Playing with Fire - Verbotene Gefühle
Tante Al?», krähte Taylor lautstark dazwischen. «Ich habe ein Eis bekommen!»
Nick schloss die Augen. Das hatte er nun davon. Nicht nur auf Frauen, auch auf kleine Mädchen war einfach kein Verlass.
Die Tür schwang auf. Nick stellte sich vor, wie die Szene auf Alexa wirken mochte: Taylor, die auf der Klobrille thronte und sich ein Eis am Stiel schmecken ließ, während er auf einem kleinen Korbhocker vor ihr saß und das zusammengeknüllte Toilettenpapier bereithielt.
«Ach du Kacke.»
«Kacke. Kacke, Kacke, Kacke!», ahmte Taylor sie fröhlich nach. «Siehst du mein Eis, Tante Al? Das habe ich von ihm! Mein neuer bester Freund.»
Nick machte sich auf ein Donnerwetter gefasst, auf Gelächter, auf irgendeine Reaktion. Doch es blieb totenstill. Als er endlich seinen Mut zusammennahm und zu ihr aufblickte, stellte er fest, dass Alexa ihn fassungslos, sprachlos und zu seiner Verwunderung irgendwie gerührt anstarrte. Zärtlich fast.
Schließlich räusperte sie sich. «Dann hast du’s also wieder mal geschafft, Kleine. Beiß noch einmal ab und gib mir dann das Eis.»
«Ist gut.»
Nick fragte sich empört, warum sie bei Alexa auf einmal so lammfromm war. Aber dann entschied er sich, lieber dankbar zu sein. Seine Frau wickelte das restliche Eis dick in Papiertücher ein, ehe sie es kurzerhand in dem kleinen Abfalleimer unter dem Waschbecken versenkte. Dann stupste sie Nick beiseite, hob Taylor von der Toilette und nahm ihm das Klopapier aus der Hand, um ihre Nichte rasch zu säubern. Eilig zog sie ihr den Schlüpfer wieder hoch und zupfte das Kleid zurecht. Dann wusch sie sich selbst und Taylor die Hände und putzte ihr zum Schluss noch gründlich den Mund ab, um alle verräterischen Spuren zu tilgen.
Gleich darauf verließ Alexa mit ihrer quietschvergnügten Nichte an der Hand das Bad, gefolgt von einem ziemlich verwirrten Nick. Sie ging vor Taylor in die Hocke und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die Kleine nickte stumm und flitzte dann davon, zurück zu den übrigen Gästen.
«Was hast du zu ihr gesagt?», wollte er wissen.
Alexa lächelte vielsagend. «Dass sie bloß niemandem was erzählen soll, weil sie von uns beiden sonst nie wieder im Leben ein Eis bekommt. Diese Sprache versteht sie, keine Sorge.»
«Du bist nicht sauer?»
«Willst du mich veralbern? Wenn du wüsstest, wie oft ich dem kleinen Engel schon etwas zugesteckt habe. Sie hat geweint, nicht wahr?»
«Ja, und wie. Woher weißt du das?», fragte er erstaunt.
«Weil ich das nur zu gut kenne. Tja, dagegen ist man leider machtlos. Ach, eins noch.»
«Ja?»
«Ich bin gerade ziemlich heiß auf dich. Wie heiß genau, zeige ich dir, wenn wir zu Hause sind.»
Verblüfft sah er sie an. Damit hatte er nicht gerechnet. «Du spielst mit mir.»
Statt einer Antwort überraschte sie ihn mit einem Kuss, bei dem ihm Hören und Sehen verging. Dann wich sie zurück und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. «Nein. Aber später möchte ich auf jeden Fall mit dir spielen. Ausgiebig und in aller Ruhe.»
Damit wandte sie sich um und stolzierte zur Tür hinaus. Er blieb mit einer heftigen Erektion im Schlafzimmer stehen und starrte ihr verdattert hinterher.
Frauen.
Zwei Wochen später grübelte Nick darüber nach, ob einem als Mann jegliche Macht über eine Frau entglitt, sobald man mit ihr im Bett gewesen war.
Nach seiner letzten Präsentation bei Conte stand fest, dass Anfang Januar mit einer Entscheidung in Sachen Hafen zu rechnen war. Trotz seines Widerwillens, der Nick spontan gepackt hatte, als sich der Kerl nach Alexas Befinden erkundigte, war die Besprechung alles in allem gut gelaufen. Die Investoren hatten ihre Auswahl inzwischen auf Nick und StarPrises eingegrenzt, eine große Firma, die in Manhattan ansässig war. Vor Weihnachten würde Nick bei einer Konferenz seinen Gesamtentwurf ausführlich vorstellen. Dies war die letzte, entscheidende Schlacht, der er jedoch mit Zuversicht entgegenblickte, weil Drysell zum Glück voll hinter ihm stand. Ob er aber auch den Grafen überzeugen würde, stand noch völlig in den Sternen, und das machte Nick nervös.
Er konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. In aller Ruhe zu Abend zu essen, sich dann das Spiel der Giants anzuschauen und schließlich mit seiner Frau ins Bett zu gehen. Wenn auch nicht unbedingt, um zu schlafen. Während er die Haustür aufschloss und sich auf der Fußmatte den Schnee von den Schuhsohlen streifte, überschlug er im Kopf, wie lange er brauchen würde, um zu essen und
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