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Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry

Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry

Titel: Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Handeln höchst ehrenhaft."
    „Ich bin froh, daß Sie so darüber denken!"
     
    *
     
    Patterson grinste unpersönlich. „Sie haben doch einen Augenblick Zeit, Miß Wellington? Ich bin gleich soweit!" Er schrieb, ohne Patricias Antwort abzuwarten, irgendwelche Notizen auf einen Block . . . mit einer zarten, flüssig wirkenden Schrift, die im krassen Gegensatz zu seinen gewaltigen Pranken stand. Patricia Wellington lehnte sich so weit zurück, wie das der niedrige Metallstuhl gestattete. Sie hatte für diesen Besuch ihr schlichtes, unzweifelhaft elegantes Stadtkostüm gewählt und nur wenig Schminke aufgelegt. Obwohl das Kostüm schwarz und somit dem Tod des Bruders angepaßt war, trug Patricia weder dunkle Strümpfe, noch versuchte sie durch andere Accessoires zu betonen, daß sie trauerte.
    Die Beamten kann ich damit nicht auf den Leim führen, hatte sie zu Bradshaw gesagt. ,Wenn ich ihnen erkläre, daß ich Charly nur einmal im Jahr gesehen habe, werden sie mir die trauernde Schwester kaum abkaufen . . .'
    Patterson schob den Notizblock beiseite und lächelte Patricia in die Augen.
    „Wie ich höre, behaupten Sie, mit dem Toten, den wir in der Berkeley Row gefunden haben, verwandt zu sein."
    „Das behaupte ich nicht", sagte Patricia kühl, „das ist eine Tatsache, die sich beweisen läßt."
    „Sehr gut", meinte Patterson. „Er heißt also in Wahrheit Wellington?"
    „O nein, er heißt Reston. Charles Reston. Wie Sie sehen, hat er seinen Namen nur geringfügig geändert. Bei meinem Namen handelt es sich um ein Pseudonym. Ich bin Schauspielerin ..."
    „Film?"
    „Nein, Bühne."
    Patterson lächelte breit. „Sie würden gut zum Film passen!"
    Patricia blickte ihn indigniert an. „Ich glaube nicht, daß das der rechte Augenblick für Komplimente ist."
    „Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten", entschuldigte er sich. „Sie waren bereits mit dem Sergeanten im Leichenschauhaus?"
    Patricia fröstelte es. Sie nickte. Der Besuch hatte sie schockiert.
    „Sie haben Ihren Bruder erkannt?"
    „Ganz einwandfrei."
    „Wußten Sie, daß er hier in New York unter falschem Namen und mit gefälschten Papieren lebt?"
    „Warum haben Sie uns keine Meldung erstattet?"
    „Er wiar mein Bruder. Sie konnten nicht erwarten, daß ich ihn verrate."
    „Sie haben sich strafbar gemacht."
    „Es tut mir leid, aber ich kann es nicht ändern."
    „Warum wechselte er seinen Namen?"
    „Er war ein Eigenbrötler. Schon als Kind war er immer gern allein. Menschen machten ihn nervös. Bis auf einen . . . und der ließ ihn im Stich. Ich vermute, daß er alle Bindungen zur Vergangenheit zerschneiden wollte."
    „Gab es dafür eine bestimmte Ursache?"
    „Ich deutete es schon an. Er hatte eine unglückliche Liebe."
    Patterson schüttelte den Kopf. „Noch kein Grund, sich falsche Papiere zu beschaffen. So etwas ist nicht billig ..."
    „Davon verstehe ich nichts."
    „Seit wann lebt Ihr Bruder in New York?"
    „Über zwei Jahre."
    „Ist er zusammen mit Ihnen nach hier gezogen?"
    „Ja."
    „Warum?"
    „Wir hofften, in New York bessere Chancen zu haben. Bei uns in Minnesota erstickten wir in der Monotonie eines unerträglich langweiligen Tagesablaufes . . . und nachdem unsere Eltern gestorben waren, wechselten wir sofort den Wohnort."
    „Lebten Sie in der ersten Zeit zusammen?"
    „Nein, wir trennten uns sofort."
    „Verstanden Sie sich nicht gut mit ihm?"
    „Ich sagte ja bereits, daß er gern allein war."
    „Sie haben meine Frage nicht beantwortet!"
    „Er war mein Bruder. Ich glaube, daß ich ihn auf meine Weise geliebt habe . . . aber verstanden habe ich ihn wohl nie."
    „Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?"
    „Vor drei Monaten."
    „Er besuchte Sie?"
    „Ja. Er kam in die Pension, um zu sehen, wie es mir geht. Er blieb nicht lange. Höchstens zwanzig Minuten. Irgendwie fühlte er sich für mich verantwortlich ..."
    „Wovon lebte er?"
    „Vom Verkauf seiner Bilder, nehme ich an."
    „Er hat nie mit Ihnen darüber gesprochen?"
    „Nein."
    Patterson beugte sich nach vorn und legte die verschränkten Arme auf die Schreibtischplatte. „Wollen Sie mir erzählen, daß Sie das nicht interessierte . . . und daß Sie ihn nie danach fragten?" erkundigte er sich.
    Der Ton der Frage trieb Patricia eine leichte Röte in die Wangen.
    „Allerdings."
    Patterson machte eine unbestimmte Handbewegung. „Als das Bild in der Zeitung erschien, bekamen wir knapp hundert Anrufe und Meldungen von Leuten, die ihn zu kennen behaupteten. Wir haben

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