Plötzlich blond 2 - Neues von der Superbeauty wider Willen
Straße war um diese nächtliche Stunde verlassen. Große fluffige Schneeflocken kamen vom Himmel niedergerieselt, zwar noch nicht so viele, als dass der Schnee liegen geblieben wäre, aber genug, dass es einfach wunderschön aussah. Ich war immer noch heilfroh, dass ich meine Stiletto-Sandalen vorhin gegen ein Paar Stiefel von Marc Jacobs eingetauscht hatte. Steven hatte die Heizung aufgedreht, aber sobald ich aus dem Auto stieg, würde meine Lederjacke nicht warm genug sein. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich immer noch mein Neckholder-Abendkleid
trug. Wenigstens hatte sich Cosabella auf meinem Schoß breitgemacht und spendete mir ein bisschen Wärme.
»Ich hab noch nicht ganz verstanden, wohin wir eigentlich wollen«, fragte Lulu jetzt. Sie hatte sich die Chauffeursmütze von Tom aufgesetzt, die er im Wagen liegen gelassen hatte. Sie passte ziemlich gut zu ihrem blondierten Pagenkopf, den sie hin und wieder mal mit Extensions verlängerte, jedoch nicht heute Abend. »Aber das ist eigentlich gerade das Aufregende daran! Das ist wie eine Schnitzeljagd! Ist Nikki nicht großartig? Sie weiß einfach, wie man auf einer Party den meisten Spaß hat!«
Keine Ahnung, ob Lulu sich nur einreden wollte, dass alles in Ordnung war, oder ob sie sich tatsächlich nicht darüber im Klaren war, dass die Sache hier ernst war. Sie schien immer noch auf Wolke sieben zu schweben, nachdem sich herausgestellt hatte, dass sie und Steven astrologisch betrachtet bestens zueinander passten, wenn man denn ihrer Astrologin glauben wollte.
Plötzlich sagte Christopher: »Die nächste Einfahrt müsste es eigentlich sein.«
Steven bog in eine lange Auffahrt ein, die zu beiden Seiten von einer Mauer aus aufeinandergestapelten runden Steinen gesäumt war. Dahinter war ein leicht hügeliger Garten zu erkennen, der mit wunderschönen Bäumen bepflanzt war. Zu dieser Jahreszeit trugen sie allerdings nichts als kahle Äste. Der Himmel färbte sich im Westen bereits zartrosa, und da die Schneewolken ziemlich tief hingen, reflektierten sie die Lichter der nahen Stadt. So war das Gebäude trotz der späten Stunde ziemlich leicht auszumachen. Es handelte sich um ein altmodisches Haus aus roten Ziegeln im Kolonialstil mit schwarzen Fensterläden. In jedem der Fenster brannte ein elektrisches Licht, das aussah wie eine Kerze.
Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass in Kriegszeiten die Frauen immer Kerzen in die Fenster stellten, damit ihre Lieben den Weg nach Hause fänden. Heutzutage hatten die Leute diesen uralten Brauch für die Weihnachtszeit übernommen. Wen wollte wohl Dr. Fong damit nach Hause locken?
Steven fuhr bis zum Ende der Auffahrt, wo sie sich vor dem Eingang zum Gebäude zu einem großen runden Vorplatz erweiterte. Dann erst hielt er an und schaltete den Motor aus.
»Also«, fragte Lulu. Dabei drehte sie sich zu uns um und sah uns erwartungsvoll vom Vordersitz aus an. Die Chauffeursmütze hatte sie sich schief aufgesetzt, was frech wirkte. »Was jetzt?«
Durch die getönten Scheiben der Limousine betrachtete ich das Haus. Auch wenn es nicht eben klein war, hatte es doch auch nicht die einschüchternde Größe von ein paar der anderen Villen, an denen wir vorbeigekommen waren. Fast wirkte es schon »normal« - die Art von Haus, an dem man vorbeifährt und das einem nicht sonderlich auffällt, bei dem man sich nicht fragt, wer wohl darin wohnen mag, bei dem man nicht denkt: Himmel, genau in so einem Haus möchte ich eines Tages auch wohnen. Es war einfach nur … da.
Abgesehen von Brandons sanftem Geschnarche herrschte im Wagen Totenstille.
Ich hob Cosabella hoch, die immer noch reglos auf meinem Schoß lag, und kletterte über Christophers Beine auf die Wagentür zu.
»Was …« Christopher klang beunruhigt. »Warte auf mich.«
»Und auf mich auch«, meinte Steven, der ebenfalls ausstieg.
»Ich komm auch mit«, rief Lulu.
Und so folgte mir auf dem Weg zu Dr. Fongs Haustür eine kleine Schar von Menschen - eigentlich alle, die in der
Limo mitgefahren waren, außer Brandon, der keinen Mucks getan hatte. Draußen war es unglaublich kalt. So kalt, dass ich das Gefühl hatte, meine Nasenlöcher würden zufrieren, wenn ich zu tief Atem holte. In der Luft lag ein angenehmer Duft nach Holzfeuer. Es war völlig still - totenstill - in Dr. Fongs Nachbarschaft, nur unsere Schritte waren zu hören, als wir den vereisten Pfad zur Haustür entlangmarschierten.
Als wir dort angekommen waren, hob ich den schweren gusseisernen Türklopfer
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