Plötzlich blond 2 - Neues von der Superbeauty wider Willen
verschwand durch die Tür und schloss sie leise hinter sich. Ich warf Lulu einen fragenden Blick zu.
»Oh Mann«, sagte sie, ein breites Grinsen in ihrem frisch geschrubbten Gesicht. »Das lief doch ganz gut, oder? Findest du nicht?«
Mit einem frustrierten Stöhnen ließ ich mich neben ihr aufs Sofa fallen. Mir war klar, dass mir wieder mal eine schlaflose Nacht bevorstand.
FÜNFZEHN
»Oh Mann, ist das aufregend«, sagte Lulu zum wiederholten Mal.
»Ist es nicht«, versicherte ich ihr, ebenfalls zum tausendsten Mal. Ich hatte echt keinen Schimmer, warum sie so vehement darauf bestanden hatte, mitzukommen. Na ja, klar, einen Grund konnte ich mir natürlich schon vorstellen. Aber so richtig glauben konnte ich es nicht. Ich hatte nämlich die Vermutung, dass es mit dem ein Meter achtzig großen Mann zusammenhing, der mit uns gerade den Flur entlangging und krampfhaft versuchte, nicht vor Wut zu platzen, als er feststellte, dass wir ihn ausgerechnet in eine Highschool in Manhattan geschleift hatten.
Nein, noch schlimmer, eine Highschool mitten in Manhattan um zwanzig vor acht in der Früh. Und er fand sich in Begleitung von einem der bekanntesten Teenie-Supermodels des Landes, die ihr Hündchen in einer Louis-Vuitton-Tasche geschultert hatte, während deren beste Freundin, zufällig die Tochter von einem der bekanntesten Filmregisseure des Landes, neben ihr herstöckelte und sich abmühte, mit ihr in ihren zehn Zentimeter hohen Absätzen Schritt zu halten. Keiner schien uns ernsthaft zu beachten, während
wir den Flur entlangstolperten. Na ja, zumindest nicht auffallend.
Was mir echt ein Rätsel blieb, ist die Frage, weshalb sie es gar so offensichtlich machte. Lulu, meine ich, und ihre Besessenheit für Nikki Howards Bruder. Ich war ja schon froh, dass sie sich einigermaßen normal angezogen hatte, mit einer Vintage-Jordache-Jeans und einer ledernen Bomberjacke über einem Alexander-McQueen-Shirt. (Ich musste ihr das Top von Chloé und die Citizens-of-Humanity-Jeans, die ich tragen wollte, regelrecht entreißen. Was im Grunde lächerlich war, denn ich war doch einen ganzen Kopf größer als sie. Keine Ahnung, wie sie sich einbilden konnte, Nikkis Sachen könnten ihr passen.)
Aber egal. Wegen eines Jungen so früh aufstehen? Aber ich durfte echt nichts sagen. Als die Sache mit den Dinosaurier-Stickern schiefgegangen war zum Beispiel, damals in den ersten Wochen nach meiner Operation, als ich endlich wieder in die Schule gehen durfte, da hatte ich selbst so die ein oder andere Dummheit begangen. In der Hoffnung, ich könnte damit einen ganz bestimmten Jungen beeindrucken … Jeden Morgen hatte ich eine halbe Stunde im Bad verbracht, um mich aufzubrezeln, aber Christopher hatte das noch nicht einmal registriert. Einmal hatte ich mir extra einen überraschend unbequemen und kneifenden Push-up-BH (natürlich ein Modell von Stark) angezogen, aber wieder genau dasselbe: Christopher hatte nichts gecheckt. Kein einziges Mal hatte er den Blick unterhalb meines Kinns gerichtet, um das Ganze zu bewundern.
Also, ich wusste ganz genau, wie es war, wenn man in Lulus Designerschuhen steckte.
Aber dass man es aufregend fand, in der Tribeca Highschool rumzulaufen? Daran war nun wirklich nichts Aufregendes,
wie auch Steven bereits festgestellt hatte. Wenn man mich fragt, war die Sache sogar alles andere als aufregend.
Andererseits war Lulu nie in den Genuss einer ganz normalen amerikanischen Highschool gekommen. Neugierig glotzte sie sämtliche Schüler, die an uns vorbeikamen, an (während die uns ihrerseits mit großen Augen anstarrten und sich zuflüsterten: »War das nicht …?«). Immer wieder rief sie begeistert »Oh Mann, ist die niedlich!« oder »War der nicht süß?«, gerade so als spräche sie über kleine Hündchen und nicht über reale fünfzehn- und sechzehnjährige Highschool-Kids. Irgendwie schien sie gar nicht zu begreifen, dass all diese Leute kaum ein bis zwei Jahre jünger waren als sie.
Aber wenn man ehrlich war, sahen die Schüler hier tatsächlich so aus, als gehörten sie einer anderen Spezies an, da sie genetisch nicht ganz so viel Glück gehabt hatten wie Lulu.
Allerdings war das keine Entschuldigung für Lulus Verhalten.
Unmöglich. Zum Beispiel als sie Frida mit einer Gruppe von Cheerleadern aus dem Unterstufenteam bei den Schließfächern entdeckte, da kreischte sie los: »Oh mein Gott, sieh mal, wer da ist, Nikki! Das ist Frida! Hi, Frida!«
Frida rastete natürlich total aus, als sie uns sah
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