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Titel: Plattform Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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ohrfeigen oder in Lachen ausbrechen sollte; dennoch begleitete sie mich ein paar Meter, nachdem wir das Geschäft verlassen hatten. Die meisten Mitglieder unserer Reisegruppe saßen auf Bänken in der Halle, sie hatten offensichtlich ihre Einkäufe beendet. Ich blieb stehen, atmete tief ein und wandte mich Valérie zu.
        »Vielleicht könnten wir uns in Paris Wiedersehen...«, sagte ich schließlich.
    »Meinen Sie?« entgegnete sie schneidend.
        Ich erwiderte nichts, begnügte mich damit, sie erneut anzusehen. Irgendwann hatte ich die Absicht zu sagen: »Es wäre schade...«, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Worte ausgesprochen habe.
        Valérie blickte sich um, bemerkte Babette und Léa auf der Bank ganz in der Nähe und wandte den Kopf gereizt ab. Dann zog sie einen Block aus ihrer Tasche, riß einen Zettel heraus und schrieb schnell etwas darauf. Während sie mir den Zettel reichte, versuchte sie, etwas zu sagen, verzichtete dann darauf, drehte sich um und gesellte sich zu der Gruppe. Ich warf einen Blick auf den Zettel, ehe ich ihn in die Tasche steckte: Es war eine Handynummer.

    Zweiter Teil

    Wettbewerbsvorteil

    1

        Das Flugzeug landete um elf Uhr in Roissy; ich bekam als einer der ersten meinen Koffer wieder. Um halb eins war ich zu Hause. Es war Samstag. Ich konnte in die Stadt gehen, um Einkäufe zu machen und Krimskrams für meine Wohnung zu kaufen usw. Durch die Rue Mouffetard fegte ein eisiger Wind, und ich entdeckte nichts, was sich zu kaufen lohnte. Aktivisten der Tierrechts-Bewegung verkauften gelbe Sticker. Nach den Feiertagen läßt der Nahrungsmittelkonsum der Haushalte immer etwas nach. Ich kaufte mir ein gegrilltes Hähnchen, zwei Flaschen Graves und die letzte Hot Video -Nummer. Das war kein sehr anspruchsvolles Programm für mein Wochenende; aber ich hatte nicht den Eindruck, daß ich mehr verdient hätte. Ich verschlang die Hälfte des Hähnchens mitsamt der verkohlten, fetten, leicht ekelerregenden Haut. Kurz nach drei rief ich Valérie an. Sie meldete sich beim zweiten Klingeln. Ja, sie sei heute abend frei, zum Essen, ja. Ich könne sie um acht Uhr abholen, sie wohne Avenue Reille am Pare Montsouris.
        Sie trug eine weiße Jogginghose und ein kurzes T-Shirt, als sie mir die Tür öffnete. »Ich bin noch nicht fertig«, sagte sie und strich ihr Haar nach hinten glatt. Bei dieser Bewegung hoben sich ihre Brüste; sie trug keinen Büstenhalter. Ich legte meine Hände auf ihre Taille und näherte mein Gesicht ihrem Kopf. Sie öffnete die Lippen und schob sofort ihre Zunge in meinen Mund. Eine heftige Erregung durchfuhr mich, so daß ich fast ohnmächtig wurde, ich bekam auf der Stelle einen Steifen. Ohne ihr Becken von meinem zu lösen, schob sie die Wohnungstür zu, die mit einem dumpfen Geräusch ins Schloß fiel.
        Der Raum, der nur von einer Nachttischlampe beleuchtet war, wirkte riesig. Valérie hielt mich an der Taille fest und führte mich tastend in ihr Schlafzimmer. Neben dem Bett küßte sie mich erneut. Ich schob ihr T-Shirt hoch, um ihre Brüste zu streicheln ; sie flüsterte etwas, was ich nicht verstand. Ich kniete mich vor ihr nieder, streifte ihr die Jogginghose und den Slip ab und drückte dann mein Gesicht gegen ihr Geschlecht. Die Spalte war feucht, offen und roch gut. Sie stöhnte auf und ließ sich aufs Bett fallen. Ich zog mich sehr schnell aus und drang in sie. Mein Glied war heiß und wurde von einem lustvollen Stechen durchzuckt. »Valérie«, sagte ich, »ich kann mich nicht lange zurückhalten, ich bin zu erregt.« Sie zog mich an sich und flüsterte mir ins Ohr: »Komm...« In diesem Augenblick spürte ich, wie sich die Scheidenwände um mein Glied zusammenzogen. Ich hatte den Eindruck, mich im All aufzulösen, nur mein Glied war lebendig, wurde von einer unglaublich heftigen Welle der Lust erfaßt. Ich ejakulierte lange, mehrmals; ganz am Schluß merkte ich, daß ich laut schrie. Für solch einen Moment wäre ich bereit gewesen zu sterben.
        Gelbe und blaue Fische schwammen rings um mich herum. Ich schwebte ein paar Meter unter der von der Sonne beleuchteten Wasseroberfläche aufrecht im Meer. Valérie war nicht weit von mir, auch sie stand vor einem Korallenriff im Wasser und wandte mir den Rücken zu. Wir waren beide nackt. Ich wußte, daß dieser Zustand der Schwerelosigkeit auf eine Veränderung der Wasserdichte des Meeres zurückzufuhren war, aber ich wunderte mich, daß ich atmen konnte. Mit ein paar

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