Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry
glaubst du, was du glauben willst!"
„Vielleicht ist es so", gab er zu. „Aber du wirst zugeben müssen, daß es sich wegen einer so großen Summe lohnt, etwas zu riskieren!“
„Du riskierst gar nichts!"
„Man wird vielleicht auch mich vernehmen", widersprach er. „Du bist erbberechtigt . . . und ich bin dein Freund. So, wie du vorhin in einem Anfall plötzlicher Erregung in mir den Mörder deines Bruders zu sehen vermeintest, wird auch die Polizei erwägen, ob ich nicht der Täter sein könnte. Wir müssen also wohl oder übel gemeinsam die Schwierigkeiten meistern, die jetzt auf uns zukommen. Wir müssen mit der Situation fertig werden!"
„Damit fertig werden . . murmelte Patricia mit gesenktem Kopf. Dann hob sie das Kinn. „Aber wer hat es getan?"
„Was getan?" fragte Bradshaw verblüfft.
„Wer hat Charly ermordet?"
„Woher soll ich das wissen, Patricia? Die Polizei wird es herausfinden."
„Es ist meine Aufgabe, ihr dabei behilflich zu sein!“
„Wie?"
„Indem ich hingehe und sage, was ich weiß!"
„Du willst denen die Wahrheit sagen?"
„Ja."
„Aber du kennst nur Bruchstücke davon."
„Diese Fragmente werden den Beamten ein tüchtiges Stück weiterhelfen."
Er seufzte. „Begreifst du denn nicht, daß Charlys Tod nicht mehr rückgängig gemacht werden kann und daß du im Moment das Opfer einer Gefühlsduselei wirst? Das, was du deine Aufgabe nennst, würde dich die Kleinigkeit von zwanzigtausend Dollar kosten, den Verzicht auf das Geld . . .“
„Charly war mein Bruder."
„Gefühlsduselei!“ wiederholte er.
„Ach, das verstehst du nicht..."
Er schaute sie eindringlich an. „Du hast nur eine Pflicht: zu leben! Und zwar so gut wie möglich. Du wirst vielleicht nie wieder die Chance bekommen, auf so mühelose Weise zwanzigtauseind Dollar einzustreichen. Willst du darauf verzichten? Das wäre eine unverzeihliche Dummheit!"
Patricia schlug die Hände vor das Gesicht. „Lieber Himmel . . . was soll ich denn nur tun?"
„Das einzig richtige", erwiderte er beschwörend. „Versuche, das Geld zu bekommen . . . koste es, was es wolle! Du mußt es tun, hörst du? Du mußt!"
*
„Hm", machte Calzetti und stopfte sich eine Handvoll Popcorn in den Mund. „Sie sind also der Freund von unserer reizvollen Peachy Russell?" fragte er dann kauend. „Sie sind Mr. Wyndham?"
„Das entspricht den Tatsachen. Ich hoffe, Sie haben keine Einwände?"
Birchy stieß Stuart die Pistolenmündung in den Rücken. Stuart verzog das Gesicht. „Muß das sein?“
„Ja, das muß sein", erklärte Birchy. „Wenn Sie mit dem Boß sprechen, empfiehlt es sich, gute Manieren zu zeigen."
„Hau ab, Birchy", murmelte Calzetti mit vollem Mund. „Verschwinde! Warte draußen vor der Tür, bis ich dich rufe."
Birchy nickte und ging hinaus. Stuart blickte sich in dem großen, elegant eingerichteten Raum um.
„Gefällt es Ihnen?" fragte Calzetti, nachdem Birchy gegangen war. Der Syndikatsboß saß dick, träge und scheinbar willenlos in dem weichen, mit Seide bespannten Sessel. Stuart stand ihm drei Schritte entfernt gegenüber.
„Ein bißchen zu laut für meinen Geschmack."
Calzetti rieb sich die Hände am Anzug sauber. „Na, hören Sie mal!" sagte er beleidigend. „Für diese Bleibe habe ich meinem Innenarchitekten ein Vermögen gezahlt. Wollen Sie etwa behaupten, er hätte schlechte Arbeit geleistet? Er ist der führende Kopf seiner Branche!"
„Wahrscheinlich hat er es verstanden, sich auf das Niveau Ihres Geschmacks einzustellen."
Calzetti grinste matt. „Warum wollen Sie mich beleidigen? Das schaffen Sie nicht, Wynd- ham. Sie sind ein hochnäsiger, versnobter Pinsel, der in mir den ungebildeten Emporkömmling sieht. Sie verachten mich. Meinetwegen. Aber nun liegen die Dinge so, daß Sie sich dem Emporkömmling unterordnen müssen . . . auch wenn Ihnen das nicht paßt. Kommen wir zum Thema. Sie behaupten, Birchy und ein anderer Mann wären in die Wohnung der Familie Russell eingedrungen?"
„Ja, das behaupte ich."
Calzetti schüttelte bekümmert den Kopf. „Das ist wirklich unsinnig!"
„Mrs. Russell ist sicher bereit, meine diesbezügliche Aussage zu unterstützen."
„Sie haben bereits Anzeige erstattet?"
„Nein."
„Dann werden Sie es auch nicht tun“, meinte Calzetti zufrieden.
„Was sollte mich davon abhalten?"
„Die Vernunft."
„Und warum?"
„Sind Sie so schwer von Begriff, Wyndham? Wissen Sie nicht, wer ich bin?"
„So eine Art Al Capone, wenn ich recht
Weitere Kostenlose Bücher