Playing with Fire - Verbotene Gefühle
nachvollziehbar.»
«Ja, aber das wäre bloß eine Fortsetzung des negativen Kreislaufs. Als Dad zurückkam, habe ich mir gedacht, dass ich nur einen Vater habe und mit allem zufrieden sein werde, was er zu geben imstande ist. Am Ende hat er mit dem Trinken aufgehört und sich wirklich bemüht, seine Fehler wiedergutzumachen.»
Nick schnaubte abfällig. «Er ist auf und davon, als du noch jung warst, hat seine Familie im Stich gelassen, um ungehemmt zu saufen. Ohne Rücksicht auf deine kleinen Schwestern. Dann taucht er plötzlich wieder auf und bittet um Verzeihung? Mit welchem Recht, nach allem, was er euch angetan hat?»
Sie spießte eine weitere Garnele mit der Gabel auf, ließ sich aber mit dem Essen Zeit. «Ich habe eine bewusste Entscheidung getroffen», erklärte sie. «Vergessen werde ich das alles nie. Aber wenn sogar meine Mutter ihm verziehen hat, wie kann ich mich dann weigern? Als Familie hält man nun mal zusammen, egal, was passiert.»
Ihre unkomplizierte Bereitschaft zu vergeben erschütterte ihn. Er goss ihnen beiden Wein nach. «Das wäre nichts für mich. Lieber stolz und aufrecht seiner Wege gehen, ohne sich eine Blöße zu geben. Sollen alle Übeltäter für den Schmerz büßen, den sie einem zugefügt haben.»
Sie schien über seine Worte nachzudenken. «So hätte ich fast auch gehandelt. Aber mein Vater ist bloß ein Mensch, der einen Fehler gemacht hat. Wäre ich zu stolz gewesen, ihm zu verzeihen, hätte ich keinen Vater mehr. Also habe ich mit meiner Entscheidung den Kreislauf durchbrochen. Am Ende hat er seine Sucht überwunden und unsere Beziehung von Grund auf wiederaufgebaut. Hast du jemals überlegt, zu deinem Vater Kontakt aufzunehmen?»
Nick unterdrückte seine alte Verbitterung, so gut es ging, und zuckte mit den Schultern. «Jed Ryan existiert für mich nicht mehr. Das war
meine
Entscheidung.» Er war auf Mitleid gefasst. Doch aus ihrem Blick sprach tiefe Anteilnahme, was ihn seltsam besänftigte. Sein Vater hatte sich seit jeher so wenig um ihn gekümmert, dass ihm als Junge selbst Schläge lieber gewesen wären. Es war gerade diese Gleichgültigkeit, die ihn besonders schmerzte.
«Und was ist mit deiner Mutter?»
Er sah angestrengt auf seinen Teller. «Im Moment hat sie sich wieder einen Schauspieler angelacht. Für Liebhaber, die im Showgeschäft tätig sind, hat sie eine Schwäche. Das schmeichelt ihrem Ego.»
«Siehst du sie oft?»
«Dass sie einen erwachsenen Sohn hat, erinnert sie unangenehm an ihr Alter. Deshalb tut sie am liebsten so, als gäbe es mich gar nicht.»
«Oh. Das tut mir leid.»
Wieder sprach ehrliche Anteilnahme aus ihren Worten. Nick hob den Blick. Kurz schien es, als würde eine Energie zwischen ihnen pulsieren, eine Art Verständnis. Dann verflüchtigte sich der Eindruck wieder, als wäre nichts gewesen. Er grinste schief, wie um sich über seine eigene Beichte lustig zu machen. «Ich armer Junge aus reichem Hause. Aber war schon ein toller Flitzer, dieser Mitsubishi.»
Sie lachte. «Erzähl mir von dem Projekt, an dem du arbeitest», wechselte sie das Thema. «Muss ja was ziemlich Großes sein, wenn du dafür ein ganzes Jahr enthaltsam leben willst.»
Er sah sie warnend an, ging aber auf ihren Seitenhieb nicht ein. «Ich will mit Dreamscape an einer Ausschreibung für die Bebauung unten am alten Hafen teilnehmen.»
Sie zog eine Augenbraue hoch. «Da soll ein Wellness-Zentrum entstehen, habe ich gehört, zusammen mit einigen Restaurants. Alle reden davon. Früher war das Hafenviertel so verrufen, dass sich kaum jemand hingetraut hat.»
Eifrig beugte er sich vor. «Ja, aber jetzt ist dort alles im Umbruch. Man hat die Sicherheit verbessert, und die neu eröffneten Kneipen und Geschäfte dort laufen gut. Durch die geplante Neubebauung wird die Gegend künftig auch für Anwohner und Touristen interessant. Stell es dir vor, eine gepflegte beleuchtete Uferpromenade mit Außenterrassen für die Gastronomie! Oder ein riesiges Wellness-Zentrum, von dem man die Berge sehen kann, während man sich massieren lässt! Da liegt die Zukunft.»
«Angeblich setzen die Ausschreiber vor allem auf die großen Bewerber aus Manhattan.»
Einen Augenblick krampfte sich sein Magen zusammen. Sein Traum war zum Greifen nah, und er würde alles daransetzen, dass er in Erfüllung ging. Also spulte er unverdrossen sein Mantra ab. «Ich
werde
diesen Auftrag erhalten.»
Sie blinzelte erst und nickte dann bedächtig, als teilte sie seine Zuversicht. «Kann Dreamscape
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