sie hatte sich geschminkt; ihr langes Haar fiel ihr auf die Schultern.
        »Das trifft vor allem auf die Amerikanerinnen zu, glaube ich. Für die Europäerinnen ist das nicht so eindeutig. «
        Sie verzog den Mund, um ihren Zweifel anzudeuten, und blieb stumm. Ich hätte ganz offensichtlich besser daran getan, sie zum Tanz aufzufordern. Ich trank einen weiteren Whisky, lehnte mich zurück und holte tief Atem.
        Als ich aufwachte, war der Saal fast leer. Der Sänger trällerte noch immer etwas auf Thai und wurde träge vom Schlagzeuger begleitet; niemand hörte ihnen mehr zu. Die Deutschen waren verschwunden, aber Babette und Léa waren in ein lebhaftes Gespräch mit zwei Italienern vertief, die wer weiß woher aufgetaucht waren. Valérie war verschwunden. Es war drei Uhr morgens Ortszeit, das Jahr 2001 hatte eben begonnen. In Paris würde der offizielle Jahreswechsel erst in drei Stunden stattfinden; es war genau Mitternacht in Teheran und fünf Uhr morgens in Tokyo. Die Menschheit mit ihren verschiedenen Arten trat in das dritte Jahrtausend ein; was mich anging, war mein Eintritt eher versaut.

    12

        Schamerfüllt kehrte ich in meinen Bungalow zurück; aus dem Garten ertönte Gelächter. Mitten auf dem Sandweg stieß ich auf eine kleine, graue regungslose Kröte. Sie lief nicht davon, zeigte keinerlei Selbsterhaltungsreflex. Früher oder später würde jemand sie achtlos zertreten, ihr die Wirbelsäule brechen und ihr Fleisch zerquetschen, das sich mit dem Sand vermischen würde. Der Spaziergänger würde etwas Weiches unter seiner Sohle spüren, einen kurzen Fluch ausstoßen und

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