Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry
Eine Panne vielleicht?"
„Dann hätte er mich doch angerufen!"
Edward Callords räusperte sich. „Nichts für ungut, gnädige Frau! Wenn ich Sie richtig verstehe, befürchten Sie, daß Ihre Tochter aus Gründen, die wir hier nicht näher untersuchen wollen, in Lebensgefahr schwebt. Sie verübeln mir hoffentlich nicht die sehr naheliegende Frage, weshalb Sie unter diesen Umständen nicht die Polizei einschalten?"
Mrs. Russell errötete. „Die Polizei? Die hat uns schon einmal enttäuscht, Mr. Callords. Im übrigen hatten wir vor, noch etwas zu warten."
„Warten?" fragte Mr. Callords erstaunt.
„Ja, Mr. Wyndham war der gleichen Ansicht."
„Eine höchst erstaunliche Ansicht!" stellte Callords mit gehobenen Augenbrauen fest. „Ich muß gestehen, daß ich sie nicht zu teilen vermag."
Mrs. Rüssel machte ein bekümmertes Gesicht. „Welch ein unglückseliges Zusammentreffen!" klagte sie. „Gerade jetzt, wo es an der Zeit wäre, sich gegenseitig zu helfen, gerade jetzt, wo Sie Ihr Unrecht eingesehen haben, passieren diese schrecklichen Dinge! Gewiß bereuen Sie nun, sich bei mir entschuldigt zu haben . . . mein Benehmen muß Ihnen den Eindruck vermitteln, als fürchtete ich die Polizei!"
Mr. Callords lächelte verbindlich. „Oh . . . ich nehme an, daß Sie Ihre guten Gründe haben."
„Allerdings", erklärte Mrs. Russell. „Es geht um Peachy. In ihrem Eifer, den Mörder ihres Vaters zu finden, ist sie, wie ich mir einrede, über das gesteckte Ziel hinausgegangen. Leider kenne ich die Details noch nicht. Mr. Wyndham und ich wollten sie klären und uns erst dann, falls kein anderer Ausweg bleibt, an die Polizei wenden."
Mr. Callords rieb sich mit einem Ausdruck angestrengten Nachdenkens das Kinn. Dann blickte er der Frau in die Augen. „Ich sprach vorhin davon, daß ich zu jedem Opfer bereit sei, um den von mir angerichteten Schaden wiedergutzumachen. Ich stehe zu meinem Wort . . . insbesondere deshalb, weil sich jetzt eine Gelegenheit bietet, dieses Wort einzulösen. Falls sich Stuart Wyndham aus irgendeinem Grund nicht melden sollte, bin ich bereit, Ihre Tochter in meinem Haus aufzunehmen . . . und zwar so lange, wie sie meint, sich in Gefahr zu befinden."
„Das würden Sie für uns tun?"
Mr. Callard deutete im Sitzen eine kleine Verbeugung an. „Es würde mich freuen, auf
diese Art beweisen zu können, wie tief ich mich in Ihrer Schuld fühle!"
„Ich danke Ihnen für die großmütige Geste . . . aber natürlich kann ich sie nicht akzeptieren."
„Warum nicht? Niemand braucht zu erfahren, daß Miß Peachy bei mir wohnt."
„Ich will es ihr vorschlagen . . . sie wird in zwanzig Minuten wieder anrufen."
„Versäumen Sie nicht, ihr zu sagen, daß es sich bei mir um ein echtes Herzensbedürfnis handelt, vergangene Fehler zu korrigieren."
„Ich danke Ihnen."
Er lächelte und warf dann einen Blick auf die Uhr. „Oh, schon so spät?" fragte er. „Ich muß zu einer Vorstandssitzung. Es ist zu schade, daß wir nicht mehr Zeit haben, miteinander zu plaudern . . . aber vermutlich sind Sie im Augenblick dazu ohnehin nicht in der rechten Stimmung. Darf ich mir erlauben, Sie zu einer meiner Gesellschaften einzuladen? Es ist so wichtig, daß wir endlich wieder den alten, guten Kontakt finden! Selbstverständlich gilt die Einladung auch für Ihre entzückenden Töchter."
„Das wird kaum gehen", meinte Mrs. Russell. „Jane ist in Miami, und Peachy..." Sie beendete den Satz mit einem Seufzer. „Peachy ist nun mal mein Sorgenkind!"
„Sie hat Geheimnisse?"
„Es wäre falsch, es auf diese Weise auszudrücken. Sehen Sie; Peachy glaubte schon oft genug, dem Mörder auf der Spur zu sein, aber immer entpuppten sich die sogenannten Fährten als Fehlkombinationen. Es ist kein Wunder, daß sie sich nicht dem Vorwurf aussetzen möchte, ein Versager zu sein. Deshalb spricht sie in letzter Zeit fast gar nicht über ihre ,Arbeit'."
„Aber sie ist demnach noch immer dabei, den Mörder ihres Vaters zu suchen?"
„Gewiß!"
„Hm", machte Callords beeindruckt, „aber das läßt doch den Schluß zu, daß sie diesmal die richtige Spur gefunden hat, und daß der Mörder sich energisch wehrt!"
„Genau das sind auch meine Gedanken ... und sie machen mir nicht wenig Sorgen! Ich hätte von Anbeginn nicht zulassen dürfen, daß Peachy sich dieser gräßlichen Detektivarbeit widmet. Aber es war ihr ein echtes persönliches Bedürfnis . . .“
„Natürlich, das kann ich gut verstehen. Ich finde Miß Peachys
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