Playing with Fire - Verbotene Gefühle
«Charlie, hast du schon gehört, was Nick unten im Hafen auf die Beine stellt?»
Onkel Charlie verneinte mit einem Kopfschütteln.
«Die alte Bebauung soll komplett renoviert werden, und er hat es mit seiner Firma bei der Ausschreibung in die engere Auswahl geschafft. Das ist eine richtig große Sache.» Jim strahlte geradezu vor Stolz. «Jetzt habe ich nicht nur einen Arzt, sondern auch noch einen Architekten, mit dem ich angeben kann. Nicht übel, oder?»
Onkel Charlie gab ihm vollkommen recht, und dann wurde Nick von allen Seiten mit Fragen bestürmt.
Dabei geschah etwas mit ihm.
Während er geduldig Rede und Antwort stand, merkte er, wie die Mauer, hinter der er sich so sorgsam verschanzt hatte, Risse bekam. Jim redete von ihm wie von seinem Sohn Lance, als wäre er mehr als bloß sein Schwiegersohn. Maria erinnerte sich noch genau an seine Lieblingsspeisen und zählte sie der Reihe nach auf. Sie strahlte vor Freude, weil er bei so viel Zuwendung prompt rot anlief. Onkel Eddie schien begeistert, einen weiteren Mann in der Familie willkommen zu heißen, erzählte ihm stolz von seinem neuen großen Flachbildfernseher und lud ihn zu sich nach Hause ein. Man könne doch demnächst gemeinsam ein Spiel der New York Giants schauen.
Nick schwirrte dermaßen der Kopf, dass er sich entschuldigte und auf die Suche nach einem freien WC machte. Im Flur kam er an einem kleinen Zimmer vorbei, in dem Alexa mit einigen anderen kichernden Frauen zusammensaß. Sie hielt ein Baby in den Armen – das Kind ihrer Cousine, nahm er an –, das sie sachte und wie selbstverständlich hin- und herwiegte. Die Frauen tuschelten leise miteinander, und er bekam gerade noch die Worte «toller Sex» mit, als er an der Tür stehen blieb.
Wie auf Kommando verstummten sie und starrten ihn an.
Auf einmal waren ihm die durchdringenden Blicke so unangenehm, dass er nervös von einem Fuß auf den anderen trat. «Äh, hi. Ich bin auf der Suche nach einer Toilette.»
Die Cousinen nickten zwar, taxierten ihn aber ungeniert weiter. Schließlich erbarmte Alexa sich seiner. «Das Bad beim hinteren Schlafzimmer müsste frei sein, Schatz. Machst du hier bitte die Tür zu?»
«Klar doch.» Ehe er die Tür schloss, hörte er noch ein gedämpftes Kichern, das sich gleich darauf zu einem wahren Lachorkan steigerte. Nick schüttelte den Kopf und ging weiter.
Da verstellte ihm jemand den Weg: die kleine Taylor.
«Hi.»
«Hi», erwiderte er. Sie sah ihn mit großen, ernsten Kinderaugen an. Er schluckte. Musste er sich jetzt mit ihr unterhalten, oder durfte er einfach an ihr vorbeigehen? «Äh, ich bin unterwegs zur Toilette.»
«Ich muss auch mal Pipi», verkündete sie.
«Oh. Na gut. Warum holst du nicht deine Mom?»
«Sie ist gerade nicht hier. Ich muss dringend. Komm.»
Als sie ihm ein Händchen entgegenstreckte, merkte er, wie er in Panik geriet. Auf keinen Fall würde er ein Kleinkind auf die Toilette setzen. Er wusste gar nicht, wie das ging. Was, wenn es dabei irgendein Problem gab? Er wich einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. «Äh, lieber nicht, Taylor. Wie wär’s, wenn du Tante Alexa fragst, ob sie mit dir geht?»
Sie verzog weinerlich das Gesicht. «Ich muss aber jetzt. Sofort. Ganz dringend.»
«Warte hier.»
Er drehte sich um und klopfte an die Tür, hinter der die Frauen saßen. Das Stimmengemurmel dahinter verstummte sofort. «Ja?»
«Ich bin’s noch mal. Äh, Alexa, deine Nichte muss dringend mal, könntest du mit ihr gehen?»
Kurze Pause. «Schatz, das passt gerade sehr schlecht. Sei so nett und geh du mit ihr, ja? Das dauert auch nicht lange.» Er hörte ein Tuscheln, gefolgt von gackerndem Gelächter. Nick trat resigniert den Rückzug an. Zuzugeben, dass er sich mit der Aufgabe überfordert fühlte, kam nicht in Frage. Nicht vor diesen Frauen, die nebenan über ihn zu Gericht saßen. Er wandte sich wieder dem kleinen Mädchen zu.
«Hältst du es noch eine Minute aus? Vielleicht hat deine Oma Zeit für dich.»
Taylor schüttelte ihre blonden Locken und hüpfte vor Ungeduld auf und ab. «Ich muss aber jetzt, bitte, bitte.»
«Nur eine Minute», versprach er und hastete durch den Flur in die Küche, wo Maria gerade den Truthahn füllte. «Maria?»
«Ja, Nicholas?»
«Äh, Taylor muss dringend mal und möchte, dass du mit ihr gehst.»
Sie blickte auf und fuhr sich mit dem Ellbogen über die vor Schweiß glänzende Stirn, dann wandte sie sich wieder ihrer Aufgabe zu. «Ich kann gerade nicht. Würdest du das
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